# taz.de -- Truppenabzug aus Senegal: Frankreich verlässt Westafrika
> Mit der Übergabe der Basis „Camp Geille“ an Senegal endet Frankreichs
> Militärpräsenz in der Region. Ein Bruch der Länder soll dies nicht sein.
IMG Bild: Militärische Zeremonie bei der Übergabe des letzten französischen Camps im Senegal am 17. Juli
Dakar taz | Die französische Flagge am Eingang der Militärbasis „Camp
Geille“ in Dakars Stadtteil Ouakam weht nicht mehr im Wind. Stattdessen
hängt dort nun die senegalesische Nationalfahne. In einer feierlichen
Zeremonie hat Frankreich am Donnerstag seine letzten Militäreinrichtungen
in Senegal an das westafrikanische Land zurückgegeben – rund 65 Jahre nach
dessen Unabhängigkeit von Frankreich.
Eine kurze, schlicht gehaltene Zeremonie, bei der die senegalesische Flagge
gehisst und symbolisch der Schlüssel zur Basis übergeben wurde, markierte
auch das Ende der ständigen Militärpräsenz in ganz Westafrika. Mit der
Rückgabe des „Camp Geille“, der größten französischen Militäreinrichtung in
Senegal, und der Rückgabe der militärischen Luftwaffenstation am Flughafen,
ist Frankreichs Rückzug aus der Region nun vollendet.
Zu Spitzenzeiten hatten auf der Basis rund 400 französische Soldatinnen und
Soldaten mit ihren Familien gelebt. Zuletzt waren nur noch etwa 200
französische Armeemitarbeiter*innen dort stationiert gewesen. Seit
März war die Anzahl des französischen Personals systematisch reduziert und
die Übergabe vorbereitet worden.
## Ein Streben nach Souveränität
Der Rückzug geht auf eine veränderte politische Landschaft in der Region
zurück. Zahlreiche Länder Westafrikas hatten sich aus dem Bestreben nach
einer vollständigen Souveränität in den vergangenen Jahren von der
[1][ehemaligen Kolonialmacht] abgewandt. Frankreich hatte in Mali, Niger,
Burkina Faso, Tschad, Gabun, der Elfenbeinküste und Senegal auch nach der
Unabhängigkeit der Länder weiterhin militärische Basen unterhalten und war
in ganz Westafrika stark präsent gewesen.
Seit 2022 aber, mit dem Beginn der Putsche in den Sahelländern Mali,
Burkina Faso und Niger, hatte sich Paris notgedrungen zurückgezogen.
Lediglich im zentralafrikanischen Gabun sind noch einige wenige
französische Soldat*innen präsent, die dort weiterhin die Ausbildung des
gabunischen Militärs unterstützen. Ansonsten ist die einzig verbleibende
voll operative französische Militärbasis auf dem afrikanischen Kontinent im
ostafrikanischen Dschibuti.
In Senegal geht das Ende der Militärpräsenz auf die im März 2024 [2][neu
gewählte Regierung] unter Präsident Bassirou Diomaye Faye zurück. Faye und
dessen Premierminister Ousmane Sonko hatten im Sinne einer „echten
Unabhängigkeit“ ihres Landes [3][den Abzug der ehemaligen Kolonisatoren
gefordert].
„Senegal ist ein unabhängiges Land, es ist ein souveränes Land, und die
Souveränität verträgt sich nicht mit Militärbasen in einem souveränen
Land“, hatte Faye in einem Interview im November 2024 gesagt, und
hinzugefügt: „Wir haben keine Militärstützpunkte im Ausland. Es ist daher
normal, dass wir keine ausländischen Elemente auf unserem Boden
akzeptieren“.
## Neue Partnerschaft auf Augenhöhe
Die Aussagen hatten in Paris für Überraschung gesorgt, schlussendlich aber
den Abzug eingeläutet. Wie Präsident Bassirou Diomaye Faye jedoch mehrfach
beteuerte, handelt es sich nicht um einen Bruch mit Frankreich. Stattdessen
soll die Partnerschaft neu ausgelegt und auf Augenhöhe gelebt werden.
Demnach besteht weiterhin die Absicht, in Ausbildungsfragen mit Frankreich
zu kooperieren.
„Wir müssen unsere Partnerschaften in einem dynamischen Afrika, dessen
Jugend viele Hoffnungen mit sich bringt, neu erfinden. Dies erfordert eine
echte Transformation unseres Ansatzes gegenüber den afrikanischen Ländern
und unseren afrikanischen Partnern“, sagte General Pascal Ianni, Leiter des
französischen Armeekommandos für Afrika, bei der Übergabe am Donnerstag.
Dafür brauche es keine ständigen Stützpunkte. Nun gehe es darum, die
Zukunft der strategischen Partnerschaft zu definieren, die für die
Stabilität der Region von entscheidender Bedeutung sei. Dies solle
gemeinsam, unter strikter Wahrung der Interessen und Souveränität beider
Länder geschehen.
18 Jul 2025
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## AUTOREN
DIR Helena Kreiensiek
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