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       # taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Selenskyj kündigt neues Gesetz zu Antikorruptionsorganen an
       
       > In der Ukraine fürchten Demonstrierende um die Unabhängigkeit der
       > Korruptionsermittler. Selenskyj reagiert nun, indem er ein neues Gesetz
       > ankündigt.
       
   IMG Bild: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, während er im Juni 2025 eine Rede vor dem Europarat hält
       
       ## Selenskyj kündigt neues Gesetz zu Antikorruptionsorganen an
       
       Vor dem Hintergrund neuer Proteste in mehreren ukrainischen Großstädten hat
       Präsident Wolodymyr Selenskyj ein neues Gesetz zur Funktion von
       Antikorruptionsorganen angekündigt. Es werde die Antwort auf alle Sorgen
       der Demonstranten sein und die Unabhängigkeit der Behörden zur
       Korruptionsbekämpfung gewährleisten, versprach er in seiner am Abend
       veröffentlichten Videobotschaft. Der Staatschef warf den Instituten erneut
       „russischen Einfluss“ vor. Das neue Gesetz werde das verhindern. Details
       nannte Selenskyj allerdings nicht.
       
       Tags zuvor hatte das Parlament in Kiew im Eiltempo Gesetznormen
       beschlossen, welche das 2015 geschaffene Nationale Antikorruptionsbüro
       (NABU) und die Spezialisierte Antikorruptionsstaatsanwaltschaft (SAP)
       weitgehend der Generalstaatsanwaltschaft unterstellen. Spontan
       protestierten in mehreren Großstädten Tausende vor allem junge Menschen
       gegen die Novelle und forderten ein Veto des Präsidenten. Dieser
       unterzeichnete das Gesetz noch am Abend und es trat nach der
       Veröffentlichung sofort in Kraft.
       
       Nach dem prowestlichen Umsturz in der Ukraine 2014 wurde mithilfe der USA
       und der EU ein System von Organen geschaffen, das vor allem die Korruption
       bei hochrangigen Politikern und in der Verwaltung bekämpfen sollte. Das
       osteuropäische Land gehört der Nichtregierungsorganisation Transparency
       International zufolge dennoch zu den korruptesten Staaten Europas. (dpa)
       
       ## Kiew und Moskau starten Treffen
       
       Knapp dreieinhalb Jahre nach der russischen Invasion in die Ukraine wollen
       Vertreter beider Länder heute in Istanbul ihre zuletzt stockenden direkten
       Gespräche fortsetzen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die
       Erwartungen an die neue Verhandlungsrunde allerdings bereits gedämpft.
       Seinen Angaben nach wird es auch diesmal nicht um eine Waffenruhe gehen,
       sondern unter anderem um einen Gefangenenaustausch. (dpa)
       
       ## Selenskyj will Gefangenenaustausch vorantreiben
       
       Zu den [1][Gesprächen in Istanbul] sagte Selenskyj, vorrangig für Kiew sei
       die Ausweitung des Gefangenenaustausches und die Rückholung von Kindern,
       die Russland aus den besetzten Gebieten verschleppt habe. Außerdem solle
       das Treffen der Vorbereitung eines Gipfels zwischen ihm und Kremlchef
       Wladimir Putin dienen. Nur auf Ebene der Staatschefs könne eine Waffenruhe
       ausgehandelt werden. Der Kreml hatte ein solches Treffen nicht
       ausgeschlossen, fordert allerdings vorab eine Einigung auf einen
       Friedensplan.
       
       In seiner Videobotschaft, die er erst in der Nacht auf der Plattform X
       veröffentlichte, sagte Selenskyj: „Die Aufgabe ist es, auf einen
       Waffenstillstand hinzuarbeiten. Das ist es, worauf die ganze Welt Russland
       drängt. Ein Treffen auf Ebene der Staatschefs würde auch einen Frieden
       näherbringen.“
       
       Die russische Delegation wird erneut von Präsidentenberater und
       Ex-Kulturminister Wladimir Medinski angeführt. Chefunterhändler auf
       ukrainischer Seite bleibt auch nach seinem Rücktritt als
       Verteidigungsminister Rustem Umjerow. Selenskyj hatte ihn zum Sekretär des
       nationalen Sicherheitsrats ernannt und mit der Aufstellung der neuen
       Delegation beauftragt. (dpa)
       
       ## Bisher Gefangenenaustausche und Rückgaben toter Soldaten
       
       Es ist bereits die dritte Runde direkter Gespräche zwischen den
       Kriegsparteien seit Mai. Zuvor hatte es seit 2022 keine Verhandlungen
       zwischen Moskau und Kyjiw gegeben. Bei den bisherigen Treffen im Mai und
       Juni haben die Unterhändler einen großen Austausch von Kriegsgefangenen
       vereinbart. Freigekommen sind dabei zuletzt junge Soldaten im Alter unter
       25 Jahren und schwer verwundete Kämpfer.
       
       Daneben einigten sich Moskau und Kyjiwauf die Rücküberstellung Gefallener.
       Russland hat eigenen Angaben nach in dem Zusammenhang bislang 7.000 tote
       ukrainische Soldaten an Kiew übergeben – und selbst auch einige Leichen
       erhalten. Über die Zahl der ausgetauschten Gefangenen gibt es keine
       Angaben.
       
       Für einen Frieden ist Russland bislang von seinen Maximalforderungen nicht
       abgerückt, dazu zählen der Verzicht der Ukraine auf den Nato-Beitritt und
       der vollständige Rückzug Kyjiwer Truppen aus den von Moskau annektierten
       Gebieten Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson. Bereits 2014 hatte
       Russland die ukrainische Halbinsel Krim annektiert. Das Land führt seit
       mehr als drei Jahren einen [2][zerstörerischen Angriffskrieg] gegen die
       Ukraine. (dpa)
       
       ## Moskau knüpft Waffenstillstand an Bedingungen
       
       Der Kreml erwartet nach eigener Darstellung von dem Treffen der
       Delegationen in Istanbul eine Annäherung der bislang gegensätzlichen
       Positionen Moskaus und Kyjiws zu den Bedingungen für eine Waffenruhe. Dazu
       sei aber „große diplomatische Arbeit“ nötig, sagte Peskow. Auf einen
       „Durchbruch aus der Reihe Wunder“ rechne er nicht.
       
       Eine bedingungslose Waffenruhe, wie von US-Präsident Donald Trump bereits
       im März vorgeschlagen, hat Putin – im Gegensatz zu Selenskyj – abgelehnt.
       Er begründete dies mit Sorgen über eine Wiederaufrüstung und Neuaufstellung
       der ukrainischen Truppen. Stattdessen plant Russland, seinen Vormarsch
       fortzusetzen, bis es eine endgültige Friedenslösung gibt.
       
       Die russische Führung beharrt darauf, dass die Positionspapiere über
       mögliche Wege zu einem Frieden, die sich die Kriegsparteien übergeben
       hatten, bei der dritten Verhandlungsrunde besprochen werden sollten. Die
       Vorstellungen auf beiden Seiten liegen weit auseinander. (dpa)
       
       ## Proteste in Kyjiw und anderen Städten gegen Gesetz
       
       Derweil warnte in der Ukraine der Chef des Nationalen Antikorruptionsbüros,
       Krywonos, vor dem Verlust der Unabhängigkeit von Organen zur
       Korruptionsbekämpfung. „Wir sind kategorisch dagegen“, sagte er örtlichen
       Medien zufolge in Kyjiw mit Blick auf die Verabschiedung des neuen
       Gesetzes.
       
       Kritiker werfen Selenskyj seit längerem zunehmend autoritäre Tendenzen vor.
       
       Ein Sprecher der EU-Kommission sagte in Brüssel, die EU sei besorgt über
       die jüngsten Maßnahmen der Ukraine. NABU und SAP seien für die Reformagenda
       der Ukraine von entscheidender Bedeutung und müssten unabhängig arbeiten,
       um die Korruption zu bekämpfen.
       
       Selenskyj sagte in seiner Videobotschaft, „die Infrastruktur zur
       Korruptionsbekämpfung wird funktionieren. Nur ohne russischen Einfluss,
       davon muss sie befreit werden“. Seit Jahren lebten Beamte, die aus der
       Ukraine geflohen seien, aus irgendwelchen Gründen im Ausland – „in sehr
       schönen Ländern und ohne rechtliche Konsequenzen – und das ist nicht
       normal“.
       
       Nach dem prowestlichen Umsturz von 2014 ist in der Ukraine vor allem
       mithilfe von der EU und den USA ein [3][System von Behörden zur
       Korruptionsbekämpfung] geschaffen worden. Dieses sollte dabei helfen, die
       notorische Bestechlichkeit in Verwaltung und Politik zu bekämpfen. (dpa)
       
       ## Ukraine meldet Verlust von französischem Kampfjet
       
       Derweil meldete die Ukraine den Verlust eines ihrer französischen
       Mirage-Kampfjets wegen eines technischen Defekts – und damit einen weiteren
       Rückschlag bei ihrer Luftverteidigung. Die „sehr effektive Maschine“ sei
       aber nicht von Russland abgeschossen worden, sagte der ukrainische
       Präsident Wolodymyr Selenskyj am frühen Morgen in seiner Videobotschaft –
       ohne weitere Details zum Absturz mitzuteilen. Der Pilot habe es geschafft,
       sich selbst zu retten.
       
       Die Kampfjets sollen es der Ukraine ermöglichen, ihren Boden und ihren
       Luftraum zu schützen. Die Luftwaffe teilte mit, die Maschine sei am
       Dienstagabend wegen eines Fehlers „des Luftverkehrs-Equipments“ abgestürzt.
       Es habe keine Verletzten oder Tote geben.
       
       Im Februar hatte die Ukraine die ersten Mirage-Kampfjets von Frankreich
       erhalten. Sie sollen von ukrainischen Piloten geflogen werden, die in
       Frankreich ausgebildet wurden. Französische Medien berichteten, dass
       Frankreich 6 von 26 Mirage 2000-5, über die die Luftwaffe verfüge, abgeben
       wolle. (dpa)
       
       23 Jul 2025
       
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