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       # taz.de -- Radsport als Motorsport: Die Boliden des Radlers
       
       > Das Auto ist für Events wie die Tour de France wichtig. Dabei entdecken
       > ausgerechnet Radprofis ihre Liebe zu teuren Wagen.
       
   IMG Bild: Ohne vier keine zwei Räder: Tour of Austria 2025
       
       Die [1][Tour de France] der Männer ist das größte Motorsportevent des
       Jahres. Es sind zwar Radfahrer, die da drei Wochen lang um die Wette
       radeln, aber ohne Autos und Motorräder geht nichts bei der großen Rundfahrt
       durch Frankreich. Wer einmal am Streckenrand gestanden hat, um auf die
       Durchfahrt des Pelotons zu warten, wird den Geruch verbrannten Benzins und
       Diesels nicht so schnell aus der Nase bekommen.
       
       Mit den Autos, die die Strecke absperren, geht es los. Es soll ja
       schließlich kein unbefugtes Fahrzeug die Straßen kreuzen, wenn die Laster
       der kilometerlangen Werbekarawane an den Zuschauenden vorbeifahren. Dann
       sind da noch die Betreuer in den Pkw der Teams, die Verantwortlichen der
       Tour gehen auch nicht zu Fuß und es gibt die Motorräder mit dem TV-Kameras,
       deren Bilder über die Hubschrauber, die über der Strecke fliegen, in die
       Welt gesendet werden. Ach ja, die Luxusbusse und Foodtrucks der Teams
       müssen ja auch irgendwie durch Frankreich kommen. Auch der Tross der
       Journalisten und Techniker der übertragenden Fernsehanstalten sucht sich
       Tag für Tag den schnellsten Weg über die Straßen, um rechtzeitig vor den
       Radlern im Ziel zu sein.
       
       Dennoch gibt es immer noch Radsportfans, die in ihrer Liebe zum Rennbetrieb
       glauben, dass ein Radrennen so etwas wie ein Beitrag zu einer ökologischen
       Verkehrswende ist. Anders jedenfalls ist der kleine Shitstorm nicht zu
       verstehen, in den der niederländische Radsportheros [2][Mathieu van der
       Poel] geraten ist, als er auf Instagram stolz seinen neuen Werbepartner
       präsentiert hat: einen Anbieter von Exklusivflügen in Privatjets. Dass van
       der Poel trotz seiner imposanten Beinmuskulatur nicht wirklich ein
       Bioradler ist, hätten die empörten Fans wissen können. Van der Poel war
       schon ein bekennender Fan des Sportwagenherstellers Lamborghini, bevor ihn
       dieser mit einem Werbevertrag ausgestattet hat.
       
       Auch Tourdominator [3][Tadej Pogačar], der sich so gerne als bescheidener
       Normalo mit Wohnsitz in Monaco darstellt, ist ein Freund übermotorisierter
       Boliden. Zur Belohnung für seine unzähligen Erfolge kauft er sich
       Sportwagen. Im Netz sind Bilder zu finden, die ihn neben einem Porsche 991
       GT3 Weissach zeigen, für den er bestimmt an die 300.000 Euro hat hinlegen
       müssen. Ein Kindheitstraum sei das gewesen, hat seine Freundin Urška Žigart
       erzählt.
       
       ## Geschichten vom anderen Ferrari
       
       Wundern wird sich darüber kaum jemand. Die schnellsten Radler der Welt
       hatten schon immer einen Faible für schnelle Autos. Als Deutschlands
       beliebtester Dopinganwender [4][Jan Ullrich] 2002 mit reichlich Alkohol im
       Blut einen Unfall baute, war er in einem Porsche unterwegs.
       
       Natürlich gab es immer auch Ferrari-Enthusiasten im Peloton. Einer davon
       war der belgische Klassikerspezialist [5][Tom Boonen], der seinen
       Sportwagen von einem Airbrushkünstler in Pastellfarben mit derart
       kitschigen Motiven hat umspritzen lassen, dass man getrost von einer
       Geschmacksverirrung sprechen kann. Eine Christusfigur über dem rechten
       Hinterrad mit der Sprechblase „Jesus saves my tyres“ ist da noch nicht mal
       die schlimmste Entgleisung.
       
       Eine doppelte Beziehung zu Ferrari hatte der italienische Profi Pippo
       Pozzato. Der posierte nicht nur gerne mit seinem feuerroten Schlitten, er
       unterhielt auch engen Kontakt zu [6][Michele Ferrari,] jenem italienischen
       Sportarzt, der bei den Radlern so beliebt war, weil er ihnen neben
       Trainingsplänen auch leistungssteigernde Mittel verordnete. Mit welchem
       Auto der mehrfach als Sportbetrüger verurteilte Ferrari unterwegs war, wenn
       er seine Radler begleitet hat, ist dem [7][Autor dieser Zeilen] leider
       nicht bekannt.
       
       8 Aug 2025
       
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