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       # taz.de -- CDU-Politikerin Saskia Ludwig: Diskutieren bei einer Gruselshow in Ungarn
       
       > CDU-Abgeordnete Ludwig zeigte sich auf einem Podium offen für eine
       > Zusammenarbeit mit der AfD. Alice Weidel dürfte das freuen – sie saß im
       > Publikum.
       
   IMG Bild: Fröhliches Stelldichein: CDU-Politikerin Saskia Ludwig (links) mit Maximilian Tichy und AfD-Chefin Alice Weidel
       
       Wien taz | „Die Brandmauer muss fallen – eher früher als später“, mit
       diesen Worten begrüßte Bence Bauer Saskia Ludwig am Wochenende auf einem
       Panel in Ungarn. Die CDU-Abgeordnete war einer Einladung zum
       Netzwerktreffen der illiberalen Rechten, dem MCC Feszt in Esztergom,
       gefolgt, um dort über den Zustand der Bundesregierung zu diskutieren. Mit
       Ludwig auf der Bühne saßen am Freitagabend neben dem Leiter des
       regierungsnahen Budapester Deutsch-Ungarischen Instituts Bauer auch Max
       Tichy von der neurechten Plattform „Tichys Einblick“. Die illustre
       Zusammenkunft hatte die Journalistin Annika Brockschmidt publik gemacht,
       die darüber [1][auf Bluesky berichtete.]
       
       Auf dem Podium verteidigte Ludwig, [2][die derzeit unter Plagiatsverdacht
       steht,] ihre umstrittenen Positionen zur Zusammenarbeit mit der AfD. „In
       Ostdeutschland ist es kein großes Problem zu sagen, dass wir ein Problem
       mit der Brandmauer haben, aber in Westdeutschland sehr wohl“, sagte sie
       laut dem rechtskonservativen ungarischen Regierungsmedium „Mandiner“.
       
       Im Publikum dürften Ludwigs Äußerungen auf offene Ohren gestoßen sein.
       [3][Fotos zeigen AfD-Chefin Alice Weidel in der ersten Reihe unter den
       Zuhörenden.] Auf weiteren Bildern ist zu sehen, wie Weidel und Ludwig sich
       anlachen und freundlich begrüßen.
       
       „Mandiner“ zitierte Ludwig mit den Worten, dass es in Ostdeutschland „ein
       anderes Verständnis von Demokratie“ gebe – man rede dort mit allen. An eine
       Koalition mit der AfD glaubt Ludwig demnach trotzdem nicht so schnell,
       „weil zu viel darüber geredet wurde, dass eine rechte Partei das Schlimmste
       wäre“. Kommunale Zusammenarbeit mit der AfD könne jedoch der „erste
       Schritt“ sein.
       
       Besonders scharf attackierte Ludwig die staatliche Finanzierung von
       Nichtregierungsorganisationen. Diese nähmen „sehr viel unserer Steuergelder
       weg, um nicht nur gegen die AfD, sondern auch gegen die CDU zu kämpfen“.
       NGOs würden ohne gesellschaftliches Mandat versuchen, linke Politik
       durchzusetzen.
       
       ## Orbán deutet erstmals eigenen Rückzug an
       
       [4][Bence Bauer, der bis 2020 in leitender Funktion für die unionsnahe
       Konrad-Adenauer-Stiftung tätig war,] sagte, die CDU müsse erkennen, dass
       eine Zusammenarbeit mit der AfD „im eigenen Interesse“ liege. Spätestens
       bei den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern im
       Herbst 2026 werde sich die Brandmauer-Politik ändern. CDU-Abgeordnete
       Ludwig räumte ein, dass ihre konservativen Positionen in der eigenen Partei
       umstritten sind. „Vielleicht in zehn Jahren, aber jetzt nicht“, werde ihr
       die Partei noch dankbar sein für ihr hartes Auftreten. Die Union reagierte
       auf taz-Anfrage zunächst nicht auf den Auftritt Ludwigs in Ungarn.
       
       Das Aufgebot der Redner beim diesjährigen MCC-Festival liest sich wie ein
       Who is Who der internationalen Rechten. Dominic Cummings, der Architekt des
       Brexit und ehemalige Chefberater von Boris Johnson, diskutierte über
       politische Strategien. Ayaan Hirsi Ali, die niederländisch-amerikanische
       Autorin und Kritikerin des politischen Islam, sprach über Einwanderung.
       Peter Thiel, Silicon-Valley-Milliardär und Antidemokrat, redete über die
       Auswirkungen künstlicher Intelligenz.
       
       Ungarns Premier Viktor Orbán sprach eine Stunde lang über die Weltpolitik
       und den ungarischen Platz darin. Die gesamte EU stehe – bis auf Ungarn und
       die Slowakei – im Krieg mit Russland, kritisierte er. Einmal mehr warnte
       Orbán vor „möglicherweise hundert Millionen Menschen“, die sich aus Afrika
       Richtung Europa bewegen würden. Den EU-Migrationspakt will Ungarn nicht
       umsetzen. Erstmals deutete Orbán auch seinen möglichen Rückzug an: „Es wird
       eine Gelegenheit geben, einen geeigneteren Menschen zu finden“ – doch noch
       sehe sein Lager in seiner Führung „die größte Chance auf Sieg“. Im Frühling
       2026 finden ungarische Parlamentswahlen statt, die Orbáns Fidesz Umfragen
       zufolge durchaus verlieren könnte.
       
       Orbán höchstpersönlich war es, der das MCC zum einflussreichen Thinktank
       und zur internationalen Plattform gegen den liberalen Westen ausbauen ließ.
       2020 stattete er das MCC mit einem Budget von über einer Milliarde Euro
       aus, unter anderem in Form von Anteilen am teilstaatlichen Mineralölkonzern
       MOL. Dies übersteigt die Mittel nahezu aller ungarischen Universitäten. Das
       MCC entwickelte sich damit in kürzester Zeit zur zentralen Denkfabrik für
       eine EU-kritische Agenda, die von Budapest bis ins Silicon Valley reicht.
       
       3 Aug 2025
       
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