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       # taz.de -- Transparenzbericht von Campact: So viel Geld wie nie zuvor
       
       > Campact ist bekannt für demokratiefördernde Kampagnen und Anfeindungen
       > von rechts. 2024 bekam die Organisation so viel Geld wie in keinem Jahr
       > davor.
       
   IMG Bild: Ein Aktivist mit Merz-Maske auf einer Kundgebung von Campact und Kabul Luftbrücke im Juni 2025
       
       Berlin taz | Als die CDU um Friedrich Merz im Februar eine
       [1][Bundestagsanfrage zur Finanzierung] von über 500 NGOs stellte, ging es
       auch um das Netzwerk Campact. Die Vermutung, die die Union in den Raum
       stellte: Die Organisation bekomme Geld vom Staat und mache dann Kampagnen
       gegen einzelne Parteien.
       
       Campact hatte sich schon zuvor gerichtlich gegen entsprechende Aussagen
       gewehrt. Im September 2024 deutete der CDU-Politiker Christoph Ploß an,
       dass Campact Geld vom Staat kassiere und an die Grünen weiterreiche.
       [2][Campact gewann] den Rechtsstreit und Ploß darf diese Aussage nicht mehr
       tätigen. Trotzdem ist die Kampagnen-Organisation immer wieder Ziel von
       Anfeindungen und Fake-News. Felix Kolb, Geschäftsführender Vorstand, nennt
       dies „systematische Angriffe auf unsere Glaubwürdigkeit als unabhängige
       Organisation“.
       
       Mit seinem nun veröffentlichten [3][Transparenzbericht zum Jahr 2024] will
       der Verein diese Falschnachrichten entkräften. Campact will zeigen, wo sein
       Geld wirklich herkommt und wohin es geflossen ist. Dabei wird noch mal
       klar: Kampagnen gegen rechte Parteien und Geldspenden an demokratische
       Parteien gab es zwar, aber eben keine Zahlungen vom Staat.
       
       ## Was ist Campact genau?
       
       Der Verein Campact e. V. beschreibt sich selbst als Kampagnen-Organisation,
       die für „demokratische Werte eintritt und unsere Demokratie verteidigt“.
       Die von ihr gestarteten Kampagnen sollen politische Entscheidungen
       beeinflussen und den „ökosozialen Fortschritt“ vorantreiben und sich für
       die „freie und gerechte Gesellschaft“ einsetzen.
       
       Campact e.V. wurde 2004 gegründet, musste aber nach einer [4][Entscheidung
       des Bundesfinanzhofes] 2019 den steuerlichen Status als gemeinnützige
       Organisation abgeben. Seitdem gibt es neben Campact e. V. auch die
       Demokratie-Stiftung Campact, die „ausschließlich gemeinnützige Projekte und
       Initiativen“ fördert.
       
       Dennoch sind die beiden Organisationen eng miteinander verbunden, teilen
       nach eigenen Aussagen dieselben Werte und in drei Fällen sogar Mitarbeiter.
       
       ## Welche Projekte gingen von Campact aus?
       
       Anfang 2024 gab es durch die Recherche von Correctiv zum Potsdamer
       „Remigrationsgipfel“ eine große Protestwelle, bei der sich Campact selbst
       als „zentraler Motor“ verstand. Gemeint sei die Unterstützung verschiedener
       Organisationen bei der Planung, Vernetzung und Finanzierung.
       
       Im Kleineren versuchte Campact erfolgreich, mehrere AfD-Landkreiskandidaten
       durch Plakate, Postkarten, Anzeigen und die Vernetzung demokratischer
       Parteien zu verhindern.
       
       Im Kampf gegen den Rechtsextremismus wirkte Campact insbesondere durch das
       Drucken und Verteilen von Stickern, aber auch durch verschiedene Petitionen
       und Online-Kampagnen.
       
       Neben dem Rechtsextremismus legte Campact seinen Fokus auf den Klimaschutz
       und das Thema soziale Gerechtigkeit. Beim Thema Verkehrspolitik
       unterstützen 230.000 Menschen einen Appell „gegen klimaschädliche
       Autobahnprojekte wie die A5 bei Frankfurt“. Im Transparenzbericht macht
       Campact hier aber auch eine Analyse, die auf viele Petitionen zutrifft:
       „Das Projekt hat seitdem allerdings an Schwung verloren.“
       
       Bei der Petitionsplattform WeAct von Campact e. V. wurden 2024 1.779
       Petitionen gestartet, 40 Prozent mehr als im Vorjahr, mit 6.651.962
       Unterschriften.
       
       ## Wo kommt das Geld her?
       
       All diese Projekte kosten viel Geld, welches Campact 2024 aber auch hatte.
       Noch nie zuvor wurde so viel Geld an den Verein gespendet. Insgesamt
       sammelte er 24,6 Millionen Euro ein. Dazu kommen 4,3 Millionen Euro an
       Spenden für die Stiftung. In Summe ist das fast eine Verdopplung zu 2023,
       als der Verein 14,5 Millionen und die Stiftung 1,6 Millionen erhielten.
       
       2024 erhielt der Verein das meiste Geld (57 Prozent) aus regelmäßigen
       Förderbeiträgen und den Rest aus zweckgebundenen und freien Spenden.
       Insgesamt förderten ihn 127.668 Menschen mit einem durchschnittlichen
       Monatsbeitrag von 10 Euro. Diese Schwarmfinanzierung sei „Ausdruck der
       breiten Unterstützung Hunderttausender“.
       
       Der Transparenzbericht stellt außerdem fest: Es gibt keine staatliche
       Förderung, Partei- oder Konzernspenden. Unternehmensspenden seien pro Jahr
       und Unternehmen auf 5.000 Euro beschränkt. Dennoch haben der Stiftung fünf
       nicht näher beschriebene juristische Personen „5.000 Euro und mehr“
       zugewendet. Der zugrundeliegende Jahresabschluss wird extern noch einmal
       auf Richtigkeit geprüft.
       
       ## Wo ging das Geld hin?
       
       Der Verein Campact e. V. habe 2024 22,8 Millionen Euro ausgegeben, die
       Stiftung knapp 3,7 Millionen. Durch die erhöhten monetären Möglichkeiten
       wurden besonders Kampagnen durch den Verein vermehrt gefördert. Insgesamt
       12,83 Millionen Euro seien in Kampagnen und Projekte geflossen. Bei der
       Stiftung waren es knapp 2,8 Millionen Euro. Bei beiden Organisationen floss
       das mit Abstand meiste Geld in den Themenbereich „Für Demokratie – gegen
       Rechtsextremismus“.
       
       Eine Auflistung im Transparenzbericht zeigt, welche Körperschaften Geld
       bekommen haben. Beim Verein sind das vor allem das Bündnis #aufstehen in
       Österreich mit 172.000 Euro, Declic in Rumänien mit 138.000 Euro,
       Sanktionsfrei e. V. mit 140.000 Euro und Zazim in Israel mit 100.000 Euro.
       Die Stiftung gab 300.000 Euro an die Amadeus-Antonio-Stiftung, 135.000 Euro
       an den Bund deutscher Pfadfinderinnen Landesverband M-V e. V. und 190.000
       Euro an JWP MittenDrin e.V.
       
       Campact e. V. beschreibt sich selbst als „grundsätzlich parteipolitisch
       neutral“, hat aber im Jahr 2024 mehrfach Parteien und Kandidat*innen
       demokratischer Parteien unterstützt. Das war einer der Kritikpunkte, der
       immer wieder von rechtskonservativen Akteuren erhoben wurde. Grund für die
       Entscheidung war laut Campact, dass die Auswirkungen einer zu starken AfD
       auf die Demokratie zu groß wären. Der Verein habe sich deshalb dazu
       entschieden, durch die Zusammenarbeit mit demokratischen Parteien „unsere
       Demokratie zu verteidigen“.
       
       Das geschah durch „Werbemaßnahmen für die Parteien wie Postwurfsendungen
       und Online-Anzeigen in den sozialen Medien“, aber auch durch den
       sogenannten Bumerang-Fonds, der Parteien und Kandidat*innen unterstützt
       hat, die von rechtsextremen Angriffen betroffen waren.
       
       Außerdem hat Campact e. V. „[5][parteiübergreifend Kandidat*innen] bei
       den ostdeutschen Landtagswahlen“ unterstützt, „um einen Machtgewinn der AfD
       und eine Sperrminorität der Partei zu verhindern.“
       
       8 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Angriff-der-Union-auf-Zivilgesellschaft/!6072388
   DIR [2] /Organisation-wehrt-sich-gegen-CDU-Ploss/!6070433
   DIR [3] https://www.campact.de/ueber-campact/finanzen/
   DIR [4] /Campact-verliert-die-Gemeinnuetzigkeit/!5578542
   DIR [5] /Kontroverse-im-saechsischen-Wahlkampf/!6030147
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marc Tawadrous
       
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