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       # taz.de -- Waffenfund bei AfD-Politiker in Jessnitz: Stichwaffen, Schusswaffen, Sprengstoff
       
       > Bei einer Razzia im Schloss von Philip Steinbeck stellt die Polizei
       > Waffen und Sprengstoff sicher. Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister ist
       > alarmiert.
       
   IMG Bild: Wurde von rund 60 Beamt*innen durchsucht: Das Schloss von AfD-Politiker Philip Steinbeck
       
       Die Polizei fuhr vergangene Woche bei einem Schlossherren in
       Mecklenburg-Vorpommern vor. Am Eingangstor begrüßt sie ein Schild mit der
       Aufschrift „Vorsicht vor dem Hund und dem Besitzer“, eine Hunde- und eine
       Pistolenabbildung komplementieren das Schild. Der Hausherr des Schlosses in
       Jessenitz, Philip Steinbeck, ist Unternehmer und gehört im Kreistag
       Ludwigslust-Parchim der AfD-Fraktion an. Bei der Razzia rückten etwa 60
       Spezialkräfte der Polizei an und stellten eine Vielzahl von Schuss-, Hieb-
       und Stichwaffen sowie eine größere Menge Sprengstoff sicher.
       
       Diese Funde seien alarmierend, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister
       Christian Pegel (SPD). Der Pressesprecher der zuständigen
       Staatsanwaltschaft Schwerin, Stefan Urbanek, erklärte, dass nun überprüft
       werde, ob die Funde unter das Waffengesetz, das Kriegswaffenkontrollgesetz
       oder das Sprengstoffgesetz fallen. Entscheidend sei, ob die Waffen
       „beschussfähig“ seien, so Urbanek.
       
       Nach der Razzia bemühte sich der 60-jährige Steinbeck, die Funde
       herunterzuspielen. Die Waffen seien Deko-Waffen, versicherte er der
       Deutschen Presseagentur. Und „Schwarzpulver für Vorderlader“ sei „kein
       Sprengstoff“. Die Auswertung des sichergestellten Materials ist allerdings
       bislang noch nicht abgeschlossen.
       
       Auf seine Waffensammlung könnte Steinbeck die Polizei übrigens selbst
       aufmerksam gemacht haben. Denn im April hatte der AfD-Kommunalpolitiker die
       Polizei wegen eines Einbruchs zu sich nach Hause gerufen. Die Polizei fand
       keine Einbrecher vor, nur den Schlossherrn, der eine Pistole bei sich trug.
       Die Polizei stellte damals alle rechtmäßig eingetragenen Waffen sicher. Nun
       kamen sie wieder, um nach mehr zu suchen.
       
       ## Zurückhaltung beim AfD-Landesverband
       
       Der [1][AfD-Landesverband] gibt sich derweil bemüht zurückhaltend. Enrico
       Schult, Vize-Landeschef und Vize-Landtagsfraktionsvorsitzender der AfD,
       betont, dass die „Anschuldigungen“ schwerwiegend seien, aber die
       „Unschuldsvermutung“ gelte und die „Ergebnisse der Ermittlungen“ abzuwarten
       seien.
       
       In anderen Fällen, in denen gegen AfD-Politiker ermittelt wird, hat die AfD
       in der Vergangenheit härtere Töne gegen die Ermittelnden angeschlagen. Es
       scheint dieses Mal so zu sein, dass die Razzia nicht nur dem Image des
       Schlossherren als erfolgreichem Unternehmer schadet, sondern auch dem
       Versuch des Landesverbands zuwiderläuft, sich moderater zu geben.
       
       Steinbeck ist zwar keiner aus der ersten Parteireihe, aber einer, der schon
       lange im Hintergrund für die [2][AfD] agiert. Bereits 2016 fand auf seinem
       Schloss ein Charity-Abend mit dem damaligen AfD-Bundesvorsitzenden
       Alexander Gauland statt. Ein Abend mit „Leistungsträgern und Unterstützern
       der AfD“, [3][berichtete die taz.] Von „zukunftsweisenden Gesprächen“
       sprach Thomas de Jesus Fernandes, damals AfD-Kreisvorsitzender und heute
       Landtagsabgeordneter. Die AfD störte es nicht, dass Steinbeck lange
       Kontakte ins rechtsextreme Milieu hatte.
       
       Anfang der 1990er arbeitete der frühere Jurastudent für die „Deutsche Liga
       für Volk und Heimat“ im Kieler Landtag und war mit dem 2009 verstorbenen
       einstigen Hamburger NPD-Vorsitzenden Jürgen Rieger verbunden. Zeitweilig
       hatte er den früheren Hamburger NPD-Chef Thomas Wulff als Fahrer
       beschäftigt. Steinbecks Name tauchte 2011 auf einer Liste von rund 400
       Personen auf, die der NPD Geld gespendet haben sollen.
       
       „Wenn bei einem Mandatsträger der AfD mutmaßlich Waffen und Sprengstoff
       gefunden werden, ist das ein erneuter Beleg für die zunehmende
       Radikalisierung dieser Partei“, sagte der Vorsitzende der
       SPD-Landtagsfraktion, Julian Barlen. Und Constanze Oehlrich,
       Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, sagte es noch deutlicher: „Die
       AfD ist eine rechtsextreme Partei.“
       
       12 Aug 2025
       
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