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       # taz.de -- Gentrifizierung in Berlin-Friedrichshain: Wiesn weicht dem Widerstand
       
       > Die Oktoberfest-Kopie „Spreewiesn“ verwirft nach Protesten aus dem Kiez
       > den Plan, neben den linken Club About Blank am Ostkreuz zu ziehen.
       
   IMG Bild: Ab'baut is: Widerstand gegen Zapfenstich zeigt Wirkung
       
       Berlin taz | Die Berliner Oktoberfest-Kopie „Spreewiesn“ wird nicht neben
       dem linken Techno-Club About Blank im Friedrichshainer Laskerkiez
       stattfinden. Wie der Veranstalter bestätigt, sei der Plan vom Tisch, mit
       dem Event vom ursprünglichen Feiergelände zum Ostkreuz zu ziehen. Die Party
       bleibe nun doch am Ostbahnhof.
       
       Der Veranstalter reagiert mit seinem Rückzieher [1][auf Proteste aus dem
       Laskerkiez]. Gegenüber der taz erklärt er, er wolle vermeiden, dass während
       des Fests „Gäste gestört oder Autos attackiert“ würden. Seinen Namen will
       er nicht in der Zeitung lesen. Zuerst hatte die Berliner Morgenpost
       berichtet.
       
       In einem Offenen Brief hatten zuletzt unter anderem das About Blank, das
       Stadtteilbüro Friedrichshain und das Bündnis „Wem gehört der Laskerkiez“
       Widerstand gegen die „Oktoberfest-Sauf-Veranstaltung“ angekündigt. Die
       „Spreewiesn“ würden dazu führen, dass zwei Monate lang „besoffene Horden
       unseren Kiez verschandeln“, hieß es im Brief.
       
       Das unmittelbar betroffene und [2][ohnehin von Verdrängung bedrohte About
       Blank] spricht auf taz-Nachfrage zudem von „sexistisch-volkstümlicher
       Brauchtums- und Trachtenkultur“, die auf dem Oktoberfest in München wie
       auch auf den diversen Kopien zelebriert werde.
       
       ## Veranstalter fühlt sich missverstanden
       
       Der Veranstalter der „Spreewiesn“ sagt im Gespräch mit der taz, er fühle
       sich missverstanden. Er und das About Blank seien doch „Leidensgenossen“.
       Denn der ursprüngliche Plan, die Veranstaltung zum Ostkreuz zu verlegen,
       sei aufgrund eigener Gentrifizierungszwänge entstanden. Da auf dem Gelände
       am Ostbahnhof bald ein Hochhaus gebaut werden soll, hätte er nach
       Ausweichmöglichkeiten gesucht.
       
       Das Mitleid der „Leidensgenossen“ im Laskerkiez hält sich in Grenzen. „Es
       ist ein gutes Zeichen, dass der Protest gewirkt hat“, sagt Christoph Casper
       vom Stadtteilbüro Friedrichshain zur taz. Ähnlich das About Blank, das sich
       erleichtert darüber zeigt, dass die Nachbarschaft „von dieser Zumutung
       verschont“ bleibt.
       
       Der Veranstalter beklagt unterdessen die fehlende Dialogbereitschaft. Er
       hätte sich „einen Austausch auf Augenhöhe“ gewünscht. „Die wollen aber
       scheinbar nicht reden, sondern nur anti sein“.
       
       ## „Unüberbrückbarer Interessenkonflikt“
       
       Stimmt, heißt es von den Gegner:innen des Umzugs. Man wollte nicht
       reden. Ein Austausch hätte auch zu keinem konstruktiven Ergebnis geführt,
       sagt Timo Steinke von der [3][Initiative „Wem gehört der Laskerkiez“] zur
       taz: „Es war einfach ein unüberbrückbarer Interessenkonflikt.“
       
       Bei dem Widerstand gegen die „Spreewiesn“ sei es, so die Aktivist:innen,
       auch gar nicht um den Veranstalter als Person gegangen, sondern um die
       Veranstaltung an sich, „die zunehmende Kommerzialisierung und
       Touristifizierung des Kiezes“. Steinke sagt, dem Veranstalter würde ja
       niemand sein Fest verbieten wollen – „nur eben nicht in unserem Kiez.“ Auch
       die Nachbar:innenschaft habe sich sehr erfreut über die Absage gezeigt.
       „Der Zuspruch gibt uns Recht“, ist Steinke überzeugt.
       
       7 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Anselm Mathieu
       
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