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       # taz.de -- Hardrockszene streitet wegen Nahost: Schlimmes Gegniedel über Gaza
       
       > Eine Onlinefehde über den Gaza-Krieg entzweit die anglo-amerikanische
       > Musikzene. Den Opfern in Nahost hilft Virtue Signalling im Pop aber
       > keineswegs.
       
   IMG Bild: Mitglieder der Band Kneecap beim Coachella Valley Music and Arts Festivals am 18. April 2025 in Indio, Kalifornien
       
       In der Chronik der fortschreitenden politischen Überhitzung von Popkultur
       ist wieder einen Entgrenzung zu vermelden. Nun wird auch das eher
       unpolitische Genre Metal von aufgepeitschten Mitteilungsbedürftigen
       polarisiert.
       
       Mit der sogenannten „Kneecap vs. Draiman“-Fehde hat die aktivistische
       Beeinflussung des Genres durch den Gazakrieg begonnen. Traurig – immerhin
       war Metal bislang ein Genre, das von Virtue Signalling, Empörungsritualen
       und Boykottaufrufen verschont blieb.
       
       Die Vorgeschichte: Im Frühjahr entbrannte ein Beef zwischen [1][der
       irischen HipHop-Crew Kneecap] und David Draiman, Sänger der US-Metal-Band
       Disturbed. Kneecap zeigte beim Coachella-Festival die Botschaften „Fuck
       Israel/Free Palestine“ und warf Israel „Genozid“ vor. Bei einem Londoner
       Konzert wedelten die Rapper mit einer Hisbollah-Fahne.
       
       ## Granaten signieren
       
       Draiman, US-Jude mit Familie in Israel, hatte bereits im Juni 2024 eine
       israelische Granate mit dem Spruch „Fuck Hamas“ signiert. Tom Morello,
       ehemaliger Gitarrist der US-Crossoverband Rage Against the Machine, lobte
       Kneecap als „Rage Against the Machine der Gegenwart“. Draiman konterte:
       „Schändlich. Virtue Signalling für jene, die Terror unterstützen und
       Judenhass anstacheln.“
       
       Kneecap reagierten auf Social Media: „Grinsend Bomben zu signieren, die
       dazu bestimmt sind, Kinder zu töten … macht dich zu einem absolut
       widerlichen Arschloch.“ Darauf reagierte Draiman: „Diese Granate war für
       die Hamas bestimmt … Ihr schießt auf Juden? Dann müsst Ihr damit rechnen,
       dass Juden das Feuer erwidern.“
       
       [2][Beim Abschiedskonzert von Black Sabbath] vor wenigen Tagen im
       britischen Birmingham wurde Draiman, dessen Band im Vorprogramm spielte,
       von Teilen des Publikums ausgebuht. Er behauptete, dass Aufnahmen der
       Buhrufe nachträglich manipuliert und im Netz hochgeladen worden seien. Der
       Nutzen dieser Fehde für die Angehörigen der Geiseln, israelische
       Kriegsgegner*innen und palästinensische Aktivist*innen im Kampf
       gegen die Hamas geht wieder einmal gegen null.
       
       ## Spielwiese für Entgleisungen
       
       Es wäre schlicht ätzend, wenn Metal nun zur Spielwiese für politische
       Entgleisungen werden würde, die das Vorgehen der israelischen Armee als
       Genozid bezeichnen, aber kein Wort über die erklärte Vernichtungsabsicht
       der Hamas verlieren. Oder – wenn auch seltener – auf der anderen Seite das
       Schicksal der palästinensischen Zivilbevölkerung ignorieren, indem sie
       Bomben signieren.
       
       Bislang war Metal eine brachiale, weitgehend friedfertige theatralische
       Inszenierungswelt, in der gelegentlich mal jemand von außen anklopfte, um
       vor Satanismus zu warnen. Refugien, in denen man nicht ständig dazu
       aufgefordert wird, sich mit bestenfalls unterkomplexen, schlimmstenfalls
       menschenverachtenden Tiraden auseinandersetzen zu müssen, hätte man halt
       doch gern behalten.
       
       22 Jul 2025
       
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