# taz.de -- Greenpeace-Preisvergleich: Wo der Zug billiger ist als der Flieger
> Klimaschädliche Flüge kosten in Europa oft weniger als Bahnfahrten, zeigt
> eine Studie. In einige Länder kommen Reisende aber günstiger auf
> Schienen.
IMG Bild: Wer klimafreundlich reisen will, kann den Nachtzug nehmen – muss dafür aber oft mehr zahlen
Berlin taz | Kurzfristig von Köln nach Manchester? Mit dem Zug kostet das
laut Greenpeace bis zu 300 Euro – während ein Flugticket spontan für 20
Euro zu haben wäre. Wer in Europa ins Flugzeug steigt, kommt immer noch oft
billiger davon, als wenn er die gleiche Strecke mit dem Zug zurücklegen
würde. Das zeigt eine Studie, die Greenpeace am Donnerstag veröffentlicht
hat.
Darin steht, dass Zugfahren nur auf 46 Prozent der untersuchten
grenzüberschreitenden Reiserouten günstiger ist als Fliegen. Auch in
Deutschland sind die meisten Fahrkarten für eine Bahnfahrt innerhalb des
Landes, ins Ausland oder aus dem Ausland teurer als ein entsprechendes
Flugticket. Nur bei Reisen in polnische, tschechische, österreichische oder
belgische Städte ist von Deutschland aus fast immer der Zug billiger.
Greenpeace untersuchte für [1][den Preisvergleich] einfache Fahrten auf 142
Routen in 31 europäischen Staaten – und dafür die jeweils billigsten Flug-
und Bahntickets zu unterschiedlichen Buchungszeiten. 33 Strecken waren
Inlandsverbindungen, die restlichen 109 grenzüberschreitend. Innerhalb der
Landesgrenzen konnte der Zug in 70 Prozent der Fälle mit niedrigeren
Preisen punkten. Im internationalen Verkehr aber war Bahnfahren nur bei 39
Prozent der Verbindungen günstiger. Immerhin sei der Preisunterschied
zwischen Fliegen und Zugfahren seit 2023 kleiner geworden.
Fliegen ist die klimaschädlichste Art der Mobilität. Der Luftverkehr
weltweit ist für rund 3,5 Prozent der Erderhitzung verantwortlich. Die
hohen CO2-Emissionen der Kraftstoffverbrennung auf einem Flug verursachen
etwa ein Drittel der Klimawirkung der Luftfahrt. Zwei Drittel kommen durch
die sogenannten Nicht-CO2-Effekte zustande: Die Triebwerke eines Flugzeugs
stoßen Rußpartikel aus, die Kondensstreifen entstehen lassen. Dies
geschieht in 10 bis 15 Kilometern Höhe, wo die Atmosphäre besonders
empfindlich reagiert.
## Weniger Inlandsflüge in Deutschland
Außerdem ist Fliegen sozial ungerecht. Jährlich fliegen nur etwa fünf bis
zehn Prozent der Weltbevölkerung, schätzt die Internationale
Zivilluftfahrtorganisation ICAO. Die Folgen der Klimakrise – Dürren, Stürme
oder Fluten – treffen laut Greenpeace hingegen oft die Menschen am
härtesten, die am wenigsten zu den Flugemissionen beitragen.
Immerhin: Klimaschädliche Inlandsflüge gab es in Deutschland im Jahr 2024
deutlich weniger als noch 2019, [2][wie das Onlinemedium Table berichtet].
Vor der Coronapandemie, im Jahr 2019, flogen 238.000 Flugzeuge innerhalb
Deutschlands – 2024 waren es 117.000. Table beruft sich auf Zahlen des
Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft und des
Umweltbundesamtes. Demnach entstanden im vergangenen Jahr mit 1,1 Millionen
Tonnen CO2-Äquivalenten auch weniger klimaschädliche Treibhausgase durch
Inlandsflüge als vor der Pandemie. Damals waren es 2 Millionen Tonnen CO2,
Lachgas und Methan. Die Wirkung der Kondensstreifen ist nicht Teil der
Rechnung.
Nun will Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) die Luftfahrt in
Deutschland wieder voranbringen – und [3][unter Umständen Steuern, Gebühren
und Abgaben reduzieren]. Dabei werde der Flugverkehr ohnehin schon „üppig
subventioniert“, kritisiert Lena Donat, Verkehrsexpertin bei Greenpeace. In
fast allen europäischen Staaten ist zum Beispiel der Flugkraftstoff Kerosin
von der Mineralölsteuer befreit. Die Bahn aber zahle für den Zugbetrieb
Stromsteuern.
Internationale Flugtickets seien mehrwertsteuerbefreit – während auf
Zugtickets im grenzüberschreitenden Verkehr eine Mehrwertsteuer entfalle.
„Es ist absurd, dass Reisende in Europa mit Steuerausnahmen ins
klimaschädliche Flugzeug gedrängt werden“, sagte Donat.
## Bahntickets ohne Mehrwertsteuer
Mobilitätsexpertin Katja Diehl ergänzt: Nicht alle Flughäfen seien wirklich
nötig – doch gerade in Regionalflughäfen, die oft keine wichtigen
Drehkreuze sind, fließen Millionen an staatlichen Geldern. „Das ist nicht
mehr zeitgemäß“, so Diehl zur taz. Bahntickets könnten mehrwertsteuerfrei
verkauft werden, um Zugfahren erschwinglicher zu machen.
Und für Flugtickets schlägt Diehl eine zusätzliche Abgabe vor, die abhängig
vom Einkommen der Flugreisenden und vom CO2-Ausstoß ihres Flugs
eingefordert wird. „Es muss spürbar sein, dass Fliegen ein Privileg ist,
das vielen Menschen weltweit niemals zuteilwird“, forderte Diehl.
Die Deutsche Bahn rückt die Greenpeace-Zahlen derweil in gutes Licht.
Gerade auf beliebten internationalen Strecken seien die Tickets für eine
Zugfahrt „ganz klar günstiger“ als für einen Flug, [4][teilte ein
DB-Sprecher am Donnerstag mit]. Buchungen grenzüberschreitender Fahrten
über die DB-Website oder die Bahn-App DB Navigator sollen einfacher werden,
neue Züge und Verbindungen mehr Leute auf die Schiene locken. Dennoch kann
es sich lohnen, Zugtickets möglichst früh zu erstehen – oder mit einem
Interrail-Ticket flexibel über Landesgrenzen hinweg zu reisen.
21 Aug 2025
## LINKS
DIR [1] https://www.greenpeace.de/publikationen/20250806_Hoeher_schneller_teurer.pdf?utm_campaign=verkehr&utm_source=www.greenpeace.de&utm_medium=referral&utm_content=press-release
DIR [2] https://table.media/climate/analyse/flugverkehr-weniger-inlandsfluege-reduzieren-treibhausgas-ausstoss
DIR [3] https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/rede-des-bundesministers-fuer-verkehr-patrick-schnieder--2348166
DIR [4] https://www.deutschebahn.com/de/konzern/Aktuelles/Aktuelle-Statements-12829716#12829716
## AUTOREN
DIR Nanja Boenisch
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