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       # taz.de -- Filmfestspiele Venedig: Die Stars treffen sich im botanischen Garten
       
       > Lidokino 1: Die 82. Internationalen Filmfestspiele von Venedig beginnen.
       > Von Zeitgeschichte bis Science-Fiction ist praktisch alles dabei.
       
   IMG Bild: George Clooney auf den 82. Filmfestspiele von Venedig
       
       Wenn Venedig ist, sind auch Hollywoodstars da. Davon machten die
       Internationalen Filmfestspiele lediglich vor zwei Jahren eine Ausnahme, als
       der [1][Streik der Schauspieler] in den USA eine Teilnahme prominenter
       Darsteller von dort weitgehend verhinderte. Jetzt, zur 82. Mostra
       internazionale d’arte cinematografica, dürfte das auf dem Lido schon sehr
       weit weg erscheinen.
       
       Auch wenn die Fragen nach der Nutzung von KI, die zu dem Streik führten,
       alles andere als erledigt sind. Bisher zumindest haben menschliche
       Darsteller gegenüber der Konkurrenz aus dem Rechner den Vorteil, dass sie
       es weit leichter haben, sich auf dem roten Teppich zu zeigen.
       
       Das Aufgebot für die 21 Kandidaten für den Goldenen Löwen im Wettbewerb
       kann man durchaus einmal vorab Revue passieren lassen. Da gibt es Jude Law
       in der Rolle des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Olivier Assayas’
       „Le mage du Kremlin“ zu bewundern.
       
       ## George Clooney und Adam Sandler
       
       Oder George Clooney und Adam Sandler in der Komödie „Jay Kelly“ von Noah
       Baumbach, eine von zwei Netflix-Produktionen im Wettbewerb. Die andere
       stammt von [2][Guillermo Del Toro], dessen „Frankenstein“ als Star Oscar
       Isaac in der Titelrolle aufbietet. Für Action sorgen dann Idris Elba und
       Rebecca Ferguson in Kathryn Bigelows Thriller „A House of Dynamite“.
       
       Der neue Spielfilm von Jim Jarmusch hingegen, „Father Mother Sister
       Brother“, war im Frühling schon für den Wettbewerb von Cannes erwartet
       worden. Dafür freut man sich am Lido umso mehr über Besuch des Regisseurs
       und seiner Darsteller Cate Blanchett, Adam Driver und Vicky Krieps. Zumal
       Jarmusch nicht eben schnell arbeitet. Sein letzter Film davor war 2019 die
       Zombiekomödie „The Dead Don’t Die“.
       
       Umso produktiver zeigt sich Yorgos Lanthimos, der mit der
       Science-Fiction-Komödie „Bugonia“ wieder im Wettbewerb antritt, und das
       wieder mit Emma Stone als Star. Nicht zu vergessen der Regisseur Benny
       Safdie und sein Biopic „The Smashing Machine“, in dem er mit Dwayne Johnson
       in der Hauptrolle die Geschichte des Mixed-Martial-Arts-Kämpfers Mark Kerr
       erzählt.
       
       Auf dem Papier jedenfalls keine schlechte Auswahl für die Jury unter dem
       Präsidenten und Regisseur Alexander Payne. Ebenso die weniger
       hollywoodesken Beiträge im Programm. Von den italienischen
       Wettbewerbsfilmen, bei denen mitunter Vorsicht geboten ist, kann man sich
       vor allem auf Pietro Marcellos „Duse“ mit Valeria Bruni Tedeschi in der
       Rolle der Schauspielerin Eleonora Duse freuen. Oder aus Frankreich auf den
       neuen Film des derzeit sehr regen François Ozon, der mit „L’Étranger“ nach
       dem gleichnamigen Roman von Albert Camus antritt.
       
       ## Tony Leung und Léa Seydoux
       
       Vergleichsweise exotisch klingt der Film „Stille Freundin“ der ungarischen
       Regisseurin Ildikó Enyedi, der vorwiegend in einem botanischen Garten in
       Marburg spielt. Immerhin konnte sie dafür internationale Stars wie Tony
       Leung und Léa Seydoux gewinnen. Schön auch, dass der koreanische Meister
       der Drastik, Park Chan-wook, mit der Satire „No Other Choice“ zu sehen sein
       wird.
       
       Der Nahostkonflikt schließlich gelangt über die tunesische Regisseurin
       Kaouther Ben Hania in den Wettbewerb. „The Voice of Hind Rajab“ erzählt von
       der fünfjährigen Hind Rajab, die Anfang 2024 bei einer Militäraktion im
       Gazastreifen getötet wurde. Am Wochenende wandten sich zudem Filmemacher,
       darunter Marco Bellocchio, Matteo Garrone und Alice Rohrwacher, mit einem
       offenen Brief an das Festival, in dem sie eine stärker propalästinensische
       Haltung fordern.
       
       Aus Deutschland gibt es mit Werner Herzog sogar einen wirklich großen
       Namen, wenn auch außer Konkurrenz, wo sein Dokumentarfilm „Ghost Elephants“
       gezeigt wird. Weitere dokumentarische Arbeiten jenseits des Wettbewerbs
       bringen Sofia Coppola („Marc by Sofia“) und Lucrecia Martel mit. Letztere
       hat mit „Nuestra tierra“ ihren ersten Dokumentarfilm vollendet.
       
       Ebenfalls ohne Löwenaussicht ist Luca Guadagninos Thriller „After the
       Hunt“, aber mit Julia Roberts. Und Julian Schnabel liefert in Gestalt
       seines Fantasystreifens „In the Hand of Dante“ noch eine Arbeit mit Oscar
       Isaac in der Hauptrolle. Von Mangel so weit keine Spur.
       
       27 Aug 2025
       
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