# taz.de -- Proteste bei Umweltstaatssekretär: Initiativen zerpflücken Pläne für Umgang mit Atommüll
> Wohin mit dem radioaktien Müll aus alten AKWs? Die Bundesregierung muss
> das planen – doch Initiativen kritisieren einen „Flickenteppich“.
IMG Bild: Wohin mit dem Atommüll? Zwischenlager in Ahaus
Göttingen taz | Der Umgang Deutschlands mit dem wachsenden
[1][Atommüllberg] bleibt ein Desaster, der kürzlich vorgelegte Entwurf des
„Nationalen Entsorgungsprogramms“ (NaPro) ist mangelhaft, benennt keine
Versäumnisse und greift wichtige Punkte gar nicht auf: So lässt sich der
Tenor von mehr als 4.000 Stellungnahmen zusammenfassen, die Umweltverbände
und Anti-Atom-Organisationen am Donnerstag in Berlin an
Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth (SPD) übergeben haben.
Im nach EU-Vorgaben alle zehn Jahre fälligen NaPro erläutert die
Bundesregierung ihre Pläne für die Entsorgung des atomaren Abfalls. Noch in
diesem Jahr muss die Regierung das fertige Papier nach Brüssel schicken.
Der Entwurf war in den vergangenen Wochen öffentlich einzusehen.
Ein Bündnis von Atomkraftgegner:innen um die Organisationen
ausgestrahlt, den BUND und die Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad hat
Stellungnahmen von Interessierten und mit dem Thema befassten
Aktivist:innen dazu gesammelt. Ein wesentlicher Kritikpunkt: Die
tatsächlichen Zeitstränge der Endlagersuche und die sich daraus ergebenden
Probleme bei der Zwischenlagerung würden im NaPro nicht benannt. Statt wie
gesetzlich festgeschrieben bis 2031, steht ein [2][Endlagerstandort] für
den hochradioaktiven Atommüll frühestens Mitte dieses Jahrhunderts fest.
Bis das Lager genehmigt, gebaut und befüllt ist, werden weitere Jahrzehnte
vergehen. Die 16 Zwischenlager, in denen die hochradioaktiven Abfälle
derzeit aufbewahrt werden, aber nur für einen Zeitraum von 40 Jahren
genehmigt. Für das Zwischenlager Gorleben läuft die Genehmigung bereits
2034 aus. Nötig sind für alle Standorte also neue auf aufwändige
Genehmigungsverfahren.
## „Flickenteppich als Atommüllprogramm“
Mit dem NaPro habe die Bundesregierung „einen Flickenteppich als
Atommüllprogramm vorgelegt“, sagt Helge Bauer von ausgestrahlt: „Kein Wort
dazu, wie die jetzt schon ständig auftretenden rostenden Fässer in den
Zwischenlagern in Zukunft verhindert werden sollen. Kein Wort zu den vielen
geplanten, gefährlichen und vor allem unsinnigen Castortransporten, die
noch quer durch die Republik gehen sollen.“
„Die Probleme durch alte Lagergebäude, Behälter und die darin gelagerten
Brennelemente wachsen, geopolitische Bedrohungen verändern sich“, sagt
BUND-Atomexpertin Juliane Dickel. Doch das alles bilde das Programm nicht
ab.
Weitere Kritik richtet sich gegen das in Bau befindliche Endlager Schacht
Konrad in Salzgitter. Es soll laut Genehmigung bis zu 303.000 Kubikmeter
schwach und mittel radioaktive Abfälle aufnehmen und ist damit viel zu
klein konzipiert. Für die aus dem havarierten Bergwerk Asse zu bergenden
Fässern und die Rückstände aus der Urananreicherung in Gronau wäre in
Konrad gar kein Platz. Zudem klagen BUND und NABU auf Rücknahme der
Baugenehmigung, diese entspreche nicht mehr dem heutigen Stand von
Wissenschaft und Technik.
Staatssekretär Flasbarth sagte am Donnerstag zu, das Ministerium werde die
Stellungnahmen sorgfältig durcharbeiten und im NaPro berücksichtigen. Er
selbst zeigte sich unzufrieden, dass sich die Suche nach einem Endlager für
hoch radioaktiven Atommüll um Jahrzehnte verschieben wird. Mit Blick auf
die ungelöste Endlagerfrage kritisierte Flasbarth zugleich Diskussionen
über einen Wiedereinstieg in die Atomkraft. An dem geplanten Endlager wolle
die Bundesregierung allerdings festhalten.
1 Aug 2025
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DIR Reimar Paul
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