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       # taz.de -- Friedensvereinbarung für DR Kongo: Zähneknirschender Waffenstillstand
       
       > Kongos Regierung und M23-Rebellen unterzeichnen in Katar eine Waffenruhe.
       > In ihrer Vereinbarung verpflichten sie sich auch zu Friedensgesprächen.
       
   IMG Bild: Auf dem Podium mit Katars Außenminister in der Mitte: Regierungsvertreter Sumbu Sita Mambu, Rebellenvertreter Benjamin Mbonimpa
       
       Kampala taz | Zähneknirschend schütteln sich die beiden kongolesischen
       Delegationsleiter die Hand und gucken in die Kamera. Die Blitzlichter der
       Kameras flackern [1][in dem großen Festsaal] in Katars Hauptstadt Doha.
       
       Unter Federführung von Katars Außenminister unterzeichneten Kongos
       Regierung und die kongolesischen Rebellen der M23 (Bewegung des 23. März)
       am Samstag [2][eine „Grundsatzvereinbarung“], die den Krieg im Osten der
       Demokratischen Republik Kongo beenden soll.
       
       Die Wortakrobatik soll den Begriff Abkommen vermeiden. Denn ein
       Friedensabkommen ist es nicht wirklich, sondern lediglich die
       Absichtserklärung, miteinander in Verhandlungen darüber zu treten.
       
       Denn bislang hatte Kongos Präsident Félix Tshisekedi stets lauthals
       erklärt, er werde „niemals mit den Terroristen verhandeln“. Die M23 hat als
       militärischer Arm des Rebellenbündnisses AFC (Allianz des Kongo-Flusses)
       mit Unterstützung Ruandas wichtige Teile Ostkongos unter ihre Kontrolle
       gebracht.
       
       ## Konkrete Schritte innerhalb von zehn Tagen
       
       Jetzt also doch. Die Vereinbarung legt nun die Grundlage für einen
       beiderseitigen allumfassenden Waffenstillstand und öffnet den Weg „zur
       friedlichen Beilegung der Streitigkeiten, der auf Diplomatie und
       Verhandlungen statt auf feindlicher Gewalt oder Rhetorik beruht“.
       
       Konkret sagen beide Seiten zudem zu, einen Mechanismus für die Übergabe der
       politischen Gefangenen beider Seiten auszuarbeiten, die „sichere und
       freiwillige“ Rückkehr von Geflüchteten und Vertriebenen zu unterstützen
       sowie die Zivilbevölkerung zu beschützen und dabei mit der UN-Mission im
       Kongo (Monusco) zusammenzuarbeiten. All dies soll in den nächsten zehn
       Tagen umgesetzt werden.
       
       Doch wie immer steckt der Teufel im Detail. Denn der vierte Punkt der
       Vereinbarung lautet „Wiederherstellung der Autorität des Staats“, und im
       nächsten Satz ist von „auf dem ganzen Staatsgebiet“ die Rede. Bedeutet dies
       also konkret den Rückzug der M23-Rebellen aus dem von ihr eroberten Gebiet?
       
       ## Rebellen wollen keine Gebiete aufgeben
       
       „Die M23 wird sich nicht zurückziehen“, [3][verneinte
       M23-Verhandlungsführer Benjamin Mbonimpa] direkt nach der Unterzeichnung,
       „keinen einzigen Meter.“ Diese Frage werde erst dann verhandelt, wenn man
       mit der Regierung die „tiefergehenden Ursachen des Konflikts“ besprochen
       habe, und dies sei noch nicht passiert.
       
       Kongos Regierung hingegen besteht darauf, dass die M23 die eroberten
       Gebiete zurückgibt. Der wichtigste Punkt der Vereinbarung sei, dass die
       „verfassungsmäßige Ordnung respektiert“ werde, also auch „die Integrität
       des Territoriums“, [4][erklärte Regierungssprecher Patrick Muyaya].
       
       In der Erklärung heißt es: „Die Parteien erkennen an, dass die
       Wiederherstellung der Regierungsgewalt die logische Konsequenz einer
       wirksamen Lösung der Konfliktursachen durch ein Friedensabkommen ist.“
       
       ## Beide Seiten sind auch für neue Kämpfe gewappnet
       
       Immerhin, dass die Absichtserklärung überhaupt zustande kam – daran hatten
       viele bis zum letzten Moment gezweifelt. Denn an sämtlichen Frontlinien hat
       es in den vergangenen Tagen erneut Kampfhandlungen gegeben, Verstärkung und
       Kriegsgerät wurde von beiden Seiten in Position gebracht.
       
       Doch offenbar wurde diplomatischer Druck ausgeübt. In den vergangenen Tagen
       hat Kongos Regierung in der Hauptstadt Kinshasa zwei lukrative Abkommen mit
       US-Firmen unterzeichnet. Die M23 wiederum hat Druck aus Ruanda erfahren.
       
       Ruandas und Kongos Außenminister hatten Ende Juni in Washington [5][ein
       Abkommen unterzeichnet], die Unterzeichnung durch die beiden
       Staatspräsidenten steht noch aus. Ruanda hat darauf gepocht, dass Kongos
       Regierung zunächst mit der M23 direkt verhandeln muss, und hat den
       M23-Rebellen abgerungen, sich darauf einzulassen. Dies ist nun also
       geschehen.
       
       Die eigentlichen Gewinner sind die USA, deren Unternehmen Zugang zu
       lukrativen Rohstoffen erleichtert werden soll, sowie Katar, das sich als
       Friedensstifter inszenieren kann.
       
       20 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://x.com/MofaQatar_EN/status/1946630865380851961
   DIR [2] https://scooprdc.net/2025/07/19/doha-voici-lintegralite-de-la-declaration-de-principe-en-appui-eu-processus-de-paix-signee-entre-le-gouvernement-congolais-et-le-m23-afc/
   DIR [3] https://x.com/KivuRepublic/status/1946523206593953943
   DIR [4] https://x.com/StanysBujakera/status/1946508309864861700
   DIR [5] /Ruanda-und-DR-Kongo-schliessen-Abkommen/!6097013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schlindwein
       
       ## TAGS
       
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