URI: 
       # taz.de -- Chinesische Übernahme von Mediamarkt: Keine kritische Infrastruktur
       
       > Dass eine chinesische Firma Mediamarkt kauft, ist nicht weiter
       > dramatisch. Beim Elektronikriesen werden ohnehin fast nur chinesische
       > Produkte verkauft.
       
   IMG Bild: Mediamarkt-Filiale: Die deutschen Gewinnmargen sind gut
       
       Wenn ein chinesisches Unternehmen in Europa auf Shoppingtour geht, dann
       schrillen erst einmal die Alarmglocken. Durch Übernahmen kann strategisches
       Know-how nach China abfließen. Nun also steigt der Tech-Riese JD.com bei
       [1][der Mediamarkt-Saturn-Mutter Ceconomy] ein. Doch wirkliche Bedenken,
       zumindest unter dem Aspekt der nationalen Sicherheit, dürfte die
       Transaktion nicht auslösen. Beim Elektronikhandel dreht es sich schließlich
       um keine kritische Infrastruktur.
       
       Für die Marken Mediamarkt und Saturn selbst dürfte der Einstieg der
       Chinesen eine gute Nachricht sein. Denn auf dem chinesischen Markt hat sich
       JD, nach Umsatz das zweitgrößte E-Commerce-Unternehmen der Welt, einen
       exzellenten Ruf erarbeitet – allen voran, was die Qualität angeht. Das
       lässt sich von anderen Wettbewerben nicht sagen: Bei anderen Plattformen
       wimmelt es nur so vor Produktfälschungen.
       
       Zumindest die jüngsten Aussagen [2][des JD-Gründers Richard Liu] deuten auf
       einen behutsamen Umgang mit den deutschen Traditionsmarken hin. Man setze
       auf „lokalen Handel, lokale Infrastruktur, lokale Mitarbeiter, lokale
       Beschaffung, lokale Lieferung“, sagte der 51-Jährige kürzlich. Doch unklar
       ist, ob die hochgradige Automatisierung und der flächendeckende Einsatz von
       künstlicher Intelligenz nicht schlussendlich dazu führen werden, dass die
       Anzahl an Verkäufern in den Filialen drastisch abnehmen könnte. Innerhalb
       des Reichs der Mitte hat JD jedenfalls schon früh mit sogenannten Unmanned
       Stores experimentiert – Geschäften, die ohne menschliche Hand auskommen.
       
       Die Motivation der Chinesen beim Kauf von Ceconomy ist kein Geheimnis: Auf
       dem chinesischen Markt tobt, gerade auch im Einzelhandel, ein brutaler
       Preiswettbewerb, und der Binnenkonsum schwächelt. In Deutschland hingegen
       sind die Gewinnmargen weitaus größer. Gleichzeitig werden die meisten
       Waren, die bei Mediamarkt und Saturn verkauft werden, ohnehin innerhalb
       Chinas gefertigt. Dass man nun auch versucht, die Verkaufserlöse in Teilen
       wieder zurück nach China zu holen, liegt auf der Hand.
       
       31 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Halbleiter-in-der-Automobilbranche/!5813216
   DIR [2] https://ir.jd.com/management/richard-qiangdong-liu
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Fabian Kretschmer
       
       ## TAGS
       
   DIR China
   DIR Elektronik
   DIR Bundesregierung
   DIR Lesestück Recherche und Reportage
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kabinett Merz: Vom Saturn über die Eifel bis auf den Bauernhof
       
       Bei der Besetzung des Merz-Kabinetts war Fachexpertise nicht immer
       ausschlaggebend. Die neuen Minister*innen im Porträt.
       
   DIR Lebensentscheidungen: Was hätte sein können
       
       Die Liebe, der Job, die (falschen) Freunde: Entscheidungen gehören zum
       Leben, nicht immer sind sie richtig. Vier Geschichten übers Hadern und
       Hoffen.
       
   DIR Konsumterror: Geiz geiler als Schlaf
       
       Die Mitternachtseröffnung eines Elektronikmarkts lockt rund 2.000
       Schnäppchenjäger auf den Alexanderplatz. Anders als bei der
       Mediamarkt-Eröffnung 2007 bleibt das Shoppen friedlich.