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       # taz.de -- Regierungs-Leibwächter in Schweden: Sportliche Eitelkeit als nationales Sicherheitsrisiko
       
       > Schwedische Regierungs-Leibwächter haben Jogging-Daten auf einer
       > Trainingsplattform geteilt. So wurden geheime Aufenthaltsorte führender
       > Politiker öffentlich.
       
   IMG Bild: Ulf Kristersson, schwedischer Ministerpräsident mit Bodyguard
       
       Härnösand taz | Sie sollen die schwedische Regierung und das Königshaus
       eigentlich vor allen Gefahren schützen, die hochrangigen Vertretern eines
       Staates drohen könnten. In einer nun von vielen Seiten bestaunten
       Sorglosigkeit veröffentlichten allerdings mehrere Leibwächter über Jahre
       die Daten ihrer Fitnesstracker auf der [1][Trainings-Plattform Strava].
       Nicht nur Zeiten und Pulsfrequenzen, sondern auch genaue Standort-Angaben
       von Laufrunden.
       
       Die Zeitung Dagens Nyheter (DN) zeigte nun auf, wie leicht sich aus den bis
       dahin offen zugänglichen Informationen nachvollziehen ließ, was eigentlich
       Top-Secret sein sollte. Dazu gehören Lauf-Routinen, Aufenthaltsorte und gar
       der geheime Wohnort von [2][Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson].
       
       Im schlimmsten Fall könnten die Daten dafür genutzt werden, eine Tat gegen
       ihn zu planen, schlussfolgert DN – und ist damit nicht allein. Als „sehr
       ernst“ bezeichnete eine Sicherheitsexpertin die Erkenntnisse: Mögliche
       [3][feindliche Akteure würden alle öffentlich zugänglichen Informationen
       nutzen], um Personen und ihre Bewegungsmuster zu kartografieren.
       
       Schon der Job als Leibwächter bei der schwedischen Sicherheitspolizei Säpo
       ist eigentlich geheim, doch wenn jemand immer wieder von deren Zentrale
       nach Hause joggt, oder sogar einen Standort innerhalb des Gebäudes teilt,
       braucht es bei entsprechendem Interesse wohl nicht viel, um auf dessen
       besondere Rolle zu kommen.
       
       ## Über 1000 veröffentlichte Einheiten
       
       1400 veröffentlichte Trainingseinheiten von insgesamt sieben Leibwächtern
       hat DN nach eigenen Angaben dokumentiert. Alle sieben Personenschützer
       seien im vergangenen Jahr [4][für den Schutz von Personen in Schwedens
       Machtzentrum] zuständig gewesen.
       
       Als Beispiel gilt etwa ein privater Wochenendtrip [5][des
       Ministerpräsidenten und seiner Frau] auf die Åland-Inseln. Nirgendwo wurde
       das öffentlich mitgeteilt – nur die Lokalzeitung berichtete, das Paar sei
       gesehen worden. Leibwächter seien ebenfalls vor Ort gewesen.
       
       Einer dieser Leibwächter veröffentlichte allerdings an diesem Wochenende
       die Daten von zwei Joggingrunden, die beide direkt vor einem der besten
       Hotels am Platz starteten und endeten.
       
       Auf ähnliche Weise seien auch Informationen etwa über die Parteichefin der
       Sozialdemokraten, Magdalena Andersson, und den [6][Schwedendemokraten-Chef
       Jimmie Åkesson] öffentlich gewesen. Auch eine eigentlich geheime Reise des
       schwedischen Königspaares auf eine Insel im Indischen Ozean war demnach auf
       der Trainings-Plattform online nachzuverfolgen.
       
       ## Sicherheitspolizei bestätigt Verstöße
       
       Die schwedische Regierung bestätigte zunächst nur, dass sie die Angaben
       bekommen habe. Details zur Sicherheitszusammenarbeit kommentiere man nicht.
       [7][Justizminister Gunnar Strömmer] sagte schließlich, man nehme die
       Angaben sehr ernst und sei in engem Kontakt mit der Säpo.
       
       Die wiederum räumte ein, dass d[8][ie Daten benutzt werden könnten, um ihre
       Arbeit zu kartografieren]. Offenbar seien Vorschriften in gewissen Fällen
       nicht eingehalten worden. Die für Personenschutz zuständige
       Abteilungsleiterin Carolina Björnsdotter Paasikivi sagte: „Wir ergreifen
       nun Maßnahmen, um zu verhindern, dass das erneut passiert.“
       
       9 Jul 2025
       
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