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       # taz.de -- Monsun trifft Pakistan: Überschwemmungen fordern viele Menschenleben in Pakistan
       
       > Die Regenzeit ist für Südasien lebenswichtig. Doch in den vergangenen
       > drei Wochen sind in Pakistan bereits über 180 Menschen regen bedingt
       > gestorben.
       
   IMG Bild: Überflutungen nach Monsun im pakistanischen Rawalpindi am 17. Juli
       
       Mumbai taz | Während andernorts Regen fehlt, hat er in Pakistans
       bevölkerungsreichster Provinz seit Ende Juni Tod und Zerstörung gebracht.
       Sintflutartige Regenfälle und Gewitter lösten in Punjab Überschwemmungen
       aus, die Hunderte Häuser zerstörten. Auch Dämme brachen. So starben im
       Punjab innerhalb von 24 Stunden mindestens 63 Menschen bei schweren
       Monsunregen, über 500 wurden verletzt.
       
       Dadurch stieg die Zahl der durch den Monsun in den vergangenen drei Wochen
       landesweit verursachten Todesopfer auf mindestens 180, meldet der
       Nachrichtensender Al-Jazeera. Verantwortlich dafür waren nicht nur die
       Überschwemmungen, sondern auch instabile Häuser.
       
       In den Millionenstädten Islamabad und dem benachbarten Rawalpindi legten
       Sturzfluten, überlaufende Abflüsse und überschwemmte Wohnviertel das Leben
       in Teilen lahm. Fahrzeuge wurden weggespült. Um Menschen zu Hause in
       Sicherheit zu wissen, erklärte die Verwaltung von Rawalpindi den Donnerstag
       zum Feiertag.
       
       Das nationale Wetteramt warnte, der starke Regen werde bis Freitag
       anhalten. Armeehubschrauber und Boote waren im Einsatz, um Familien, zu
       retten, die in den Fluten eingeschlossen waren.
       
       ## Opposition wirft Regierung fehlende Vorbereitung vor
       
       Die Regierung von Punjab verhängte den Ausnahmezustand und verbot damit
       Versammlungen von mehr als fünf Personen sowie das Schwimmen in Gewässern
       bis Ende August. Bewohner:innen gefährdeter Gebiete wurden
       aufgefordert, sich mit Lebensmitteln und Medikamenten für drei bis fünf
       Tage einzudecken.
       
       Premierminister Shehbaz Sharif besuchte das nationale Notfalleinsatzzentrum
       und drückte seine Trauer über den Tod der Menschen aus. Er betonte, dass
       die Schäden in diesem Jahr aufgrund von Präventivmaßnahmen aber geringer
       ausfielen. Dennoch hätten die Wolkenbrüche außergewöhnliche Bedingungen
       geschaffen. Laut Behörden lagen die Niederschläge 30 bis 40 Prozent über
       dem Durchschnitt.
       
       Die pakistanische Politikerin Sherry Rehman sagte dagegen, dass die
       Überschwemmungen lange im Voraus vorhergesagt wurden, aber „es wurde keine
       angemessene Planung vorgenommen“. Man habe nichts aus den Vorjahren gelernt
       und sei wieder einmal unvorbereitet gewesen.
       
       ## Gletscherschmelze verschärft die Lage
       
       Fahad Saeed, Klimaexperte beim Berliner Wissenschaftskonsortium Climate
       Analytics, warnt seit Jahren vor den Folgen der Erderwärmung, insbesondere
       für Südasien. Die Region sei bis zu 15-mal stärker betroffen als andere.
       „Das Ausmaß der jüngsten Katastrophe ist enorm“, sagt er der taz mit Blick
       auf die Todesopfer.
       
       Diese folgte auf eine Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 48 Grad
       Celsius in der Gebirgsregion Gilgit-Baltistan. „Im Juni haben wir im Norden
       des Landes Gletscherschmelzen beobachtet, die zu Überschwemmungen von
       Gletscherseen führten“, erklärt er. Das verschärfe die Lage zusätzlich.
       
       Hinzu komme die wirtschaftliche Not, die es vielen Menschen erschwere, über
       die Runden zu kommen. Saeed warnt, dass extreme Wetterereignisse das Risiko
       von Ernährungsunsicherheit erhöhen und weitere klimabedingte Todesfälle
       nach sich ziehen könnten.
       
       Seit den [1][schweren Überschwemmungen 2022], bei denen 1.760 Menschen ihr
       Leben verloren, habe er jedoch keine Änderungen der Klimapolitik
       beobachtet, obwohl das Land einen Koordinator für Klimawandel hatte sowie
       kürzlich einen Minister dafür ernannt hat.
       
       In den pakistanischen Medien fand die Katastrophe zwar Erwähnung, doch die
       Berichterstattung blieb überschaubar. „Das Problem ist, dass Katastrophen
       zur Norm geworden sind“, sagt Saeed.
       
       18 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Klimaexperte-ueber-Flut-in-Pakistan/!5874975
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Natalie Mayroth
       
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