URI: 
       # taz.de -- Galerie-Aus am Alexanderplatz: Poker um die Zentral- und Landesbibliothek
       
       > Die Eigentümerin droht den Mietvertrag auslaufen zu lassen, sollte die
       > ZLB nicht in die Immobilie geholt werden. Doch der Senat ist nicht
       > machtlos.
       
   IMG Bild: Shoppen oder lesen? Die Zukunft der Galeria-Filiale am Alexanderplatz ist ungewiss
       
       Berlin taz | Entweder die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) kommt an den
       Alexanderplatz oder Galeria macht an dem Standort für immer dicht – so in
       etwa lässt sich die Haltung der Galeria-Immobilieneigentümerin Commerz Real
       zusammenfassen.
       
       „Das Warenhaus in der bisherigen Form ist Vergangenheit“, teilt ein
       Sprecher des Unternehmens in einem Rundschreiben mit. Laut Commerz Real
       gibt es zwei Optionen: In der ersten, vom Unternehmen favorisierten,
       [1][zieht die ZLB in das Gebäude des jetzigen Warenhauses] und des gerade
       im Bau befindlichen Büroturms. Die Galeria-Filiale wird auf ein Drittel,
       von derzeit 36.000 auf 12.000 Quadratmeter verkleinert, bleibt aber
       erhalten.
       
       Als zweite Variante schlägt Commerz Real eine Mischnutzung vor, bei der
       Galeria, wenn überhaupt, nur eine von vielen Einzelhändlern und
       Gastronomieangeboten ist. „Diverse Interessensbekundungen von renommierten
       Anbietern liegen uns bereits vor“, sagt der Sprecher zur taz.
       
       Mit der Drohung, den Warenhausstandort am Alex zu begraben, sollte der
       Senat in Sachen ZLB nicht einlenken, bringt die Commerz Real die
       Landesregierung in die Bredouille. Denn die will sowohl das
       traditionsreiche Warenhaus erhalten als auch die 350 Arbeitsplätze: „Wir
       wollen, dass der Standort erhalten bleibt und dass Galeria dort eine
       langfristige Perspektive bekommt“, sagt Wirtschaftssenatorin Franziska
       Giffey. Doch die SPD-Politikerin stellt die Bedingung, dass den
       Beschäftigten eine langfristige Perspektive geboten wird, bevor der Senat
       Zusagen zu einem möglichen Umzug der Landesbibliothek macht.
       
       ## ZLB offen für neuen Standort
       
       Die ZLB ist schon seit Jahren auf der Suche nach einer zentralen Lösung für
       ihre bislang auf zwei Standorte aufgeteilten Bibliotheken. Zuletzt war
       [2][das ehemalige Kaufhaus Galeries Lafayette in der Friedrichstraße im
       Gespräc]h. Der Vorschlag scheiterte aber an mangelnder Finanzierung seitens
       des Senats. Auch dem Alexanderplatz erteilte Giffey im Juni eine Absage.
       Der Umzug sei „unter keinen Umständen finanzierbar“, so die Senatorin.
       
       Die ZLB selbst begrüßt den Vorstoß. Es werde dringend ein zentraler
       Standort benötigt, so eine Sprecherin zur taz. Und der Alexanderplatz sei
       gut geeignet. Flächenangebot und Struktur des Gebäudes seien passend, und
       auch die Lage im Stadtraum und der Nahverkehrsanschluss seien günstig.
       
       Der Druck für eine Einigung steigt, denn schon im Februar 2026 läuft
       Galerias Mietvertrag mit der Commerz Real aus. Schließt die Filiale im
       Februar, müssten schon jetzt Sozialpläne für die Mitarbeiter:innen
       erstellt werden. Doch die Verhandlungen zwischen Senat und Eigentümerin
       starten erst wieder im September, wenn die Sommerpause vorbei ist und
       Commerz Real ein umfassendes Konzept zur Finanzierung und Gestaltung
       vorlegt.
       
       Um Zeit zu gewinnen, verhandeln Galeria und Commerz Real derzeit über eine
       Verlängerung des Mietvertrags bis August. Doch [3][laut einem Bericht der
       Morgenpost] stecken die Verhandlungen fest, weil Commerz Real vier
       Millionen Euro für die Sanierung des Gebäudes fordert. Unter dem
       Voreigentümer Signa wurden jahrelang Sanierungsmaßnahmen verschleppt,
       aufgrund der laufenden Verträge muss der Kaufhauskonzern selbst für die
       Kosten aufkommen.
       
       ## Senat nicht machtlos
       
       Galeria, die gerade erst aus dem dritten Insolvenzverfahren innerhalb
       weniger Jahre kommt, konnte demnach bislang nur ein Viertel der Summe
       anbieten. Die Commerz Real betont, nur wenn es zu einer Lösung mit der ZLB
       kommen sollte, würden die Kosten für die Sanierung mit der Miete Galerias
       verrechnet – und macht so weiter Druck, um die Bibliothek in die Immobilie
       zu holen.
       
       So oder so muss laut der Eigentümerin das Warenhaus für die Dauer der
       Sanierung komplett schließen. Im Juni hieß es noch, die Sanierung könne im
       laufenden Betrieb absolviert werden.
       
       Laut dem arbeitspolitischen Sprecher der Linksfraktion, Damiano Valgolio,
       hat der Senat aber noch einen Hebel, um die Zukunft Galerias am Alex zu
       sichern. Der weiterhin gültige [4][städtebaulichen Vertrag mit der
       Vorbesitzerin Signa] aus dem Jahr 2022 sichert den Erhalt eines
       Großwarenhauses an dem Standort zu. „Ein Mall-Konzept ist ausgeschlossen“,
       sagt Valgolio. Auch etwaige Sanierungen seien demnach nur im laufenden
       Betrieb gestattet.
       
       Der Senat sollte den Hebel des Vertrags nutzen, um den Galeria Standort in
       ausreichender Größe zu sichern, fordert Valgolio. Denn es sei fraglich, ob
       das Kaufhaus mit nur einem Drittel seiner ursprünglichen Fläche Bestand
       haben könne. „Die Frage ist, wie sehr traut sich der Senat, sich mit der
       Commerz Real anzulegen?“
       
       7 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Neuer-Anlauf-fuer-Buecherei-Umzug/!6093622
   DIR [2] /Besetzung-des-Lafayette-in-Berlin/!6053474
   DIR [3] https://www.morgenpost.de/berlin/article409546875/es-geht-um-millionenbetraege-galeria-am-alex-erneut-in-gefahr.html
   DIR [4] /Galeria-Karstadt-Kaufhof-Insolvenz/!5918811
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jonas Wahmkow
       
       ## TAGS
       
   DIR Karstadt
   DIR Insolvenz
   DIR Alexanderplatz
   DIR Social-Auswahl
   DIR Reden wir darüber
   DIR Bibliothek
   DIR Bibliothek
   DIR Zentralbibliothek
   DIR Berlin Alexanderplatz
   DIR Karstadt
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Debatte über Berliner Zentralbibliothek: Schön – aber guten Gewissens nicht bezahlbar
       
       Es gibt gute Argumente, die ZLB an einem neuen Ort unterzubringen. Die 600
       Millionen Euro dafür gingen aber zu Lasten dringenderer Angebote.
       
   DIR Zentral- und Landesbibliothek: 600 Millionen für einen schönen Schlafplatz
       
       Im Galeria-Kaufhaus am Alexanderplatz wird über die Zukunft der ZLB
       diskutiert. Ein Umzug dorthin würde rund 600 Millionen Euro kosten.
       
   DIR Der ZLB-Umzug und das liebe Geld: Alles kostet zu viel
       
       Ein Umzug der ZLB ins Kaufhaus am Alex ist noch nicht ganz vom Tisch. Der
       Senat will beim Bund vorsprechen. Der hat Geld für kulturelle
       Infrastruktur.
       
   DIR Zukunftspläne am Alexanderplatz: Buhlen um die Bücher
       
       Haben sich der Investor von Galeria und die Zentral- und Landesbibliothek
       geeinigt? Das ist unklar. Gut ist aber, dass Galeria nicht ausziehen muss.
       
   DIR Galeria-Karstadt-Kaufhof Insolvenz: Von Anfang an ein schlechter Deal
       
       Die Schließung zweier Filialen im Zuge der Warenhausinsolvenz wirft ein
       zweifelhaftes Licht auf den Deal des Senats mit der Eigentümerin Signa.