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       # taz.de -- Einsatz von Werksarbeitern: DPD-Beschäftigte wehren sich gegen Lohndumping
       
       > In Hamburg-Wilhelmsburg protestieren Beschäftigte des DPD-Depots gegen
       > ihre Versetzung in die Nachtschicht und die Einstellung von
       > Billigkräften.
       
   IMG Bild: Kann man auch billigere Werksarbeiter für einsetzen: Arbeit im DPD-Depot
       
       Hamburg taz | Im Niemandsland hinter dem Hamburger Hafen, wo die Straßen an
       Maschendrahtzäunen mit Lagerhallen vorbeiführen und riesige LKWs
       vorbeidonnern, stehen an diesem Vormittag Männer in gelben Westen und
       veranstalten ein Pfeifkonzert. „Wir wollen nicht, dass unsere Schicht
       wegfällt“, steht auf den selbstbetexteten Plakaten, „Heute Schicht weg,
       morgen wir“, „Ein Angriff auf die Spätschicht ist ein Angriff auf uns
       ALLE“.
       
       Die Demo würde vielleicht in der Fußgängerzone auffallen, hier draußen aber
       schaut niemand. Die LKWs fahren weiter hinein in die Hofeinfahrt gegenüber,
       sie tragen das Logo von DPD, dem Paketdienstleister. Die protestierenden
       Arbeiter sind dort beschäftigt, viele von ihnen ein halbes Leben.
       
       Sie haben sich eingerichtet mit ihrer Arbeit. „Wir haben Kinder
       großgezogen“, sagt einer von ihnen. Die Zeiten waren fest. Um zwölf Uhr
       ging es los, abends waren sie wieder zuhause. Doch genau das soll sich
       ändern: Nach den Plänen des Konzerns sollen die Arbeiter aus der
       Spätschicht in die Nachtschicht verschoben werden, die dann wirklich erst
       in der Nacht beginnt.
       
       Die Arbeiter bei DPD sind über die Pläne wütend, das ist zu merken. „Ich
       hab’ kein Auto, ich hab’ kein Fahrrad“, sagt einer der Arbeiter, der auch
       eines der Plakate hält und in Buxtehude wohnt. „Wie soll ich dann noch bei
       meiner Frau schlafen?“
       
       ## Die Arbeit bei DPD ist schwer
       
       Die Veränderungen in der Schichtbesetzung hängen damit zusammen, dass das
       Depot in Wilhelmsburg zum Hub aufgewertet wird, auch der Umschlag vom und
       ins Ausland wird dort nun abgewickelt. Die Nachtschicht solle darum
       ausgebaut werden, sagt Betriebsrätin Susanne Labusch, die die einzige Frau
       bei der Kundgebung ist.
       
       Die Arbeit bei DPD ist schwer, die Pakete wiegen bis zu 31,5 Kilogramm.
       „Wenn ich da zu Besuch bin, seh’ ich die Männer oft schwitzen, die sind
       dann knallrot im Gesicht“, sagt Nicolai Franke von der Gewerkschaft Ver.di
       und erzählt, dass über das DPD-Depot in Wilhelmsburg sogar Reifen
       verschickt werden. Es gebe Abmachungen mit den Händlern in der
       Nachbarschaft.
       
       Doch dass die Männer von der Spätschicht gegen ihren Willen in die
       Nachtschicht versetzt werden sollen, ist das eine. Das andere ist, dass
       ihre frei werdenden Stellen [1][durch Werksarbeiter besetzt werden sollen],
       so berichtet es der Ver.di-Mann Franke.
       
       Werksarbeiter seien anders als Leiharbeiter [2][überhaupt nicht mehr an
       einen Tarif gebunden]. Sie gehörten streng genommen nicht einmal zum
       Betrieb, sondern führten als externe Dienstleiter einen Auftrag aus. „Mehr
       als den Mindestlohn bekommen die nicht“, sagt Franke.
       
       Er und Betriebsrätin Labusch glauben, dass damit auch die Stellung der
       Gewerkschaften bei DPD geschwächt werden könnte: Werksarbeiter können
       keinen Betriebsrat wählen, und bei Tarifverhandlungen sind sie auch nicht
       dabei.
       
       Der DPD-Konzern tue sich mit seiner Strategie [3][womöglich keinen
       Gefallen], glaubt die Gewerkschaft Ver.di. „Vielleicht überlegen sie es
       sich ja noch einmal, wenn sie sehen, dass der Inhalt der Pakte zerbrochen
       ausgeliefert wird“, sagt Labusch.
       
       Aus der Hamburger Bürgerschaft ist [4][Kay Jäger von der Linksfraktion]
       gekommen, der selbst Hafenarbeiter ist. „Wir stehen an eurer Seite“, sagt
       er ins Mikrofon, das die Gewerkschaft mitgebracht hat, ebenso wie den
       Lautsprecher. „Das ist Outsourcing, was bei euch stattfinden soll, und die
       euch ersetzen sollen, kommen zu deutlich schlechteren Bedingungen. Und das,
       liebe Kolleginnen und Kollegen, geht nicht.“
       
       26 Aug 2025
       
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