# taz.de -- Kinoempfehlungen für Berlin: Die Sprache der Bilder
> Eine Reihe im Zeughauskino zeigt Filme aus der Zeit „Nach Shoah“. Die UFA
> Filmnächte feiern wieder Stummfilmgeschichte mit restaurierten Fassungen.
IMG Bild: „Fotoamator“, Regie: Dariusz Jabłoński (PL 1998)
Mit dem Reihentitel „Nach Shoah – Moderne Dokumentarfilme über die Zeit des
Nationalsozialismus“ verweist das Zeughauskino ganz explizit auf Claude
Lanzmanns epischen Dokumentarfilm „Shoah“ (1985), der als eine Art „Game
Changer“ in der Frage gilt, wie man den rassistisch motivierten Massenmord
der Nationalsozialisten an (in diesem Fall) den Jüdin:nnen (und
grundsätzlich auch an den Sinti:zze und Rom:nja) filmisch darstellen
kann.
Die Filme der Reihe entstanden in der Zeit nach der Shoah und arbeiten sich
an ähnlichen Fragen ab, ohne dabei zwangsläufig zu denselben Ergebnissen zu
kommen: Was kann man zeigen und was nicht, wie integriert man
Augenzeugenberichte, und was sagen heutige Bilder über den Schreckens aus?
Die ersten drei Filme, mit denen die Reihe eröffnet, stellen noch eine
andere Frage in den Mittelpunkt: Wie umgehen mit historischem Film- und
Fotomaterial, das ja überwiegend in propagandistischer Absicht von den
Tätern produziert wurde? Explizit beschäftigt sich mit diesem Thema
„Geheimsache Ghettofilm“ (2010), in dem die israelische Regisseurin Yael
Hersonski die von deutschen Kameraleuten 1942 im Warschauer Ghetto
gedrehten Aufnahmen analysiert und mit Aussagen von Augenzeugen
kontrastiert.
Der polnische Film „Fotoamator“ (R: Dariusz Jabłoński, 1998) handelt von
einem ähnlichen Fall: 1987 wurden mehrere Hundert Farbdias gefunden, die
Walter Genewein, der Finanzleiter der deutschen Verwaltung des Ghettos
Litzmannstadt (wie die Deutschen Łódź umbenannt hatten) dort aufgenommen
hatte.
Aber was repräsentieren diese Dias? Der Film kontrastiert sie mit ganz
anderen Erinnerungen des Ghettoarztes Arnold Mostowicz, um ein Bild vom
tatsächlichen Leben im Ghetto zu zeichnen.
Im Gegensatz dazu gibt es in „Three Minutes – A Lengthening“ (R: Bianca
Stigter, 2022) (nur) drei Minuten Amateurfilm zu sehen, die der Großvater
des Amerikaners Glenn Kurtz 1938 in einer jüdisch geprägten polnischen
Kleinstadt aufgenommen hatte. Wer sind die Leute auf den Bildern und wo
genau wurden sie aufgenommen? Der Film ist die Spurensuche nach einer Welt,
die schon wenig später radikal vernichtet war („Three Minutes – A
Lengthening“, 29. 8., 19 Uhr, „Geheimsache Ghettofilm“, 31.8., 16 Uhr,
„Fotoamator“, 31. 8., 18 Uhr, [1][Zeughauskino]).
„Der Sträfling aus Stambul“, das ist im gleichnamigen UFA-Stummfilm aus dem
Jahr 1929 der stets enorm präsente Heinrich George, der sich nach einem
bürgerlichen Leben sehnt, aber von Erpressern nicht in Ruhe gelassen wird.
Das geht nicht gut aus, vor allem nicht für die Frau (Betty Amann), mit der
er sich ein neues Leben aufbauen wollte.
Die Murnau-Stiftung hat das Melodram digital restauriert, das jetzt in
dieser Form bei den [2][UFA Filmnächten 2025] seine Weltpremiere feiert.
Dort hat man auch die Möglichkeit, die vom Multiinstrumentalisten PC Nackt
eigens für den Film komponierte Musik live zu hören (29. 8., 21 Uhr,
Kolonnadenhof der Alten Nationalgalerie).
Die Geschichte ist verwickelt: mit tragischen Ereignissen in der
Vergangenheit, kleinkriminellen Tätigkeiten in der Gegenwart, sowie einem
zögerlichen Schriftsteller und einem Tabakladen im Zentrum der Handlung.
Denn „Smoke“ von Wayne Wang spielt in einer Zeit, als alle Welt noch
rauchte. Einer der schönsten Filme über Nachbarschaft, nach einem Drehbuch
von Paul Auster (29. 8., 22.45 Uhr, [3][Bali Kino]).
29 Aug 2025
## LINKS
DIR [1] https://www.dhm.de/zeughauskino/filmreihe/nach-shoah/
DIR [2] https://www.ufa-filmnaechte.de/filme/der-straefling-aus-stambul
DIR [3] https://www.balikino-berlin.de/programm/
## AUTOREN
DIR Lars Penning
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