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       # taz.de -- US-Zölle: Die Antwort auf Trumps Zollpolitik ist so naheliegend
       
       > Nicht nur der US-Präsident zerstört den regelbasierten Handel – alle
       > machen mit. Dabei wäre das Chaos die perfekte Chance für eine neue
       > Ordnung.
       
   IMG Bild: Will sich von Donald Trump nicht erpressen lassen: der brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva, Brasilia, am 6.8.2025
       
       In der Nacht zum 7. August sind wieder [1][höhere US-Importzölle in Kraft
       getreten] – für knapp 70 Länder rund um den Globus. Für die EU sind es nach
       einem Deal Aufschläge von 15 Prozent, für andere Handelspartner gelten bis
       zu 41 Prozent. US-Präsident Donald Trump verschleiert nicht, worum es ihm
       dabei geht. Auf seinem sozialen Netzwerk schrieb er: „Es ist Mitternacht!
       Milliarden Dollar an Zöllen fließen nun in die USA.“ Klar, Trump ist
       Businessman; oder noch richtiger, er ist Milliardärserbe, Investor. Jemand,
       der seine Position nutzt, um Geld zu machen. Ein Deal von heute kann morgen
       schon vorbei sein. Es gibt keine guten Deals mit Trump.
       
       Um Druck auszuüben, bedient sich Trump einer altbewährten Methode: teilen
       und herrschen. 90 Deals in 90 Tagen hatte Trump im April angekündigt.
       Jedes Land sollte ihm seine Vorschläge unterbreiten. Bitte alle schön
       einzeln vortanzen!
       
       Was wirklich überraschend ist an der Methode: Alle machen mit. Und es
       funktioniert. Wie hat Deutschland einen Kanzler Friedrich Merz gelobt, der
       dem US-Präsidenten viel Zeit zum Reden gab und eine Geburtsurkunde von
       Trumps Großvater mitbrachte.
       
       EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen [2][stimmte indes zu, 600
       Milliarden Dollar in den USA zu investieren] und sehr viel mehr
       klimaschädliches Flüssiggas aus den USA zu kaufen – und kassierte dennoch
       15 Prozent Zollaufschläge. Auch Südkorea will US-Flüssigerdgas kaufen,
       Japan 550 Milliarden Dollar investieren, Indonesien wohl 50
       Boeing-Flugzeuge kaufen. Und Katars staatlicher Immobilienentwickler baut
       Trump ein Luxusresort mit Golfplatz nahe Doha.
       
       ## Von Lula lernen
       
       Trump verschleiert nicht mal, dass er auch politische oder persönliche
       Ziele mit seiner Zollpolitik verfolgt. Den brasilianischen Präsidenten Lula
       da Silva will er mit einem 50-Prozent-Zoll erpressen, ein Verfahren gegen
       den rechtslibertären ehemaligen Präsidenten Jair Bolsonaro fallen zu
       lassen. Lula kündigte daraufhin an, er wolle [3][internationalen Widerstand
       organisieren] – angefangen mit der Brics-Staatenorganisation. Nach über
       einem halben Jahr von Trumps verquerer Handelspolitik kommt ein Anschein
       von Strategiewandel zum Vorschein.
       
       Es wäre so naheliegend, breite neue Allianzen mit einer direkten Antwort
       auf Trump zu bilden. Das Chaos und auch der Austritt der USA sind eine
       Chance, die multipolare Weltordnung neu zu gestalten – statt die Hände über
       dem Kopf zusammenzuschlagen und zu beklagen, dass die USA nirgendwo mehr
       mitmachen wollen, nicht in den Vereinten Nationen, nicht in der
       Welthandelsorganisation (WTO), nicht beim Klimaschutz.
       
       Das Forum dafür sollte nicht Brics heißen. Es sollte WTO heißen, angefangen
       mit einem Krisentreffen der WTO, einem Ad-hoc-Komitee für einen
       koordinierten Umgang mit Trumps Handelspolitik. Dazu eine wirkliche Reform.
       Dabei sollte nicht Freihandel das erklärte Ziel sein – so einige Zölle sind
       ja durchaus sinnvoll. Es geht darum, ein regelbasiertes Regime zu stärken,
       eine neue, funktionierende WTO zu unterstützen.
       
       8 Aug 2025
       
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   DIR Leila van Rinsum
       
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