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       # taz.de -- EU-Zolldeal mit den USA: Frankreich spart sich den Applaus
       
       > Insbesondere der Investitionszwang in den USA sorgt in Frankreich für
       > Kritik am Deal der EU. Premier Bayrou spricht von einer „Unterwerfung“
       > unter Trump.
       
   IMG Bild: „Finstere Stunde“: Frankreichs Premierminister François Bayrou nach der Zolleinigung mit den USA
       
       Es kommt wenig Applaus für Ursula von der Leyen aus Frankreich. Der von ihr
       mit US-Präsident Donald Trump ausgehandelte [1][Deal im Zollstreit] wird
       hart kritisiert und bestenfalls, wie zum Beispiel von der
       Wirtschaftszeitung Les Échos, als „Schadensbegrenzung“ angesichts der
       Gefahr eines offenen Handelskriegs geschluckt. Premierminister François
       Bayrou aber spricht von einer „finsteren Stunde“, da sich die EU mit einer
       „Unterwerfung“ unter die Interessen der USA abfinde.
       
       Sein Handelsminister Benjamin Haddad war in einer ersten Reaktion auf X
       sehr viel zurückhaltender: Der Deal sei zwar „unausgewogen“, verschaffe
       aber der von einer amerikanischen Eskalation im Handelsstreit bedrohten
       Weltwirtschaft wenigstens eine „vorübergehende Stabilität“. Zudem seien
       Schlüsselsektoren wie Flugzeugbau, Pharmazeutik und Spirituosen sowie
       gewisse Exporteure der französischen Landwirtschaft vor allzu weitgehenden
       Konzessionen bewahrt worden.
       
       Auch würden laut Haddad die europäischen Normen für Pharmazieprodukte und
       [2][Regeln für Digitalkonzerne nicht angetastet] – was noch zu überprüfen
       bleibt. Die für Frankreich sehr wichtige Luxusindustrie – Mode, Kosmetik,
       Lederwaren –, die offenbar weit Schlimmeres befürchtet hatte, reagiert
       eher erleichtert auf die Aussicht einer Zollerhöhung auf 15 Prozent für
       die in die USA exportierten Produkte.
       
       Problematischer als die Zölle ist für Frankreich vor allem die Forderung an
       die EU, 600 Milliarden Euro in den USA zu investieren und für 750
       Milliarden Euro hauptsächlich fossile Energie zu kaufen. Präsident Macron
       hatte im Gegenteil immer verlangt, mit Investitionen die Unabhängigkeit
       der europäischen Industriezweige, namentlich der Rüstung, massiv zu
       stärken.
       
       Wo soll nun das Kapital herkommen, wenn die Produktion in die USA verlegt
       wird, und wie sollen die erneuerbaren Energien entsprechend den Klimazielen
       den Vorrang erhalten, wenn Schiefergasöl aus den USA importiert werden
       muss? „Das sind unsere Arbeitsplätze, unsere Produktion und unsere Umwelt,
       die von der Kommission da geopfert werden“, mahnt die Parti Socialiste.
       Seltene Einigkeit daher bei der linken und rechten Opposition: Die linke La
       France insoumise spricht von „Kapitulation“, die Rechtspopulistin Marine Le
       Pen von einem „politischen, ökonomischen und moralischen Fiasko“.
       
       28 Jul 2025
       
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