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       # taz.de -- Debatte um den Nahost-Konflikt: Kleinkrieg unter Friedensaktivist*innen
       
       > Die Deutsche Friedensgesellschaft streitet über den Umgang mit Israel.
       > Ein Landesverband hatte gegen eine Demo „für gerechten Frieden“
       > protestiert.
       
   IMG Bild: Eine Person zeigt ein Peace-Zeichen auf einer propalästinensischen Demonstration in Berlin
       
       BERLIN taz | Die Zeiten sind für Antimilitarist*innen gerade nicht
       gut. Der [1][Rüstungsetat und die Aktien von Rüstungskonzernen steigen]
       immens. Da bricht auch noch unter den organisierten Kriegsgegner*innen
       ein Kleinkrieg aus. Die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte
       Kriegsdienstgegner*innen (DFG-VK) ist eine der ältesten
       antimilitaristischen Organisationen in Deutschland. Der
       Bundessprecher*innenkreis (BSK) der DFG-VK will den gesamten
       vierköpfigen Vorstand des Berlin-Brandenburger Landesverbandes
       ausschließen.
       
       „Der BSK greift hier ganz massiv in die Autonomie eines Landesverbandes ein
       und putscht mit fadenscheinigen Begründungen einfach einen demokratisch
       gewählten Vorstand weg, weil der Bundesebene nicht passt, dass wir Israel
       nicht angemessen hassen“, sagt Toni Schmitz, die Sprecher*in des Berliner
       Vorstands. Hier wird schon deutlich, dass sich wieder einmal [2][Linke an
       der Nahostfrage zerstreiten].
       
       „Im Verband wurde und wird immerzu über politische Positionen gestritten.
       Das ist auch gerade im Fall des Konflikts im Nahen Osten wichtig“, beteuert
       der politische Geschäftsführer der DFG-VK Michael Schulze von Glaßer
       gegenüber der taz. Leitend seien für sie die Grundsätze, antisemitischen
       Positionen eine klare Abfuhr zu erteilen, jede Gewalt klar zu verurteilen
       und emphatisch mit allen Opfern zu sein.
       
       Auf dieser Grundlage habe die DFG-VK im Oktober 2024 und Februar 2025 zwei
       Kundgebungen unter dem Motto „Für einen gerechten Frieden im Nahen Osten“
       unterstützt, die von einem Bündnis vorbereitet wurden, in dem etwa Amnesty
       International Deutschland, Sea-Watch, Terre des Hommes, medico
       international und der Weltfriedensdienst vertreten waren. Der
       Berlin-Brandenburger Landesvorstand beteiligte sich gemeinsam mit
       israelsolidarischen Gruppen an einer Gegenkundgebung.
       
       ## Kampf gegen alle Kriegsursachen
       
       In [3][einem längeren Kritikpapier] wirft der Landesverband mehreren an der
       Vorbereitung der Kundgebung beteiligten Gruppen nun vor, im Gewand des
       Friedens und der Menschenrechte Hass auf Israel zu verbreiten. „Dies hat
       nicht nur unsere Bündnisarbeit erschwert, sondern die Organisationen
       drohten auch mit rechtlichen Schritten. Da die DFG-VK rechtlich gesehen ein
       Verein ist, hätte dies den Gesamtverband getroffen“, betont Schulze von
       Glaßer.
       
       Die Berliner Landesvorstandsmitglieder haben angekündigt, notfalls
       gerichtlich klären lassen, ob der Ausschluss rechtmäßig ist. „Ich denke,
       wir sind als Pazifist*innen und Antimilitarist*innen in der
       DFG-VK richtig“, gibt sich Schmitz auch jetzt noch überzeugt.
       
       Schmitz verweist auf die Satzung, in der der Kampf gegen alle
       Kriegsursachen festgeschrieben ist. „Im Nahen Osten ist Antisemitismus als
       Kriegsursache direkt erfahrbar und muss bekämpft werden“, so seine
       Überzeugung. In der Auseinandersetzung sieht Schmitz auch einen
       Generationenkonflikt. „Der Landesvorstand Berlin-Brandenburg hat doppelt so
       viele Mitglieder unter 35 Jahren wie der Durchschnitt unseres leider völlig
       überalterten Verbandes.“
       
       Viele dieser jüngeren Mitglieder haben [4][in linken Zusammenhängen über
       linken Antisemitismus] diskutiert und stoßen bei manchen älteren
       Antimilitarist*innen damit auf Unverständnis. Warum aber gab es
       keine Gespräche zwischen den unterschiedlichen Gruppen bei einer
       Organisation, die sich weltweit für Entspannung einsetzt? Solche
       Ausschlüsse sind zumindest seit 2017 in der DFG-VK nicht mehr vorgekommen,
       betont Schulze von Glaßer.
       
       24 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Erster-Haushalt-der-neuen-Regierung/!6092941
   DIR [2] /Nahost-Konflikt/!6095534
   DIR [3] https://berlin.dfg-vk.de/aufruf-zu-unserer-kundgebung-gegen-jeden-antisemitismus-solidaritaet-statt-hass-gegen-desinformation/
   DIR [4] /Nahost-Konflikt-in-Berlin/!6025310
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Peter Nowak
       
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