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       # taz.de -- Baupläne im Westjordanland: Siedlungen sind nicht das Ende
       
       > Israel hat den Bau vieler neuer Siedlungen im Westjordanland genehmigt.
       > Viele befürchten, dass damit das Ende einer Zweistaatenlösung droht.
       
   IMG Bild: Westjordanland, 14 August 2025: Blick auf die israelische Siedlung Maale Adumim
       
       Immer dann, wenn Israel neue Siedlungen im Westjordanland genehmigt, ist
       man sich im öffentlichen Diskurs schnell einig: Das ist nun endgültig das
       Ende der Zweistaatenlösung in Nahost. An diesem Mittwoch war es nicht
       anders, nachdem der israelische Planungsausschuss den Bau von 3.400
       Wohneinheiten zwischen Ostjerusalem und der Siedlung Maale Adumim
       abgesegnet hat. Zumal der [1][rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich
       offen sagt, es ginge darum, einen palästinensischen Staat zu verhindern.]
       
       Doch dass jüdische Siedlungen einer Friedenslösung im Wege stehen, ist eine
       Mär. Zweimal schon hat Israel Siedlungen für „Land gegen Frieden“
       aufgegeben. Erstmals 1982 im Sinai, wo unter anderem die Kleinstadt Jamit
       gewaltsam geräumt und dem Erdboden gleichgemacht wurde. Das zweite Mal in
       Gaza 2005 unter Ariel Scharon, wo rund 10.000 Siedler*innen ebenfalls
       unfreiwillig und unter Gegenwehr ihre Häuser verlassen mussten – zum Teil
       nach mehr als 30 Jahren.
       
       Nun mag man einwenden, dass das Westjordanland von größerer religiöser
       Bedeutung ist (obwohl auch der Sinai damals zum Heiligen Land
       hochstilisiert wurde) und es sich um viel mehr Siedlungen handelt. Doch zu
       der Zeit, als Israelis und Palästinenser noch miteinander verhandelten,
       hatte man dafür bereits Lösungen gefunden. Große Siedlungsblöcke sollten
       durch einen Gebietstausch bestehen bleiben, alle anderen aufgegeben werden.
       
       Siedlungen sind nur eines von vielen Hindernissen, die einer Konfliktlösung
       entgegenstehen. Für die Palästinenser ist es innenpolitisch ein mindestens
       genauso großes Problem, das [2][Rückkehrrecht] aufzugeben. Es könnte jeden
       den Kopf kosten, dies auch nur laut zu erwägen. Außerdem sprechen die
       Palästinenser nicht mehr mit einer Stimme. Die Führung ist gespalten in
       Fatah und Hamas; die letzten Wahlen sind schon über zwei Jahrzehnte her.
       
       Die Siedlungen sind es nicht, die eine Zweistaatenlösung verhindern,
       sondern es ist vor allem der [3][mangelnde politische Wille.] Dieser Wille
       fehlt komplett, und zwar nicht nur auf israelischer Seite.
       
       20 Aug 2025
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Silke Mertins
       
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