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       # taz.de -- Tierwohl im Agrarministerium: Kritik an neuer Tierschutzbeauftragter
       
       > Die Parlamentarische Staatssekretärin Silvia Breher wird neue
       > Tierschutzbeauftragte im Agrarministerium. Umweltverbände kritisieren die
       > Personalie.
       
   IMG Bild: Die CDU-Politikerin Silvia Breher wird die neue Tierschutzbeauftragte der Bundesregierung
       
       Berlin taz | Agrarminister Alois Rainer (CSU) schafft das Amt der
       unabhängigen Tierschutzbeauftragten ab. Er schlägt vor, den Titel solle
       künftig seine Parlamentarische Staatssekretärin Silvia Breher tragen. Die
       CDU-Politikerin aus dem niedersächsischen Landkreis Cloppenburg sitzt seit
       2017 im Bundestag und fungierte dort in der vergangenen Legislaturperiode
       als familienpolitische Sprecherin der Unionsfraktion. Von 2011 bis 2017 war
       die studierte Juristin Geschäftsführerin des Kreislandvolkverbandes Vechta,
       der lokalen Vertretung der Landwirte.
       
       „Mit Silvia Breher gewinnt der Tierschutz in Deutschland eine starke Stimme
       auf Bundesebene“, sagt Agrarminister Rainer, „als engagierte, fachlich
       versierte und politisch erfahrene Bundestagsabgeordnete bringt sie genau
       die Kombination aus Sachverstand, Augenmaß und Gestaltungskraft mit, die es
       braucht, um den Tierschutz weiter voranzubringen.“ Ihm sei es bei der
       Neubesetzung dieser Funktion besonders wichtig, dass sie sinnvoll in
       bestehende Strukturen eingebettet sei, ohne neue Bürokratie aufzubauen.
       
       Genau das aber stößt in der Tierschutz- und Umweltszene auf große Skepsis.
       „Die Ernennung von Silvia Breher als Bundestierschutzbeauftragte löst bei
       uns maximale Verwunderung aus“, sagt Thomas Schröder, Präsident des
       Deutschen Tierschutzbundes, „nach bisheriger Amtsbeschreibung soll die
       Bundestierschutzbeauftragte unabhängig beraten. Die Parlamentarische
       Staatssekretärin ist qua Amt zuständig für Tierschutz. Frau Breher wird
       wohl kaum mit sich selbst beraten können.“
       
       Die Beauftragten „sollten ein kleines bisschen außerhalb der Verwaltung
       stehen und somit eine Beobachtenden-Position einnehmen können“, sagt
       Christian Hönig, Leiter der Abteilung Biodiversität des Umweltverbandes
       BUND. „Sie soll nicht nur eingreifen, wenn Tiere misshandelt werden,
       sondern auch erkennen, wo es strukturelle Probleme etwa bei der Tierhaltung
       oder -schlachtung gibt“. Wer, wie Breher, in ihrer Rolle als
       parlamentarische Staatssekretärin, im Zentrum der Macht stehe, könne nicht
       unabhängig agieren. „Das Amt der Tierschutzbeauftragten ist dann nur noch
       ein Namensschild, mehr nicht“.
       
       ## Peta fürchtet: Thema Tierschutz wird an Relevanz verlieren
       
       Julia Weibel, Referentin für Tiere in der Landwirtschaft der
       Tierrechtsorganisation Peta fürchtet, dass die Themen „Tierrechte,
       Anbindehaltung, Qualzuchtmerkmale in der landwirtschaftlichen Tierhaltung
       oder der juristisch definierte „vernünftige Grund“, der es erlaubt, Tieren
       Schmerzen und Leid zuzufügen, unter Breher an Relevanz verlieren“.
       
       Breher selbst betonte bei Ihrer Ernennung zur Parlamentarischen
       Staatssekretärin, Landwirtschaft sei quasi ihre DNA und
       Herzensangelegenheit, da sie aus dem durch Landwirtschaft und vor allem
       Viehhaltung geprägten Oldenburgischen Münsterland stamme und auf einem
       Bauernhof aufgewachsen sei. Zu Tierschutz [1][ist auf Ihrer Website zu
       lesen], „nicht immer führen schärfere Gesetze zu mehr Tierschutz. Eine
       Folge können auch Betriebsaufgaben oder eine Verlagerung ins Ausland sein“.
       Bei politischen Entscheidungen sei es für sie daher besonders wichtig,
       mögliche Folgen umfassend zu berücksichtigen.
       
       Bei der bisherigen Amtsinhaberin Ariane Kari bedankte sich Rainer, sie habe
       „wertvolle Impulse für den Tierschutz gegeben“. [2][Allerdings schied die
       parteilose Tierärztin Kari nicht freiwillig aus ihrem Amt, sondern wurde
       von Rainer entlassen]. Hönig vom BUND bescheinigt ihr, als erste
       Bundestierschutzbeauftragte habe sie wichtige Wegmarken gesetzt. Wenn ihr
       schon jetzt schmaler Stab von vier Mitarbeiterinnen und das knapp bemessene
       Jahresbudget von knapp 500.000 Euro wegfallen sollten, würden die gerade
       entstandenen Strukturen für den Tierschutz wieder wegfallen, so Hönig.
       
       „Wer das Amt einer unabhängigen Bundestierschutzbeauftragten ernsthaft
       will, sollte sich entscheiden“, fordert Tierschutz-Präsident Schröder,
       „entweder Parlamentarische Staatssekretärin oder unabhängige
       Bundestierschutzbeauftragte.“
       
       8 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.silvia-breher.de/ueber-mich/#wp-block-themeisle-blocks-advanced-columns-00a8bc3d
   DIR [2] /Agrarministerium-auf-Abwegen/!6102014
       
       ## AUTOREN
       
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