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       # taz.de -- Radfreundlichkeit von Bahnhöfen im Test: Besser zum Zug kommen
       
       > Fast eine Million Menschen pendeln in Schleswig-Holstein jeden Tag mit
       > Rad und Bahn zur Arbeit. Im ADFC-Test der Bahnhöfe fällt ein Drittel
       > durch.
       
   IMG Bild: So geht es richtig: Fahrradparkplatz am Bahnhof von Lübeck
       
       Rendsburg taz | Ein Ungenügend gibt es für den Kieler Hauptbahnhof, das
       Ostseebad Eckernförde schneidet dagegen mit einer glatten Eins ab: Der
       Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hat die 180 Bahnhöfe in
       Schleswig-Holstein auf ihre Rad-Freundlichkeit getestet. Im Vergleich zur
       ersten Auswertung 2023 hat sich die Lage an vielen Orten verbessert. Aber
       ein knappes Drittel schneidet mit einer Fünf oder Sechs ab.
       
       „Umsteiger“ heißt das Fahrradparkhaus direkt am Kieler Hauptbahnhof. 600
       bewachte Parkplätze, dazu Radverleih, Reparaturen und Inspektionen – es
       klingt, als hätte die Landeshauptstadt alles richtig gemacht. Im
       [1][Ranking des ADFC] steht unterm Strich aber nur eine Fünf. „Bei rund
       23.600 Personen, die jeden Tag in Kiel ein- und aussteigen, reichen 600
       Plätze im Parkhaus und weitere rund 200 auf der Freifläche einfach nicht
       aus“, erklärt Jan Voß, Landesgeschäftsführer des ADFC.
       
       Zum zweiten Mal sind die Mitglieder des Vereins ausgeschwärmt und haben
       alle Bahnhöfe des Landes bewertet. Neben der Zahl der Rad-Stellplätze ging
       deren Qualität in die Note ein: Feste Bügel bringen mehr Punkte als die
       Abstellanlagen, in die nur das Vorderrad eingeklemmt werden kann.
       
       Wichtig ist, wie im Fall Kiel, wie viele Menschen den Bahnhof nutzen, ob
       sie dort nur umsteigen oder ob es ihr Start- oder Zielbahnhof ist. Die
       Zahlen bekam der ADFC vom Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein, abgekürzt
       Nah.sh, der im Auftrag des Landes den Bahnverkehr in Schleswig-Holstein
       organisiert. Nah.sh hat ein eigenes Konzept für Bike+Ride-Anlagen
       entwickelt, in rund 40 Kommunen stehen die [2][Mini-Parkhäuser] bereits.
       Sehr empfehlenswert, findet Jan Voß: „Es gibt ein einheitliches Design mit
       einem Modulsystem, es braucht keine Ausschreibung – das ist ein
       niedrigschwelliges Angebot für die Kommunen.“
       
       Dieses Angebot hat unter anderem Eckernförde angenommen. Das Ostseebad
       gehört damit zu den Sieger-Städten der ADFC-Auswertung: Im Jahr 2023
       schnitt die Stadt mit Note Fünf ab, jetzt gab es eine Eins. „Das ist ein
       schönes Beispiel einer mittelgroßen Stadt, die investiert und damit ihren
       Bahnhof deutlich aufgewertet hat“, lobt Voß.
       
       Damit ist Eckernförde nicht allein: Im Vergleich zum ersten Bahnhofs-Test
       haben sich viele der Stationen verbessert, lautet das Fazit des ADFC. „Das
       zeigt, dass die Kommunen das Thema Fahrradparken zunehmend ernst nehmen“,
       sagt Stephanie Meyer, Landesvorsitzende des ADFC Schleswig-Holstein.
       
       Doch in das Lob mischt sich auch Kritik: Rund 30 Prozent der getesteten
       Bahnhöfe bieten laut der Untersuchung nur ungenügende oder mangelhafte
       Abstellmöglichkeiten. 29 Bahnhöfe verfügen über gar keine guten
       Stellplätze.
       
       Eine mangelhafte Bewertung erhielten viele der größeren Städte, darunter
       Flensburg, Schleswig, Rendsburg, Neumünster und Itzehoe. Alle haben zwar
       einige gute und gesicherte Rad-Stellplätze, die meisten aber deutlich zu
       wenig im Vergleich zu ihrer Größe. In Neumünster etwa steigen täglich rund
       15.200 Menschen ein und aus, Radplätze finden sich nur 344. Allerdings
       haben diese Städte auch vergleichsweise gute Busnetze – dieses Kriterium
       habe der ADFC nicht einbezogen, sagte Voß auf Nachfrage.
       
       Insgesamt [3][pendelt fast eine halbe Million Menschen] in
       Schleswig-Holstein über Kreis- und Landesgrenzen täglich per Bahn zur
       Arbeit. Dank E-Bike könnten viele von ihnen aus einer Entfernung von bis zu
       zehn Kilometern [4][mit dem Rad zum Zug] kommen. „Aber nur, wer sein Rad am
       Ende des Tages unbeschädigt wiederbekommt, nutzt es auch für die Fahrt zum
       Bahnhof“, sagt Stephanie Meyer. Sichere und komfortable Abstellanlagen
       seien daher essenziell.
       
       25 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://sh.adfc.de/bike-and-ride
   DIR [2] /Fahrrad-Parkhaeuser-im-Norden-Deutschlands/!5923275
   DIR [3] /Regisseurin-ueber-Nahverkehr-im-Speckguertel/!5919935
   DIR [4] /Fahrradfeindlicher-Nahverkehr/!6089845
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Esther Geißlinger
       
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