# taz.de -- Der Donbass und seine Bedeutung: Reich an Kohle und wichtig für Angriffe
> Die Ukraine soll laut Putin den Donbass an Russland abtreten. In der gibt
> es viele Bodenschätze. Und sie würde Russland den Weg nach Westen ebnen.
IMG Bild: Umkämpftes Gebiet: ein ukrainischer Soldat in Pokrowsk, einem Ort schwerer Gefechte in der Region Donezk
Der Donbass ist der Preis, den – [1][geht es nach Wladimir Putin] – die
Ukraine für ein Ende des Krieges abtreten soll. Er ist ein großes
historisches Gebiet, dessen Name sich aus der Abkürzung für das Donetsker
Kohlebecken ableitet. Da der Donbass aber nie eine politische oder
administrative Einheit war, hat er auch keine klaren Grenzen.
Heute wird der Donbass meist mit den zwei ukrainischen Verwaltungsbezirken
Donezk und Luhansk gleichgesetzt. Dort hatten sich im Jahr 2014 von
Russland unterstützte Separatisten von der Ukraine losgesagt. [2][2022
hatte Russland einseitig annektiert]. Aktuell sind fast 90 Prozent der
beiden Bezirke unter Kontrolle des russischen Militärs.
Der ursprüngliche Kohlebergbau-Donbass war größer. [3][Forbes Ukraine hat
den Wert aller ukrainischen Bodenschätze auf 14,8 Billionen US-Dollar
geschätzt]. Über 70 Prozent der Ressourcen befinden sich in nur drei
Regionen: Donezk, Dnipro und Luhansk. Es gibt im Donbass immense
Steinkohlelagerstätten und – weiter südlich – Eisenerz; beides bildet die
Grundlage der ukrainischen Schwerindustrie. Neben der Kohle, die zu Zeiten
der Sowjetunion 40 Prozent der Vorräte der UdSSR ausmachte, sind das Salz,
Eisenerz, Ton, Kalk, Gips und mehr.
Eines der ersten Bergwerke entstand in der Nähe der heutigen Stadt
Lisitschansk in den Jahren 1721 bis 1724 – während der Regierungszeit von
Peter dem Großen. Als der Zar von einem Feldzug zurückkehrte, erfuhr er von
der Kohle, was er mit prophetischen Worten kommentierte: „Dieses Mineral
wird, wenn nicht uns, so doch unseren Nachkommen sehr nützlich sein.“ Es
dauerte zwar noch über 100 Jahre, doch dann begann im Donbass eine
Entwicklung, die man mit der des Ruhrgebietes oder Oberschlesiens
vergleichen kann. Mit westeuropäischem Know-how und westeuropäischem Geld,
unterstützt von der Eisenbahn, brachen kapitalistische Zeiten über diese
stille Region herein. Englische, französische, belgische, auch deutsche
Unternehmer gaben den Ton an.
In Donezk gründete der Waliser John Hughes 1869 eine metallurgische Fabrik.
Die Siedlung, die sich daran anschloss, hatte dann um die Jahrhundertwende
schon 50.000 Einwohner. Russland stieg in jener Zeit dank der Kohle und des
Stahls aus dem Donbass zu einem der führenden Stahlhersteller der Welt auf.
Der Aufstieg der Sowjetmacht und die Rüstungsindustrie verstärkten diese
Entwicklung.
Im Zweiten Weltkrieg kam im Gefolge der Wehrmacht die deutsche
Großindustrie, die zahlreiche Betriebe übernahm. Die Stahlwerke in Mariupol
arbeiteten als „Asow-Werke“ für die Friedrich Krupp AG. Nach dem Krieg,
unter dem Druck des militärisch-industriellen Komplexes in der Sowjetunion,
wurden die Bodenschätze immer stärker ausgebeutet.
Die Ausbeutung der Bodenschätze geht weiter in dem inzwischen von Russland
annektierten Gebiet. Besonders wichtig ist die weltweit begehrte
Anthrazitkohle. Denn diese hat einen höheren Kohlenstoffgehalt als normale
Kohle. Anthrazitkohle ist als relativ sauberer Brennstoff effektiv, führt
zu weniger Treibhausgasen.
In den Städten des Donbass wird mehrheitlich Russisch gesprochen. Die von
Moskau eingesetzten Herrscher versuchen, das Ukrainische noch weiter
zurückzudrängen.
Auch militärisch ist der Donbass wichtig. Über die an der Grenze zu
Russland liegende Region lassen sich Waffen und Truppen in die Ukraine
schaffen. Der Donbass ist für das russische Militär ein wichtiger
Brückenkopf für weitere Angriffe. Die Fabriken können für die
Kriegsindustrie genutzt werden. Über das dichte Schienennetz lassen sich
Truppen und Nachschub schnell bewegen.
Gleichzeitig kann man über das Gebiet Donezk auf dem Landweg auf die Krim
gelangen, die Russland bereits 2014 annektiert hatte. Sollte Russland die
Regionen Luhansk und Donezk vollständig kontrollieren, wird es für die
russische Armee leichter sein, nach Odessa, der Küstenstadt im Südwesten
der Ukraine vorzudringen.
Mitarbeit: Thomas Gerlach
17 Aug 2025
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