# taz.de -- Abschiebungen nach Afghanistan: Taliban-Übergriffe gegen Abgeschobene
> Uno dokumentiert Fälle von Mord, Folter und anderen
> Menschenrechtsverletzungen an Flüchtlingen, die in das Afghanistan der
> Taliban abgeschoben wurden.
IMG Bild: Ein Taliban-Kämpfer bewacht ein Lager von afghanischen Flüchtlingen, die Pakistan in den letzten Monaten verlassen mussten
Berlin taz | Eine Woche lang wurde er in Polizeihaft gehalten und dabei mit
Kabeln geschlagen, erzählte ein früherer Armeeoffizier UN-Mitarbeitern in
Afghanistan. Bei den Misshandlungen brach man ihm ein Bein. Er habe auf die
Amnestie für Ex-Regierungsangehörige verwiesen, die Talibanchef Hibatullah
Achundsada direkt nach der Machtübernahme im August 2021 verkündete, aber
das sei nicht akzeptiert worden. Seither lebe er versteckt.
Auch eine Trans-Gender-Person wurde in Polizeihaft geschlagen. Sie sollte
Unterstützer verraten und unterschreiben, künftig „ein Mann zu sein“. Ein
Ex-Regierungsmitarbeiter wurde sogar einer Scheinhinrichtung ausgesetzt.
Eine frühere TV-Reporterin sagte, sie lebe „effektiv unter Hausarrest“.
Eine Ex-Mitarbeiterin des Frauenministeriums würde wegen ihrer früheren
Arbeit sogar von Angehörigen drangsaliert.
Die fünf gehören zu 49 aus Pakistan, Iran, der Türkei sowie Spanien – über
die Türkei – abgeschobenen Afghan*innen, die die UNO im zweiten Halbjahr
2024 interviewte. Die meisten von ihnen lebten jetzt versteckt.
Die Übergriffe erfolgten laut UNO aufgrund des „spezifischen Profils“ der
Betroffenen. Sie beträfen „Frauen und Mädchen, Personen, die mit der
früheren Regierung und ihren Sicherheitskräften in Verbindung stehen,
Medienschaffende und die Zivilgesellschaft“ – etwa Musiker.
Berichte über Morde an Zwangsrückkehrern
[1][In einem am Freitag vorgelegten Bericht] dokumentiert die
Weltorganisation Fälle von „Folter und Misshandlung, willkürlicher
Verhaftung und Inhaftierung sowie Bedrohung der persönlichen Sicherheit“
und von sozialer Ausgrenzung von Frauen und Mädchen.
Zudem lägen ihr Berichte über Morde an Zwangsrückkehrern vor. Ein
Ex-Polizist sei im August kurz nach seiner Rückkehr aus Iran zu einer
Befragung zum Geheimdienst in der Provinz Paktika vorgeladen worden. Am
nächsten Tag hätte er tot vor seinem Haus gelegen.
In der Provinz Tachar seien im Dezember 2024 ein Ex-Geheimdienstoffizier
und seine Frau zwei Tage nach ihrer Abschiebung aus Pakistan erschossen
worden, wahrscheinlich von Angehörigen einer Person, die der Offizier
während des Krieges getötet hatte. Am Freitag behauptete ein
Taliban-Sprecher, die Generalamnestie gelte für alle Rückkehrer. Es gebe
„keinerlei politische Vergeltung oder Feindseligkeit“.
Deutschland schob unter dem Taliban-Regime auf zwei Flügen bisher 109
Afghanen ab. Über ihr weiteres Schicksal ist wenig bekannt. Das
UN-Menschenrechtskommissariat rief inzwischen Deutschland und andere
Staaten auf, diese Praxis zu stoppen, da Folter oder unmenschliche
Behandlung drohe.
## Bundesregierung will Sammelabschiebungen vereinbaren
Die Bundesregierung erklärte hingegen, sie wolle mit den Taliban
regelmäßige direkte Sammelabschiebungen vereinbaren.
Ein Taliban-Sprecher teilte zuvor einem deutschen TV-Sender mit, sein
Regime behalte sich vor, Rückkehrer nach der Scharia erneut zu bestrafen.
Deutschland hatte den Taliban laut Presseberichten im Juli Fallunterlagen
übergeben.
27 Jul 2025
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DIR [1] https://unama.unmissions.org/sites/default/files/unama_hrs_-_human_rights_risks_and_returns_-_english_-_24_july_2025.pdf
## AUTOREN
DIR Thomas Ruttig
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