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       # taz.de -- Reaktionen auf Alaska-Gipfel: Verwunderung und Empörung
       
       > Nach dem Treffen zwischen Trump und Putin in Alaska blicken die
       > Ukrainer:innen mit gemischten Gefühlen auf den bevorstehenden Empfang
       > von Selenskyj im Oval Office.
       
   IMG Bild: Vor Putins Empfang in Alaska löschen ukrainische Einsatzkräfte Brände in Sumy nach einem Drohnenangriff
       
       Während in der Ukraine viele Menschen nach einer der wenigen ruhigen Nächte
       ohne Beschuss endlich Schlaf fanden, kamen in Alaska US-Präsident Donald
       Trump und Kremlchef Wladimir Putin zu einem Gipfel zusammen. Als die
       Ukrainer:innen am Samstagmorgen die Nachrichten lasen, stießen sie auf
       ein neues Wort: „Nothingburger“. Mit Erleichterung griffen sie den Begriff
       auf – denn beim Gipfeltreffen von Donald Trump und Wladimir Putin war der
       befürchtete Deal hinter dem Rücken der Ukraine und Europas ausgeblieben.
       „Bisher ist nichts passiert, aber es hätte schlimmer kommen können. Eines
       ist klar: Putin ist wieder salonfähig und es wird keine Sanktionen seitens
       der USA geben“, kommentierte Anna aus Kyjiw.
       
       In den sozialen Netzwerken reagierten viele Ukrainer:innen mit
       deutlicher Kritik – manche sprachen sogar von Abscheu über Ton und
       Inszenierung des Gipfels zwischen Donald Trump und Wladimir Putin.
       Amerikanische Soldaten, die auf den Knien einen roten Teppich für den
       russischen Diktator ausrollten, der Applaus von Donald Trump für ihn,
       militärische Ehren für einen Kriegsverbrecher – all dies wurde von den
       Ukrainern in den sozialen Netzwerken mit Unverständnis kommentiert. [1][Nur
       wenige Stunden vor dem Empfang hatten russische Truppen einen belebten
       Markt im Zentrum von Sumy mit Drohnen angegriffen].
       
       Viele Menschen starben. In der Ukraine fragt man sich nun, wie der
       amerikanische Präsident dem Oberbefehlshaber dieser Armee zugleich mit so
       viel Respekt begegnen kann. „Es sah aus, als hätte ein Teenager sein Idol
       getroffen, das ihm kein Autogramm geben wollte“, kommentierte eine
       Facebook-Nutzerin. Eine weitere Frau äußerte sich enttäuscht: „Die
       Ermordung von Ukrainer:innen wurde legalisiert – das Völkerrecht hat
       erneut verloren. Dies ist ein neuer Kolonialismus: Die Mächtigen haben
       wieder das Recht, den Schwächeren nicht nur etwas wegzunehmen, sondern sie
       auch zu töten.“
       
       ## Sorge um untragbare Zugeständnisse
       
       Dass keine konkrete Vereinbarung erzielt wurde, keine Waffenruhe erwähnt
       und das Treffen kürzer dauerte als geplant, wurde in der ukrainischen
       Gesellschaft als eindeutiges Signal wahrgenommen: Putin bleibt bei seinen
       Forderungen. „Trump hat keine Vereinbarungen bekannt gegeben, weil sie so
       schlecht sind, dass er Kritik fürchtet – und weil er glaubt, die Ukraine zu
       Zugeständnissen zwingen zu können“, vermutet die ehemalige Abgeordnete
       Hanna Hapko. Trumps Aussage in einem Interview mit Fox News nach dem Gipfel
       – [2][„Jetzt hängt alles von Selenskyj ab. Er muss einen Deal mit Russland
       schließen“] – bestätigte für viele Ukrainer:innen die Sorge, dass er sie
       zu untragbaren Zugeständnissen drängen will.
       
       [3][An diesem Montag wird Wolodymyr Selenskyj Donald Trump im Oval Office
       treffen], um über ein Friedensabkommen zu sprechen. Viele Ukrainer:innen
       erinnern sich an das skandalöse Treffen im Februar – und befürchten eine
       Wiederholung. Denn an den Bedingungen hat sich nichts geändert: kein
       Verzicht auf Territorium, keine Einschränkung der Souveränität. „Ich
       beneide Präsident Selenskyj nicht. Die Optionen für eine politische
       Beendigung des Krieges reichen von schlecht bis sehr schlecht. Und selbst
       für die am wenigsten schlechte muss er hart kämpfen“, sagt Politologe
       Mykola Beleskow.
       
       Die Ukrainer:innen setzen große Hoffnungen auf die europäischen Staats-
       und Regierungschefs, die Selenskyj diesmal zu seinem Treffen mit Donald
       Trump begleiten. In Kiew hofft man, dass Europa dem Druck der USA nicht
       nachgibt, die Ukraine zur Kapitulation zu drängen, sondern erkennt, dass
       auch seine eigene Sicherheit auf dem Spiel steht.
       
       17 Aug 2025
       
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