# taz.de -- Deutsche EM-Bilanz: Zehnkampf, wenig Spiel, ein Wolle-Orakel
> Der Auftritt der deutschen Fußballerinnen hat besondere Momente für die
> Ewigkeit hinterlassen. Manche aber sollte man lieber schnellstens
> vergessen.
IMG Bild: Ikonische Rettungstat: Ann-Katrin Berger verhindert gegen Frankreich mit einem Hechtsprung einen Gegentreffer
## Parade für die Ewigkeit
Der spektakuläre Hechtsprung nach hinten bis zur eigenen Torlinie ist nur
knapp eine Woche alt [1][und schon ikonisch.] Die Rettungstat der deutschen
Nationaltorhüterin Ann-Katrin Berger im Viertelfinale gegen Frankreich
bleibt unvergessen. Noch nie, sagte die Ersatzkeeperin Ena Mahmutovic, habe
sie so eine krasse Parade im Frauenfußball gesehen. Die taz hat den
Hechtsprung golden auf einer Seite einrahmen lassen. Eine Seite, die
telefonisch bereits einige Male nachgefragt wurde.
## Hilfe, Ballbesitz!
[2][Wohin nur mit dem Ball,] wenn das DFB-Team ihn sich erobert hat? Dieser
Moment war während der EM fast ausnahmslos mit einem großen Schrecken
verbunden. Weit und hoch in den Strafraum flanken, wo irgendwo Lea Schüller
steht, das war zumindest eine wiederkehrende Idee. Ansonsten führte der
Zufall die Regie, weshalb die Deutschen den Ball meist schnell wieder los
waren. Puh, bei den anderen war er eh besser aufgehoben. Weshalb ganz
Deutschland großen Gefallen am Spiel gegen Frankreich fand.
## 10 Minuten Fußball
Sie können es also doch, das Fußballspielen. [3][Zumindest 10 Minuten lang
gegen die Schweden.] Mit schnellen Ballstafetten ist die DFB-Elf in die
Partie gegen Schweden gestartet und kreierte im Minutentakt beste
Torgelegenheiten. Die Qualitäten von Klara Bühl und Jule Brand wurden zum
Erblühen gebracht. Auf der Tribüne mussten sich nicht wenige zwicken, wo
war all die Rat- und Planlosigkeit geblieben? Ach ja hier: Ein schwedischer
Gegentreffer reichte und alles war wieder beim Alten.
## Mentalitätsmythos
[4][Gestartet ist Querseinsteiger Christian Wück als Tiger.] Der Sprung
nach vorne sollte mit dominantem und attraktivem Fußball bewerkstelligt
werden. Gelandet ist er bei der EM als Bettvorleger aus ganz grauem,
abgewetztem Stoff. Schon gegen Dänemark pries er die Mentalität des Teams
als besondere deutsche Errungenschaft, die schon den deutschen Jugendteams
eingeflößt werde. Oh je.
## Ersatz für die Unersetzliche
Gerade 36 Minuten waren bei der EM gespielt, da passierte etwas, für das es
eigentlich keinen Plan B gab. K[5][apitänin Giulia Gwinn fiel mit einer
schwereren Knieverletzung] für das ganze Turnier aus. Der Worst Case war
eingetreten. Als sich Carlotta Wamser zum Erstaunen aller als Alternative
etablierte, musste diese wegen einer Roten Karte durch Sarai Linder ersetzt
werden, die sich wiederum am Sprungelenk verletzte und ausgetauscht werden
musste. Von all diesen Rückschlägen ließ sich das Team nicht beirren und
hatte immer eine Lösung parat.
## Legendärer Zehnkampf
Wer hätte in diesem Moment irgendetwas von Wert auf das deutsche Team
setzen wollen? Gegen die ohnehin favorisierten Französinnen schon in der
14. Minute in Unterzahl zu geraten, nur weil Kathrin Hendrich unabsichtlich
im Zopf ihrer Gegenspielerin „hängengeblieben war“ (O-Ton
DFB-Sportdirektorin Nia Künzer) und Frankreich mit dem darauffolgenden
Elfmeter in Führung ging. Doch die verbliebenen zehn deutschen Spielerinnen
stemmten sich [6][in einem heroischen Kampf] gegen die schon vorgezeichnete
Niederlage.
## Deutsche Reflexe
Zwei große Rätsel dieses Turniers werden die Torhüterparade von Carlotta
Wamser und das doch eher absichtliche Zopfgezerre von Kathrin Hendrich
bleiben. Zwei Rote Karten hatten die deutschen Reflexe zur Folge. Aber ohne
diese Kurzschlussreaktionen hätte die DFB-Elf ihr Können im Unterzahlspiel
nicht vorführen können.
## Alte weiße Männer
Selbst die KI ist ratlos. [7][Wolfgang Petry,] der von den deutschen
Fußballerinnen kollektiv angehimmelt wird, hat auch nach KI-Auskunft seine
Fanbase eigentlich eher im fortgeschritteneren Alterssegment. Zur
teaminternen EM-Hymne wurde sein Lied „Verlieben, verloren, vergessen,
verzeih’n“. Ein Glücksbringer ist der 73-jährige Schlagersänger und
bekennende Frauenfußballfan nun nicht geworden, dafür taugt Wolle als
zuverlässiges EM-Orakel. Friedrich Merz heftete sich im letzten Moment auch
an Wolles Fersen. Das Bundeskanzleramt teilte mit, er sei ein fanatischer
Fan der Frauen-EM. Im Fall der Fälle hätte er bestimmt mitgesungen. Glück
gehabt!
24 Jul 2025
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## AUTOREN
DIR Johannes Kopp
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