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       # taz.de -- Zwangsverhütungen in Grönland: „Undskyld“ sagen reicht nicht
       
       > Dänemarks Regierung entschuldigt sich für Zwangsverhütungen von
       > Grönländerinnen. Doch angesichts des Leids wären Entschädigungen noch
       > besser.
       
   IMG Bild: Jahrzehntelang hat Dänemark Grönländer*innen mit Uterus zwangssterilisiert, nun gab's ein offizielles „Entschuldigung“ dafür
       
       Sieh mal eine/r an: Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen kann
       mea culpa. An die Adresse von Grönländerinnen gerichtet, [1][sagte sie, es
       tue ihr leid, was geschehen sei]. Konkret geht es um 4.500 Frauen – oft
       noch im Teenageralter –, denen zwischen 1960 und 1992 Spiralen zwecks
       Verhütung einer Schwangerschaft eingesetzt worden waren – selbstredend ohne
       ihr Einverständnis und oft auch ohne ihr Wissen. Diese Entschuldigung im
       Namen des dänischen Staates war überfällig. Ob sie jedoch mehr wert ist als
       ein Placebo in Form einer hehren Absichtserklärung, darf bezweifelt werden.
       
       Bekanntermaßen steht es mit den Beziehungen zwischen Dänemark und Grönland
       – [2][die einstige Kolonie ist heute ein politisch autonomer Bestandteil
       des Königreichs] – derzeit nicht zum Besten. Bei einer wachsenden Anzahl
       von Grönländer*innen machen sich deutliche Absetzbewegungen von
       Kopenhagen bemerkbar – die unaufgearbeitete dunkle Vergangenheit wie der
       „Spiralenskandal“ ist nur ein Grund dafür. Vielmehr fühlen sich viele der
       rund 57.000 Bewohner*innen Grönlands diskriminiert und als
       Bürger*innen zweiter Klasse.
       
       Das Dumme ist nur, dass die rohstoffreiche Insel auch bei US-Präsident
       Donald Trump Begehrlichkeiten und Anschlussfantasien geweckt hat. Und dem
       vermeintlichen Friedensstifter ist bekanntlich jedes Mittel recht, um seine
       Ziele zu erreichen. Laut dänischen Medienberichten sollen derzeit drei
       Trump-Emissäre in Grönland ihr Unwesen treiben und für eine „freundliche“
       Übernahme werben.
       
       Dass Kopenhagen Handlungsbedarf sieht, wäre da nicht verwunderlich. Doch
       die betroffenen Grönländer*innen werden Frederiksen beim Wort nehmen.
       Ihrer Entschuldigung müssen Entschädigungen folgen. Aktuell versuchen 143
       Frauen, mit juristischen Mitteln zu ihrem Recht zu kommen. Auch wenn Geld
       erlittenes, unsagbares Leid nicht ungeschehen machen kann, wäre es ein
       weiterer Schritt, diesen Opfern von Menschenrechtsverletzungen, wenn auch
       spät, zumindest etwas Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
       
       29 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.tagesschau.de/ausland/europa/daenemark-groenland-spiralskandal-100.html
   DIR [2] /Wanderung-durch-Groenland/!5959138
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Barbara Oertel
       
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