URI: 
       # taz.de -- Scheitern der Plastikkonferenz: Eine Katastrophe, die wir noch nicht überblicken können
       
       > Eine Einigung bei der Plastikkonferenz wäre dringend nötig gewesen. Mit
       > Recycling ist den immer größer werdenden globalen Plastikbergen nicht
       > beizukommen.
       
   IMG Bild: Arbeiterinnen benutzen Rasierklingen, um Etiketten von verschiedenen Softdrink-Plastikflaschen abzukratzen, Nigeria, am 11.8.2025
       
       Es war ein Scheitern mit Ansage: Zu keinem Zeitpunkt der Verhandlungen über
       ein globales Plastikabkommen in Genf [1][sah es so aus, als könnten die
       UN-Staaten zu einem Kompromiss finden]. Das Bündnis der Länder mit
       ehrgeizigen Zielen – darunter die EU – wollte, dass die Plastikproduktion
       auf „nachhaltige“ Mengen begrenzt wird. Und es wollte, dass jene
       Chemikalien reguliert werden, die nachweislich gesundheitsschädlich sind,
       etwa ein Viertel aller für die Kunststoffproduktion verwendeten
       Chemikalien. Ein weiteres Viertel ist weitgehend unbedenklich, etwa die
       Hälfte noch nicht ausreichend erforscht.
       
       Die Vertreter*innen der fossilen Länder – Saudi-Arabien, Russland und
       auch die USA – wollten all das nicht, denn ihr Öl, mit dem sie hohe Gewinne
       machen, dient als Vorprodukt für Plastik. Auf ein Abkommen zum Umgang mit
       dem Müll hätten sie sich wohl eingelassen, ein paar nette Worte zum
       Recycling wären vielleicht auch drin gewesen. Aber die Verhandlungen in
       Genf zeigten: Eine Zusammenarbeit zwischen jenen, die mit Umweltzerstörung
       Profit machen wollen, und den anderen, die mit Umweltschutz Profit machen
       wollen, wird zunehmend unmöglich.
       
       Europäische Politiker*innen zeigten sich enttäuscht,
       Umweltschützer*innen dagegen froh, dass sich die ambitionierten
       Staaten nicht breitschlagen ließen: „Oberste Priorität muss eine effektive
       Lösung der Krise sein“, sagte Moritz Jäger-Roschko, Plastikexperte von
       Greenpeace. „Kein fauler Kompromiss, der den Status quo zementiert und der
       fossilen Industrie erlaubt, weiter Kasse zu machen, indem sie die Welt mit
       Müll flutet.“
       
       Ein Abkommen wäre dringend nötig gewesen: Die jährliche Produktion von
       Plastik könnte sich von aktuell mehr als 400 Millionen Tonnen bis 2060
       nahezu verdreifachen. Diese gigantischen Mengen zu recyceln oder auch nur
       angemessen auf Müllhalden zu lagern, ist unmöglich. Winzige Plastikteilchen
       finden Forscher*innen im Ozean, in der Arktis, im menschlichen Blut und
       in der Muttermilch. [2][Welche gesundheitlichen Auswirkungen dieses Mikro-
       oder Nanoplastik hat], ist noch nicht abschließend erforscht.
       
       Aber Forscher*innen sehen einen Zusammenhang zwischen zur
       Kunststoffproduktion verwendeten Chemikalien und vermehrtem Auftreten von
       Diabetes, Herz-Kreislauf-Krankheiten und verminderter Fruchtbarkeit. Dazu
       kommen die katastrophalen Folgen für Tiere und Pflanzen, die ebenfalls
       krank werden.
       
       Beim Pariser Klimaabkommen konnten die Länder, die an Umweltschutz
       interessiert waren, von Öl- und Gasexporten abhängige Länder noch mit einer
       Mischung aus Druck und schwammiger Sprache zu fruchtbaren Kompromissen
       bringen. Jetzt, wo die Fossilen ihre vielleicht letzte ernst zu nehmende
       Offensive starten, geht das nicht mehr. Die ambitionierten Länder sollten
       nunmehr eigene Regeln aufstellen. Das würde die Profite der Plastikriesen
       mindern – und eine Katastrophe eingrenzen, deren Ausmaß wir noch nicht
       überblicken können.
       
       15 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Gescheitertes-UN-Plastikabkommen/!6107222
   DIR [2] /Autoreifen-Kunstrasen-und-Ackergifte/!6077536
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jonas Waack
       
       ## TAGS
       
   DIR Plastikmüll
   DIR Mikroplastik
   DIR Plastik
   DIR Umwelt
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR GNS
   DIR Reden wir darüber
   DIR klimataz
   DIR Wir retten die Welt
   DIR Plastikmüll
   DIR Plastik
   DIR Wir retten die Welt
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Plastikmüll
   DIR Umweltschutz
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Der Wahnsinn mit der Plastikfolie: La Folie de la Frischhalté
       
       Beim Schnorcheln über Kunststoffmüll wundern, aber alles in Plastikfolie
       einpacken: Mit ein bisschen Vorausdenken kann man Gewohnheiten ändern.
       
   DIR Auch deutscher Umweltminister betroffen: Ewigkeitschemikalien stecken in Spitzenpolitikern
       
       EU-Umweltminister haben ihr Blut auf Ewigkeitschemikalien testen lassen.
       Bei allen wurden welche gefunden, auch beim deutschen Minister Schneider.
       
   DIR Wenig Ambitionen bei Kunststoffen: Deutschlands Banken im Plastikfieber
       
       Ein neuer Bericht bewertet Geldinstitute hinsichtlich ihrer Rolle in der
       Plastikkrise. Die Bilanz ist düster, die Kunststoffindustrie profitiert.
       
   DIR Shifting Baselines: Klimaanpassung in ihrer absurderen Version
       
       Ein Waldbrand ist schlimm, zwei Feuer sind schlimmer. Wenn aber drei Brände
       das neue Normal sind, muss sich niemand mehr über das vierte aufregen.
       Oder?
       
   DIR Blockade der Erdöl-Länder: Verhandlungen über UN-Plastikabkommen gescheitert
       
       Kein Vertrag gegen die Plastikkrise: Die Staaten, die von der Produktion
       von Kunststoff profitieren, wollten deren Einschränkung unbedingt
       verhindern.
       
   DIR Verhandlungen zu UN-Plastikabkommen: Letzte Chance für globale Plastik-Regeln
       
       Die Welt versinkt im Plastik, Partikel sind überall. Diese Woche ringen
       Staaten um ein UN-Abkommen gegen den Plastikmüll. Das sind die Knackpunkte.
       
   DIR Konferenz soll Lösungen finden: Gefährlicher Plastikmüll
       
       Mikroplastik ist noch bedrohlicher als angenommen, warnen Forscher:innen
       – und hoffen auf die am Dienstag beginnende UN-Plastikkonferenz in Genf.