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       # taz.de -- Treffen zwischen Trump und Putin: Die Erwartungen gehen gegen null
       
       > In der Ukraine glaubt kaum jemand daran, dass das Treffen zwischen Trump
       > und Putin mit positiven Ergebnissen für das Land endet. Nutznießer sei
       > Putin.
       
   IMG Bild: Toilettenpapier mit Putin-Konterfei in einem Laden in Kyjiw
       
       Kyjiw/Odessa taz | In den engen Gassen des Kyjiwer Bezirks Petschersk
       direkt im Zentrum und unweit des Regierungsgebäudes ist es ruhig. Ab und zu
       ertönen Luftschutzsirenen, die die Menschen jedoch ebenso wenig
       wahrzunehmen scheinen, wie das Zirpen der Grillen. Jetzt, zur Mittagszeit,
       arbeiten die meisten Kyjiwer*innen normalerweise. Die Sonne brennt, die
       Straßencafés sind halb leer. An einem Tisch sitzt eine Frau und unterhält
       sich auf Englisch. An einem anderen Tisch hat es sich ein älterer
       grauhaariger Mann bequem gemacht, der offensichtlich auf jemanden wartet.
       
       Gefragt, was er über das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und
       Kremlchef Wladimir Putin an diesem Freitag in Alaska denke, sagt er: „Ich
       weiß ehrlich nicht einmal, was ich antworten soll. Mal sehen, wohin das
       führt… Der Krieg sollte enden, wie lange soll das noch so weitergehen. Zu
       welchen Bedingungen? Nun, Finger weg von den Gebieten, die wir noch haben.
       Die Russen haben schon so viel erobert. Wenn sich der Krieg hinzieht,
       werden sie uns noch mehr Territorium wegnehmen“, sagt er und schüttelt den
       Kopf.
       
       Nach Cherson könne man nicht mehr fahren, dort habe er früher jedes Jahr
       Urlaub gemacht, erzählt er noch. „Auch in Odessa ist es beängstigend. An
       den Stränden werden Menschen in die Luft gesprengt, weil sie auf Minen
       treten.“
       
       Eine Mitarbeiterin des Cafés, sie heißt Anastasia, ist gerade dabei Kaffee
       zu mahlen. Sie interessiere sich nicht für Politik und finde sogar die
       Versprechen, den Krieg zu beenden, komisch. „Ich glaube nicht, dass es
       Fortschritte geben wird, weil Putin keine Zugeständnisse machen will. Und
       Trump sieht doch nur seinen eigenen Vorteil. Manchmal scheint er zu helfen
       und manchmal nicht. Ich glaube, wir werden von diesem Treffen keinen Nutzen
       haben, weil uns niemand Zugeständnisse machen will“, sagt sie.
       
       ## Brütende Hitze
       
       Auf den Straßen Odessas ist es brütend heiß. Pragmatische Odessit*innen
       sagen, ein solches Treffen nütze vor allem Putin. Der erhalte Legitimation
       und einen Handschlag vom Weltestablishment – vielleicht sei das ja auch
       alles, was die Russen von diesem Treffen bräuchten. Trump wird vorgeworfen,
       er sehe nichts anderes als den Friedensnobelpreis und sei dafür bereit,
       [1][die Ukraine schnell zu Gebietstauschen zu überreden, ohne sich an die
       Normen des Völkerrechts zu halten.]
       
       Alija Zamchinskaja, Redakteurin einer lokalen Nachrichtenseite erwartet von
       dem Treffen zwischen Trump und Putin überhaupt nichts – weder ein
       Einfrieren noch ein Ende des Konflikts. „Putin will einfach nur Zeit
       gewinnen, damit keine weiteren Sanktionen gegen ihn verhängt werden“, sagt
       sie.
       
       Auch die Hausfrau Zoja stapelt tief. „Ich erwarte von dem Treffen weitere
       leere Versprechungen und keine konkreten Details. Warum? Weil weder die
       Ukraine noch Russland in einer Situation sind, in der sie zu ernsthaften
       Zugeständnissen gezwungen sind. Und die Forderungen sind zu
       unterschiedlich. Putin wird weiterhin Zeit schinden und so tun, als würde
       er verhandeln“, glaubt sie.
       
       In der ukrainischen Armee scheint sich der Optimismus angesichts des
       Treffens in Alaska ebenfalls in Grenzen zu halten. Die Soldaten sehen keine
       Anzeichen für ein Ende des Krieges. Denn sie müssen die fortwährenden
       Angriffe der Russen auf die Gebiete Charkiw, [2][Donezk] und Saporischschja
       abwehren, die immer massiver werden.
       
       ## Nichts als Absichtserklärungen
       
       „Ich verstehe, dass jeder schon jetzt zumindest ein wenig das weitere Leben
       planen möchte. Aber dabei sollte man nie von Worten, sondern von der realen
       Situation und realen Taten ausgehen. Und letztere widersprechen allen
       Aussagen. Ich glaube nicht, dass ein Land, das den Krieg beenden und sich
       an den Verhandlungstisch setzen will, so viel Aufwand betreiben und so
       viele Ressourcen für die Verlegung von Truppen, die Durchführung von
       Angriffen und die Planung, diese noch zu intensivieren, aufwenden wird“,
       schreibt der Oberstleutnant der ukrainischen Streitkräfte, Maksym Schorin,
       in seinem Telegram-Kanal.
       
       Das Militär betont, dass Trumps frühere Versprechen eines schnellen
       Kriegsendes lediglich mit Absichtserklärungen endeten. Das einzig Positive
       an den bisherigen Verhandlungen sei die Einigung über den Austausch von
       Kriegsgefangenen. Dies sei wirklich ein realer Erfolg, der kaum zu
       überschätzen sei.
       
       Aus dem Russischen Barbara Oertel
       
       15 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
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