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       # taz.de -- Künstlerin über Bäume in der Stadt: „Bäume haben viel zu erzählen“
       
       > Bäume sind Teil der Stadtgesellschaft. Julia Nordholz lässt sie in ihrer
       > Hamburger Soundinstallation „Parlament der Bäume“ zu Wort kommen.
       
   IMG Bild: Nicht Teil des Projekts aber sicher gut informiert über Segler*innen, Touris und Millionäre: Bäume an der Hamburger Außenalster
       
       taz: Julia Nordholz, warum lassen Sie in ihrem Kunstprojekt Hamburger Bäume
       mit den Stimmen von Schauspieler*innen wie Lisa Hagmeister und Bjarne
       Mädel sprechen? 
       
       Julia Nordholz: Mir ist es wichtig, dass wir den Bäumen als einem Teil
       unserer Stadtgesellschaft zuhören. Es geht darum, sich einmal in ihre
       Position hineinzuversetzen und sich so Gedanken über die Stadtnatur zu
       machen.
       
       taz: Ist es für Sie der Idealfall, wenn jemand nichts ahnend spazieren geht
       und plötzlich eine Stimme hört, die aus einem Baum kommt? 
       
       Julia Nordholz: Genau. Wenn man in der Stadt plötzlich einen Baum sprechen
       hört, sorgt das für eine Verwirrung auf der künstlerischen Ebene, die dann
       dafür sorgt, dass einige Menschen innehalten und zuhören.
       
       taz: Sind Ihre sprechenden Bäume nicht auch eine Lärmbelästigung? 
       
       Nordholz: Sie haben nicht an allen Orten Lautsprecher, denn wir wollen ja
       keine Dauerbeschallung in den Wohngebieten machen. Aber man kann die
       Tonspur auch über die mobilen Geräte hören.
       
       taz: Und was erzählen die Bäume so? 
       
       Nordholz: Ich habe für ihre Texte in verschiedenen Hamburger Stadtarchiven
       recherchiert. Diese alten Bäume sind ja schon viel länger Teil der
       Stadtgesellschaft als die Zeitspanne eines Menschenlebens, und so haben sie
       einen umfassenderen Blick auf die Entwicklung der Stadt.
       
       taz: Welcher Baum ist denn der Älteste in Ihrem Parlament aus Holz? 
       
       Nordholz: Die Klopstock-Linde in Altona wurde 1805 auf dem Grab des
       Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock gepflanzt. Und ich erzähle in dem
       Text nicht nur Geschichten zu dem Baum selber, sondern auch zu der
       Stadtgeschichte um ihn herum, denn in der fanden in den 220 Jahren viele
       Transformationen statt.
       
       taz: Sie geben ja vor allem bekannten Bäumen wie auch der Lehmann-Platane
       in Planten un Blomen eine Stimme. Gibt es auch bei Bäumen einen
       Promi-Bonus? 
       
       Nordholz: Tatsächlich ist es wissenschaftlich belegt, dass [1][Bäume] älter
       werden, wenn man ihnen einen Namen gibt. Sie werden dann als etwas
       Besonderes angesehen und [2][wie ein Ehrenmal behandelt.] Heute passiert es
       aber kaum noch, dass Bäume einen Titel bekommen und auch davon erzählt die
       Klopstock-Linde aus ihrer Sicht.
       
       taz: Mit den Sprachaufnahmen der Schauspieler*innen, der technischen
       Ausstattung und einem Beiprogramm mit Workshops und Performances scheint
       das ja ein ziemlich aufwendiges Kunstprojekt zu sein. Steckt da viel
       Fördergeld drin? 
       
       Nordholz: Nein. Ich bin gut vernetzt, weil ich schon in vielen
       verschiedenen Kultursparten in Hamburg gearbeitet habe. Ich bin zum
       Beispiel Sounddesignerin und konnte die Sprachaufnahmen ziemlich günstig
       machen. Außerdem gehöre ich zu einem Kollektiv, in dem ich die Elektronik
       zusammengebastelt und die Software selber programmiert habe. Und ich habe
       als Schauspielerin am Thalia Theater gearbeitet und kenne da viele
       Kolleg*innen. [3][Bjarne Mädel] habe ich bei Dreharbeiten kennengelernt und
       ihn einfach mal gefragt, ob er nicht Lust hat mitzumachen. Denn er würde
       einen klasse Baum abgeben.
       
       taz: Und wie kommt es, dass Sie so vernarrt in Bäume sind? 
       
       Julia Nordholz: Ich komme aus einem Dorf in Niedersachsen, in dem es mehr
       Bäume als Einwohner gibt. Dort bin ich schon früh auf die Bäume geklettert
       und habe im Wald rumgebutschert. Wie mein Name schon sagt, gehöre ich in
       den Wald und fühle mich auch wie ein Nordholz.
       
       7 Aug 2025
       
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