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       # taz.de -- Vergewaltigung im Berliner KitKat-Club: Awareness ist keine Moralpolizei
       
       > Im September 2024 wurde eine Frau im KitKat in Berlin vergewaltigt. Ein
       > Jahr später äußert sich der Club. Das Statement fällt definitiv zu
       > dürftig aus.
       
   IMG Bild: „Erschüttert“: Das KitKat in Berlin
       
       Er habe sie zu sich gezogen, sie geküsst, ihr Shirt hochgezogen und sei
       schließlich mit der Hand in sie eingedrungen – ohne ihre Zustimmung. [1][So
       soll es im September 2024 im vermeintlich sexpositiven Kitkat Club in Mitte
       zu einer Vergewaltigung gekommen sein. Die taz berichtete.]
       
       [2][Nun hat sich das Kitkat in einem Statement zu dem Fall geäußert] – fast
       ein Jahr später. Darin beteuern die Clubbetreiber*innen, wie wichtig es
       ihnen sei, ein Safe Space zu sein, man sei „erschüttert“ über den Fall.
       Doch es drängt sich die Frage auf, wie ernst die Solidarität mit der
       Betroffenen gemeint sein kann, wenn über ein Jahr versäumt wurde, aktiv
       Kontakt zu ihr zu suchen?
       
       Das Statement erweckt ohnehin den Eindruck, dass die
       Clubbetreiber*innen vor allem wegen der externen Berichterstattung und
       Kritik reagieren. Wer schreibt: „Selbst wenn man mit Freunden unterwegs
       ist, gibt es keine hundertprozentige Sicherheit“, zeigt keine Einsicht,
       sondern versucht, von jahrelang unzureichenden Awarenessstrukturen
       abzulenken und Verantwortung zu delegieren.
       
       Es wirkt, als hätte das Kitkat die letzten 15 Jahre feministische
       Auseinandersetzung über Awarenesskonzepte verpasst. Man hätte bislang auf
       sichtbare Awarenessteams verzichtet, um nicht als „Moralpolizeistaat“
       aufzutreten, heißt es im Statement. Und dann, beinahe trotzig: Man habe
       „nun aber verstanden, dass ein öffentlich sichtbares Awareness-Team für das
       Gefühl der eigenen Sicherheit bevorzugt wird“.
       
       ## Nicht zum ersten Mal in der Kritik
       
       Das Kitkat steht nicht zum ersten Mal in der Kritik, wenn es um
       unzureichenden Schutz vor sexualisierter Gewalt geht. Bereits in der
       Vergangenheit gab es immer wieder Berichte von Gäst*innen, die sich im Club
       mit Erfahrungen von Grenzüberschreitungen alleingelassen fühlten.
       
       Wie brüchig das Ideal eines vermeintlichen Safer Spaces ist, zeigte sich
       etwa 2023, [3][als Rammstein-Sänger Till Lindemann trotz der] [4][gegen
       ihn] [5][erhobenen schwerwiegenden Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs
       Zutritt zu dem Club erhielt]. Auch damals reagierten die Clubbetreiber mit
       defensiven Erklärungen statt mit einer klaren Haltung: Lindemann sei schon
       häufiger da gewesen, kenne die Securities und es sei „nie etwas
       Fragwürdiges passiert“.
       
       Sie räumten zwar ein, das Ganze sei „blöd gelaufen“, doch vielmehr erweckte
       das Statement den Eindruck, es sei „blöd gelaufen“, dass der Besuch
       Lindemanns an die Öffentlichkeit gelangte, als dass der Club es versäumte,
       den Schutz seiner Gäst*innen zu priorisieren und sich mit Betroffenen zu
       solidarisieren.
       
       Dabei ist sichtbare Awareness kein störender Eingriff in die Clubatmosphäre
       – sie bietet Betroffenen bei Grenzüberschreitungen und Diskriminierung
       niedrigschwellige Unterstützung und sendet ein deutliches Signal sowohl an
       Betroffene als auch an potenzielle Täter*innen.
       
       ## Kluft zwischen Selbstbild und Realität
       
       Mit Versäumnissen bei angemessenen Awarenesskonzepten steht das Kitkat
       nicht allein da. Die Berliner Clubkultur gilt international als progressiv,
       inklusiv und politisch und als Schutzraum für marginalisierte Gruppen.
       Leider klaffen hierbei jedoch Selbstbild und Realität häufig auseinander.
       Türsteher*innen, Barpersonal oder selbsternannte Awarenessteams sind häufig
       nicht geschult, nicht erkennbar und in vielen Fällen gar nicht ansprechbar.
       
       Consent Culture und Awareness sind mehr als ein Label – sie erfordern eine
       stetige, selbstkritische Auseinandersetzung und entsprechende
       Verantwortungsübernahme statt bloßer Symbolpolitik.
       
       21 Aug 2025
       
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   DIR Lea Wolters
       
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