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       # taz.de -- Neues Gesetz zur CO2-Speicherung: Fossile Argumentationshilfe
       
       > Die Bundesregierung will Abscheidung und Speicherung von CO2 erlauben.
       > Das hilft Klimaschutz wenig. Stattdessen stützt es die Fossilen.
       
   IMG Bild: Katherina Reiche (CDU), Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, schreitet bei der Gesetzgebung voran
       
       Es ist eines dieser Gesetze, deren Folgen sich noch nicht überblicken
       lassen: Die Bundesregierung will den Einsatz von sogenannter
       CCS-Technologie erlauben, also das Auffangen und Speichern von CO2. Die
       Technologie gilt vielen als nötig, um unvermeidbare CO2-Emissionen zum
       Beispiel bei der Zementherstellung aufzufangen, sodass sie die Erde nicht
       weiter erhitzen.
       
       Wirtschaftsministerin Reiche geht aber einen großen Schritt weiter: Auch
       Stahl- und Chemieindustrie sollen CCS nutzen dürfen, sogar Gaskraftwerke.
       Lange war unumstritten, dass alle vermeidbaren CO2-Emissionen tatsächlich
       vermieden werden müssen, bevor die CO2-Speicherung zur Option wird. Reiche
       ignoriert das.
       
       Profitieren wird davon erstmal niemand. Es gibt weltweit nur eine einzige
       Fabrik, die ihre CO2-Emissionen teilweise abscheidet und speichert. Ihren
       Beton muss sie als Premiumprodukt vermarkten. Forscher*innen gehen
       mittelfristig von Kosten zwischen 150 und 250 Euro pro Tonne abgeschiedenem
       CO2 aus. Sehr wahrscheinlich wird es deswegen für fast alle Industrien
       billiger sein, zum Beispiel das zur Hitzeerzeugung eingesetzte Gas mit
       Wasserstoff zu ersetzen, statt eine CCS-Anlage an den Schlot zu schrauben.
       
       ## Mehr Pipelines sorgen für mehr Umweltzerstörung
       
       Sollte Deutschland CO2-Pipelines und -Speicher errichten, entstehen
       Risiken: Mehr Pipelines bedeuten meist mehr Umweltzerstörung. Austretendes
       CO2 kann nur unter unglücklichsten Umständen für Menschen tödlich sein,
       ausgeschlossen sind solche Unfälle aber nicht.
       
       Freuen wird sich [1][vor allem Reiche selbst]. Sie kann nun mit Verweis auf
       das Gesetz behaupten, doch etwas für den Klimaschutz zu tun, obwohl sich
       der Nutzen frühestens in den 2030er Jahren zeigen wird. Genauso können
       Betreiber von Gaskraftwerken argumentieren, dass es keinen Gasausstieg
       braucht, weil sie mit der CO2-Abscheidung gar nicht mehr klimaschädlich
       sind – obwohl das ihren Betrieb unbezahlbar macht. Bis bei der Technologie
       wundersame Durchbrüche gelingen, ist das neue CCS-Gesetz eher
       Argumentationshilfe für Fossile als ernsthafter Fortschritt beim
       Klimaschutz.
       
       6 Aug 2025
       
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