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       # taz.de -- Sex-Games von Plattformen genommen: Mastercard gegen Pornos
       
       > Eine australische NGO bewegt Steam dazu, Adult Games zu entfernen. Das
       > wirft Fragen über Moral und Zensur im Gaming auf.
       
   IMG Bild: Was haben Zahlungsdienste mit Zensur von Sex-Games zu tun?
       
       Im schmuddeligsten Winkel der Unterhaltungsmedien stehen für manche noch
       immer die Adult-Games, zu Deutsch: Erwachsenenspiele. Spiele, in denen es
       um Sex geht.
       
       Auf Steam, eine der größten Plattformen für PC-Spiele, sind solche
       Videospiele schon seit 2021 von Deutschland aus nicht mehr auffindbar. Auf
       Plattformen wie itch.io aber schon. Nun hat eine australische Organisation
       dafür gesorgt, dass zahllose Adult Games bei Steam und itch.io weltweit
       nicht mehr auffindbar sind. [1][Collective Shout] bezeichnet sich selbst
       als „Graswurzelbewegung gegen die Objektifizierung von Frauen und
       Sexualisierung von Mädchen“. Ihre Gründerin Melinda Tankard Reist ist
       Anti-Porno-Aktivistin und Abtreibungsgegnerin.
       
       Begonnen hat die Kampagne nach der [2][Veröffentlichung des Videospiels „No
       Mercy“ im März 2025.] Darin spielt man einen übergriffigen Mann, der
       Frauen, darunter auch seine Mutter, zum Sex nötigt. Collective Shout
       sammelte innerhalb weniger Tage 70.000 Unterschriften, damit Steam das
       Spiel entfernt. Schließlich löschten die Entwickler selbst „No Mercy“ von
       der Plattform, sie wollten keinen Hass auf sich ziehen.
       
       Collective Shout wurde dann auf andere Adult Games aufmerksam. Die
       Aktivist:innen wandten sich an Steams Finanzdienstleister. Wie die
       meisten Onlinehändler nutzt Steam für die Zahlungsabwicklung Dienste wie
       Mastercard. Wenige Wochen später änderte Steam seine Richtlinien. Spiele
       müssen sich jetzt an die Regeln der Finanzdienstleister halten, vor allem
       bezüglich „bestimmter Arten von nicht jugendfreien Inhalten“.
       
       ## Eine willkürliche Moralkeule
       
       Wie viele Adult Games seitdem von Steam verschwunden sind, ist unbekannt.
       Berichten zufolge sind es mehrere Hundert. itch.io löscht bisher nichts,
       hat aber Spiele der Kategorie „not safe for work“ versteckt. Schätzungen
       zufolge sind es um die 20.000, die mit der Suchfunktion nicht mehr zu
       finden sind – egal wie einvernehmlich oder inzestuös der dargestellte Sex
       ist.
       
       Für Spieleentwickler:innen ist das katastrophal. „Viele finanzieren
       sich mit Adult Games die Arbeit an ihren Herzensprojekten“, sagt ein
       Entwickler auf itch.io. Und auch Konsument:innen müssen zurückstecken.
       Mit Adult Games kann man Sexualitäten und Kinks entdecken, Communitys
       finden und aufklären. Ob Spiele wie „No Mercy“ dazu einen Beitrag leisten,
       darüber lässt sich streiten.
       
       Fraglos kritikwürdig ist dagegen, wie leicht eine einzige australische
       Organisation auf die internationale Unterhaltungsbranche Einfluss nehmen
       kann. Wann ein Adult Game verboten gehört, ist Auslegungssache. Collective
       Shout sieht die Grenze bei Inzest und Gewalt überschritten. Die nächste NGO
       könnte [3][queeren Sex] oder [4][Sexarbeit] blöd finden und weitere Spiele
       mit politischem Druck entfernen lassen.
       
       Wenn sich Finanzdienstleister so leicht politisch einspannen lassen,
       gleicht das einer willkürlichen Moralkeule, die über Gamer:innen und
       Entwickler:innen schwebt. Wie lange sind wir noch frei, zu spielen, was
       wir wollen?
       
       10 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.collectiveshout.org/
   DIR [2] /Sexistische-Videospiele/!6080685
   DIR [3] /Geschlecht-und-Sexualitaet-im-Gaming/!6077391
   DIR [4] /Prostitution-im-Videospiel/!6097319
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Alexandra Hilpert
       
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