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       # taz.de -- Kritik am privaten Bienen-Boom: Nicht nur an Honig denken
       
       > Es summt wieder in vielen Gärten Deutschlands. Von der privaten
       > Bienenhaltung raten Naturschützer eher ab. Imker halten dagegen.
       
   IMG Bild: Detflef Käpnick züchtet Honigbienen in seinem Garten
       
       Nuthetal/Berlin dpa | Die zunehmende private Haltung von Honigbienen ist
       nach Ansicht des Naturschutzbundes Nabu nicht unproblematisch. „Die private
       Bienenhaltung ist in den letzten 20 Jahren stark angestiegen“, sagt die
       Nabu-Referentin für Biodiversität, Laura Breitkreuz. „Viele Menschen
       verwechseln die Haltung von Honigbienen mit Naturschutz.“ Demnach tragen
       die Tiere zwar [1][zur Bestäubung bei], können aber unter Umständen auch
       ein Problem für wildlebende Bienen darstellen. „Ich würde derzeit davon
       abraten“, sagt Breitkreuz.
       
       Die Sprecherin ruft dazu auf, sich vor der Anschaffung eines Bienenvolks
       bewusst zu machen, was das eigentliche Ziel sei. „Privatpersonen sollten
       sich erst einmal fragen: Wollen wir Honig produzieren oder wollen wir etwas
       für die Umwelt tun?“ Wer Honig gewinnen wolle, solle zusätzlich Maßnahmen
       zum Schutz der Natur ergreifen. Wer hingegen etwas für die Umwelt tun
       wolle, habe dafür auch andere Möglichkeiten.
       
       „Wer sich ein Bienenvolk in den Kleingarten stellt, der sollte auch dafür
       sorgen, dass es mehr Blüten in der Umgebung gibt“, führt sie weiter aus.
       Andernfalls entstehe zusätzliche Konkurrenz um Pollen und Nektar mit
       Wildbienen und anderen Insekten. Besonders heimische Pflanzen seien
       wichtig. Auch das Schaffen von Nistplätzen etwa aus Totholz oder offenen
       Bodenflächen könne helfen.
       
       ## Imkerbund sieht andere Probleme
       
       Der Deutsche Imkerbund sieht dagegen keine grundsätzliche Konkurrenz
       zwischen Honigbienen und Wildbienen. „Die Natur hat Mechanismen eingebaut,
       dank denen es kaum zu Nahrungskonkurrenz kommt“, sagt August-Wilhelm
       Schinkel, Präsidiumsmitglied des Verbands. „Wir haben 600 Bienenarten, die
       sich von unterschiedlichen Pflanzen ernähren, die zu unterschiedlichen
       Tageszeiten blühen.“ Die Tiere seien auch nicht alle zur gleichen Tageszeit
       unterwegs.
       
       Derzeit gebe es in Deutschland rund eine Million Honigbienenvölker in
       privater Haltung, sagt der Imker. 1951 seien es noch etwa zwei Millionen
       gewesen. „Eigentlich haben wir genug Nahrung, um alle Bienen zu ernähren.
       Nur ist es so, dass die nicht gleich verteilt ist“, so Schinkel.
       Monokulturflächen, Pestizideinsatz und Flächenversiegelung schränken die
       Lebensräume von Wildbienen und Insekten ein.
       
       „Die Imkerei hat mit Naturschutz erstmal nichts zu tun“, betont Schinkel.
       Es handle sich um ein Handwerk, das seit dem Mittelalter betrieben werde.
       Dennoch legten viele Imkerinnen und Imker auch Wert auf Naturschutz – etwa,
       indem sie für ganzjährig blühende Pflanzen rund um ihre Völker sorgten.
       „Eine einheitliche Bewertung zu diesem Thema für ganz Deutschland zu geben
       ist schwer, da überall unterschiedliche Bedingungen vorliegen.“
       
       ## Hobbyimker lebt Naturschutz
       
       Für Hobbyimker Detlef Käpnick aus Brandenburg ist die Debatte nicht neu.
       Seine Meinung: „Die private Bienenhaltung ist nicht gleich Naturschutz,
       aber wer es richtig machen will, der muss Naturschutz mitdenken.“ Der 70
       Jahre alte Rentner hält seit vier Jahren Honigbienen in seinem Garten im
       Nuthetal (Potsdam-Mittelmark) – inzwischen sind es sechs Völker. Auch wenn
       sein erster Gedanken sich um den Honig drehte, war ihm von Anfang an klar,
       dass er auch Verantwortung für die Tiere trägt.
       
       „Ich habe ein Dreivierteljahr, bevor ich die Bienen bekommen habe,
       angefangen, mir Wissen anzueignen“, sagt Käpnick. „Ich habe geschaut, ob es
       genügend verschiedene Pflanzen im Garten gibt, die ein oder andere ist noch
       hinzugekommen, auch ein paar Obstbäume.“
       
       Käpnicks Ansicht nach muss man sich immer auch mit Wildbienen beschäftigen.
       „Es ist schließlich die Urbiene, die soll natürlich erhalten bleiben.“
       Käpnick bietet in seinem Garten und im angrenzenden Waldstück auch
       Rückzugsmöglichkeiten für Wildbienen. Es gibt neben den Beeten und Bäumen
       auch einen wilden Blühstreifen, Wasserstellen und sogenannte
       Insektenhotels.
       
       „Das Imkern kann problematisch sein, zum Beispiel in Städten, wenn die
       natürlichen Lebensräume eingeschränkt sind“, sagt der Hobbyimker. Dann
       könne es zu Konkurrenz kommen. „Dann müsste man mit Quoten arbeiten und die
       Menge an Bienen regulieren, dafür braucht es Untersuchungen. Im ländlichen
       Raum ist das eher kein Thema.“
       
       17 Aug 2025
       
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