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       # taz.de -- Drusengebiet im Süden von Syrien: Syrische Armee beginnt mit Abzug aus Suwaida
       
       > Nach Kämpfen, bei denen es wohl mehr als 350 Tote gab und Israel
       > zugunsten der Drusen eingriff, verkündet US-Außenminister Rubio eine
       > Waffenruhe.
       
   IMG Bild: Syrische Regierungssoldaten am vergangenen Montag im Westen der Provinz Suwaida: Jetzt sollen sie aus der Region abziehen
       
       Damaskus/Suweida afp | Nach den [1][blutigen Kämpfen der vergangenen Tage
       im Süden Syriens] hat die Armee nach Angaben der Regierung mit ihrem Abzug
       aus der Stadt Suwaida begonnen. Der Abzug aus der Hauptstadt der
       gleichnamigen Provinz sei Teil einer Waffenruhe-Vereinbarung „nach dem
       Wegfegen gesetzloser Gruppen aus der Stadt“, erklärte das
       Verteidigungsministerium in Damaskus am Mittwochabend.
       
       Syriens Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa sagte indes, die Verantwortung
       für die Sicherheit im vorwiegend von Drusen bewohnten Suwaida an örtliche
       Vertreter übergeben zu haben.
       
       Weiter sagte al-Scharaa am Donnerstag in einer Fernsehansprache, dass die
       für die Gewalt gegen die religiöse Minderheit der Drusen verantwortlichen
       Akteure zur Rechenschaft gezogen würden. „Wir sind entschlossen, diejenigen
       zur Rechenschaft zu ziehen, die das Volk der Drusen misshandelt haben, das
       unter dem Schutz (…) des Staates steht“, sagte al-Scharaa.
       
       In Suwaida war es seit dem Wochenende zu blutigen Auseinandersetzungen
       zwischen verschiedenen Volksgruppen und der Armee gekommen, bei denen nach
       den Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mehr als
       350 Menschen getötet wurden.
       
       ## Innenministerium sagt „Einstellung aller Militäreinsätze“ zu
       
       Nachdem am Sonntag Kämpfe zwischen der religiösen Minderheit der Drusen und
       sunnitischen Beduinen begonnen hatten, schickte die islamistische Regierung
       in Damaskus am Montag Soldaten in die Provinz Suwaida. Am Dienstagmorgen
       rückten die Regierungstruppen in die gleichnamige Provinzhauptstadt vor.
       Kurz danach eskalierte die Gewalt.
       
       Am Mittwochabend erklärte die syrische Regierung dann, die Armee habe mit
       ihrem Abzug aus der Stadt Suwaida begonnen. Laut dem vom syrischen
       Innenministerium veröffentlichten Text der Waffenruhe-Vereinbarung wurde
       eine „vollständige und sofortige Einstellung aller Militäreinsätze“
       zugesagt. Ein Ausschuss aus Regierungsvertretern und religiösen Anführern
       der Drusen soll demnach die Umsetzung der Vereinbarung überwachen.
       
       In den Konflikt griff auch das Nachbarland Israel ein, das als Schutzmacht
       der Drusen auftritt. Die israelische Armee griff am Mittwoch ein
       „militärisches Ziel“ in der Zone des Präsidentenpalastes in Damaskus sowie
       [2][das Hauptquartier der syrischen Armee in der Region Damaskus] an.
       Israel verlangt den Abzug der syrischen Regierungstruppen aus der
       Drusen-Region nahe der Grenze zu Israel.
       
       Der syrische Übergangspräsident kritisierte in seiner Fernsehansprache
       Israel für seine Angriffe „auf zivile und staatliche Einrichtungen“. Diese
       hätten zu einer „erheblichen Komplikation“ geführt und die Dinge in
       Richtung einer „massiven Eskalation“ getrieben.
       
       ## Al-Scharaa lobt US-Vermittlung
       
       Gleichzeitig lobte Al-Scharaa die Vermittlung der USA, der arabischen
       Staaten und der Türkei in dem Konflikt. Die Vermittlung habe dazu geführt,
       dass die Region vor einem „unbekannten Schicksal“ bewahrt werden konnte,
       sagte der Übergangspräsident.
       
       Zuvor hatte Scheich Jussef al-Dscharbuh, einer der drei wichtigsten
       religiösen Anführer der syrischen Drusen, die zehn Punkte der
       Waffenruhe-Vereinbarung im Staatsfernsehen verlesen. Demnach ist „die
       vollständige Integration der Provinz“ Suwaida in „den syrischen Staat“
       vorgesehen. Ein anderer Anführer der Drusen, Scheich Hikmat al-Hidschri,
       lehnte die Vereinbarung mit der islamistischen Regierung allerdings ab.
       
       US-Außenminister Marco Rubio hatte am Mittwochabend eine Vereinbarung zur
       Beilegung des Konflikts in Syrien verkündet. „Wir haben uns auf konkrete
       Schritte verständigt, die diese besorgniserregende und erschreckende
       Situation heute Abend beenden“, erklärte Rubio im Onlinedienst X. Nun
       müssten alle Parteien „die Zusagen einlösen, die sie gemacht haben“. Mit
       Blick auf das Eingreifen Israels sprach Rubio von „einem Missverständnis
       zwischen der israelischen und der syrischen Seite“.
       
       Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte töteten
       syrische Regierungskräfte nicht nur drusische Kämpfer, sondern auch zu der
       Minderheit gehörende Zivilisten. Nach den jüngsten Angaben der Aktivisten
       vom Donnerstag wurden seit dem Beginn der Kämpfe am Sonntag 79 drusische
       Kämpfer und 55 Zivilisten getötet. Außerdem seien 189 Angehörige des
       Verteidigungs- und Innenministeriums sowie 18 beduinische Kämpfer getötet
       worden.
       
       Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle bezieht ihre
       Informationen von einem Netzwerk von Aktivisten vor Ort. Ihre Angaben
       können oft nicht unabhängig überprüft werden.
       
       Die von al-Schaara angeführte islamistische HTS-Miliz und mit ihr
       verbündete Gruppierungen hatten im Dezember den langjährigen syrischen
       Machthaber Baschar al-Assad gestürzt. Die HTS ist ein früherer Zweig von
       Al-Kaida, hatte sich jedoch vor Jahren von dem Terrornetzwerk losgesagt.
       Der frühere Dschihadist al-Schaara bemüht sich seit seinem Amtsantritt um
       ein moderateres Image. Die neue syrische Führung hat wiederholt versichert,
       die Minderheiten im Land schützen zu wollen.
       
       17 Jul 2025
       
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