URI: 
       # taz.de -- Rüstungsexportstopp für Gaza-Krieg: Merz streut Sand ins Panzergetriebe
       
       > Schwarz-Rot ringt sich zu einem teilweisen Exportstopp nach Israel durch.
       > Es gilt auch für Ersatzteile. Die konkreten Auswirkungen sind aber
       > unklar.
       
   IMG Bild: Merkava-Panzer kommen nachweislich in Gaza zum Einsatz, 20..Mai 2025
       
       Berlin rtr/taz | Die Bundesregierung verschärft nach eigenen Angaben ihre
       Rüstungsexportpolitik gegenüber Israel. Man genehmige „bis auf Weiteres
       keine Ausfuhren von Rüstungsgütern, die im Gazastreifen zum Einsatz kommen
       können“, erklärte Bundeskanzler Friedrich Merz am Freitag in Berlin.
       [1][Das in der vergangenen Nacht vom israelischen Sicherheitskabinett
       beschlossene], noch härtere militärische Vorgehen lasse immer weniger
       erkennen, wie die Ziele des Einsatzes erreicht werden sollen, sagte der
       CDU-Vorsitzende.
       
       Merz betonte zugleich das Recht Israels, sich gegen den Terror der Hamas zu
       verteidigen. „Die Freilassung der Geiseln und zielstrebige Verhandlungen
       über einen Waffenstillstand haben für uns oberste Priorität“, sagte der
       Kanzler. Die Entwaffnung der Hamas sei unerlässlich. Die
       Islamistenorganisation dürfe in der Zukunft von Gaza keine Rolle spielen.
       
       Die Bundesregierung bleibe zutiefst besorgt über das fortdauernde Leid der
       Zivilbevölkerung, hieß es in der Erklärung weiter. Mit der geplanten
       Offensive trage die israelische Regierung jedoch noch stärker als bisher
       Verantwortung für deren Versorgung. Sie müsse einen umfassenden Zugang für
       Hilfslieferungen ermöglichen. Zudem forderte Merz die israelische Regierung
       dringend auf, keine weiteren Schritte hin zu einer Annexion des
       Westjordanlands zu unternehmen.
       
       Der Koalitionspartner SPD unterstützte die Entscheidung. „Die
       Bundesregierung wird unter den aktuellen Umständen keine Lieferungen von
       Waffen, die im Gazastreifen zum Einsatz kommen können, genehmigen. Das ist
       eine richtige Entscheidung“, sagte SPD-Chef und Vize-Kanzler Lars
       Klingbeil. Dem Staat Israel gelte die volle Solidarität, aber Falsches
       müsse benannt werden.
       
       Das humanitäre Leid in Gaza sei unerträglich, erklärte Klingbeil weiter. Es
       dürften zudem keine weiteren Fakten geschaffen werden, die einer
       Zwei-Staaten-Lösung entgegenstünden. „Klar ist auch: Die Freilassung aller
       Geiseln und eine Waffenruhe sind von größter Dringlichkeit.“
       
       ## Regierung bisher schweigsam
       
       Offen ist, wie umfangreich die Auswirkungen der Entscheidung in der Praxis
       sind. Wie viele und welche deutschen Rüstungsgüter Israel in den
       vergangenen Wochen für den Einsatz in Gaza erhalten hatte, ist unklar.
       Konkrete Antworten gab die Bundesregierung auf entsprechende Nachfragen
       bisher nicht.
       
       [2][Laut Berechnungen der Zeit] auf Grundlage offizieller Regierungszahlen
       wurden im laufenden Jahr Rüstungsexporte an Israel im Gesamtwert von knapp
       90 Millionen Euro genehmigt. Über die Art der entsprechenden Güter machte
       die Regierung aber nur vage Angaben, ihr genauer Verwendungszweck blieb
       unklar.
       
       Bemerkenswert ist allerdings, dass sich die Entscheidung vom Freitag laut
       Merz allgemein auf Rüstungsgüter bezieht, nicht nur auf Kriegswaffen. Unter
       anderem fallen unter die juristische Kategorie eines Rüstungsgutes auch
       bestimmte Getriebeteile israelischer Merkava-Panzer. Diese Panzer kommen
       nachweislich in Gaza zum Einsatz und die Ersatzteile für das Getriebe
       [3][sind laut Expert*innen exklusiv aus Deutschland erhältlich].
       
       ## Merz war 2024 gegen Beschränkungen
       
       Die Exporte solcher und anderer Rüstungsgüter hatte 2024 schon die
       Ampel-Regierung für längere Zeit blockiert. Laut Medienberichten hatten die
       Grünen darauf bestanden, dass die israelische Regierung schriftlich
       zusichert, aus Deutschland gelieferte Güter nur völkerrechtskonform
       einzusetzen.
       
       Als Oppositionsführer hatte Merz die Ampel noch im Oktober 2024 hart für
       diesen Schritt kritisiert. „Seit Wochen und Monaten verweigert die
       Bundesregierung die Erteilung der Exportgenehmigung für zum Beispiel
       Munition und sogar für die Lieferung von Ersatzteilen für Panzer nach
       Israel“, sagte er damals im Bundestag. Er sprach von „Rissen in der
       Solidarität“ mit Israel, da die Bundesregierung dem Land Hilfe vorenthalte.
       
       8 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Krieg-in-Gaza/!6105772
   DIR [2] https://www.zeit.de/politik/deutschland/2025-07/waffenlieferungen-israel-deutschland-ruestungsexporte-nahost
   DIR [3] /Macht-sich-Deutschland-in-Gaza-mitschuldig/!6090861
       
       ## TAGS
       
   DIR Israel
   DIR Bundesregierung
   DIR Gaza
   DIR Rüstungsexporte
   DIR Kanzler Merz
   DIR Gaza
   DIR Friedrich Merz
   DIR Israel
   DIR Israel
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Ukraine-Krisenmanagement des Kanzlers: Merz’ Energielevel für Alaska wäre auch mal im Inland schön
       
       Die Tage vor dem Gipfel von Trump und Putin hat der Kanzler ganz gut
       hingekriegt. Es wäre gut, wenn er diesen Stil auch hierzulande nutzen
       würde.
       
   DIR +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Streit in der Union um Waffenlieferungen nach Israel
       
       Der von Bundeskanzler Friedrich Merz mitgeteilte Stopp der
       Waffenlieferungen sorgt innerhalb der Union für heftige Diskussionen. Die
       Hamas meldet weitere zehn Tote im Gazastreifen.
       
   DIR Merz schränkt Israel-Waffenexporte ein: Es müssen weitere Schritte gegen Israel folgen
       
       Der Teilstopp von Waffenexporten an Israel ist richtig. Merz wird dennoch
       als derjenige in Erinnerung bleiben, der einem Kurswechsel im Weg stand.
       
   DIR Krieg in Gaza: Israels Sicherheitskabinett plant Einnahme von Gaza-Stadt
       
       Israels Militärchef Eyal Zamir hatte vor einer Besetzung des ganzen
       Gaza-Streifens gewarnt. Kritik kommt aus dem Ausland, aber auch aus Israel
       selbst.
       
   DIR Eltern deutsch-israelischer Geisel: „Deutschland könnte definitiv mehr tun“
       
       Die Eltern der von der Hamas am 7. Oktober 2023 entführten Geisel Itay Chen
       fordern wirtschaftliche Sanktionen von Deutschland.
       
   DIR Grünen-Co-Chefin Brantner zu Gaza: „Es braucht ein Machtwort von Merz“
       
       Die Bundesregierung müsse endlich ins Handeln kommen, fordert Grünen
       Co-Chefin Franziska Brantner. Es brauche ein gemeinsames europäisches
       Vorgehen.