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       # taz.de -- Netanjahu will Gazastreifen besetzen: Hör auf zu zögern, Merz!
       
       > Will der Kanzler wirklich ein Ende der israelischen Kriegsverbrechen
       > bewirken? Dann müssen jetzt Konsequenzen folgen.
       
   IMG Bild: Soldaten an der Grenze zu Gaza: Das israelische Militär hat die Ausweitung seiner Operationen angekündigt
       
       Benjamin Netanjahu will den Gazastreifen vollständig besetzen und dafür
       die Kampfhandlungen ausweiten. Obwohl Bundeskanzler Friedrich Merz den
       israelischen Premierminister doch kürzlich mit so großem Nachdruck
       aufgefordert hatte, den Krieg zu beenden und sich bitte endlich an das
       Völkerrecht zu halten.
       
       Selbst der Realitätsverweigerungsexperte Merz kann die Realität nicht
       länger ignorieren: Will er in Zukunft noch ernst genommen werden und, viel
       wichtiger, tatsächlich zu einem Ende der israelischen Kriegsverbrechen
       beitragen, müssen auf Israels Ignorieren aller deutschen Forderungen auch
       [1][Konsequenzen folgen].
       
       Aus Regierungskreisen ist zu vernehmen, dass die Bereitschaft, innerhalb
       der Koalition nächste Schritte zu gehen, jüngst tatsächlich größer geworden
       sei. In der Kabinettssitzung am Mittwoch könnte man also endlich
       beschließen, den wichtigsten Hebel, den Deutschland in der Hand hat, zu
       betätigen: die [2][Absage an das EU-Assoziierungsabkommen mit Israel] zu
       unterstützen. Das ist bislang am deutschen Veto gescheitert.
       
       Ein solcher Schritt wäre nicht nur überfällig, um Israel zum Ende seines
       [3][genozidalen Vorgehens] zu drängen. Er würde auch die Frage klären, ob
       Deutschland weiter in seiner selbst verschuldeten [4][europäischen
       Isolierungspose verharren will]. Oder ob es mit seinen EU-Partnern und
       Großbritannien zusammenarbeitet und damit Europa zu einem ernstzunehmenden
       Akteur macht. Will Merz außenpolitisch künftig irgendetwas erreichen, ist
       er auf eine gemeinsame Linie mit Macron, Starmer und Co. angewiesen – auch
       jenseits von Gaza.
       
       ## Gegenwind aus den eigenen Reihen
       
       Das grausame, am Wochenende veröffentlichte [5][Hamas-Propagandavideo] hat
       den Wind in der Koalition aber wohl erneut in die andere Richtung gedreht.
       Der proisraelische Kern in der Union, darunter etwa der Außenexperte
       Roderich Kiesewetter, nahm das Video zum Anlass, gegen einen Kurswechsel zu
       wettern: Deutschland müsse weiterhin „unverbrüchlich an der Seite Israels
       stehen“, eine Perspektive für Gaza gebe es nur, wenn die Hamas vollständig
       zerschlagen sei. Schlüssig ist das nicht.
       
       Keine Frage: Die Hamas begeht fortwährend Kriegsverbrechen, die Geiseln
       müssen schnellstmöglich freikommen. Doch Netanjahu weiter zu unterstützen,
       wird a) dazu nicht beitragen und b) rechtfertigt die Grausamkeit der Hamas
       immer noch nicht das Töten und [6][Aushungern der palästinensischen
       Zivilbevölkerung durch Israel].
       
       Bibis Kriegsführung dient nicht der Zerschlagung der Hamas oder der
       Geiselbefreiung – beides ist ja offensichtlich in fast zwei Jahren nicht
       gelungen. Trotz großer Verluste hält die Hamas immer noch ihre Stellung.
       Sie ist weiterhin fähig, die israelischen Streitkräfte (IDF) aus Tunneln
       heraus anzugreifen. Und die Israelis wiederum kommen an die Geiseln nicht
       heran.
       
       Netanjahus „Plan“ ist ein anderer: den Krieg in die Länge zu ziehen, Druck
       von rechts außen zu besänftigen und zu hoffen, dass sich irgendwann die
       Möglichkeit ergibt, mithilfe der USA die Vertreibungs- und Annexionspläne
       umzusetzen.
       
       5 Aug 2025
       
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