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       # taz.de -- Büroleiter des CDU-Abgeordneten: Philipp Amthor beschäftigt rechten Burschen
       
       > Sandro M. leitet das Büro des CDU-Abgeordneten Philipp Amthor – und ist
       > Mitglied der extrem rechten Burschenschaft Markomannia Aachen Greifswald.
       
   IMG Bild: Ein Herz für Rechte: CDU-Staatssekretär und Berufsjugendlicher Philipp Amthor
       
       Berlin taz | Eine burschenschaftliche Mitgliedschaft ist eine lebenslange
       Verbindung. Hochpolitisch und sehr persönlich. Der [1][Parlamentarische
       Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales, Philipp Amthor], zieht
       jedoch eine Grenze zwischen politisch und privat. Die mögliche
       Mitgliedschaft eines seiner engen Mitarbeiter in einer umstrittenen
       Burschenschaft gehört für den CDU-Spitzenpolitiker zum „Privatleben“. Dabei
       ist dieser dort offenbar in der Gesellschaft gleich mehrerer AfD-Politiker.
       
       Sandro M. leitet Amthors Abgeordnetenbüro. Er ist außerdem in der CDU
       Mecklenburg-Vorpommern aktiv – jenem Landesverband, den Amthor selbst von
       April 2024 bis Mai 2025 als Generalsekretär leitete. Und: Der Name von
       Sandro M. taucht in einem Mitgliederverzeichnis der Burschenschaft
       Markomannia Aachen Greifswald auf. In Mecklenburg-Vorpommern gehört die
       Burschenschaft zu einer der aktiven Studentenverbindungen, mit Pflicht zur
       Mensur.
       
       Der taz liegt das 56 Seiten starke Mitgliederverzeichnis der Burschenschaft
       vor, in dem auch verstorbene Mitglieder aufgelistet werden. Dort findet
       sich auch der Name des Vorsitzenden der AfD-Landtagsfraktion in
       Mecklenburg-Vorpommern, Nikolaus Kramer. Inwieweit er als Alter Herr in der
       Burschenschaft aktiv ist, beantwortet er der taz auf Anfrage nicht.
       
       Zur Aktivitas der Markomannia gehören des Weiteren Luis Weber, der für die
       AfD in der Greifswalder Bürgerschaft sitzt, sowie Joseph Makowski für die
       AfD in der Greifswalder Ortsteilvertretung Innenstadt. Paul Fingerhut wurde
       von Anfang Oktober bis Anfang Dezember 2024 als stellvertretendes Mitglied
       in der Ortsvertretung geführt. Der Autonomen Antifa Freiburg fielen diese
       Verflechtungen auf. Interne Dokumente belegen sie.
       
       ## Vortrag von Identitären-Chef Sellner
       
       Die Prinzipien der Markomannia „Ehre, Freiheit, Vaterland“ laden
       nationalistisch Orientierte ein. Sie wollen auch nicht nur „studentisches
       Brauchtum“ pflegen, sondern möchten vermitteln, „Verantwortung“ zu
       übernehmen, schreibt die Burschenschaft auf ihrer Webseite.
       
       Wie diese Verantwortung aussieht, machte die Burschenschaft etwa 2018
       deutlich: Damals legte die Universität in Greifswald nach langen Konflikten
       den Namen des Dichters Ernst Moritz Arndt ab. Dessen radikaler
       Nationalismus, in dem auch der Hass gegen Franzosen und Juden durchklang,
       gehört bis heute zum literarischen Fundus des Rechtsextremismus. Für die
       Burschenschaft war die Umbenennung ein „zeitgeistiger Bildersturm“.
       
       2019 referierte im Haus der Burschenschaft Martin Sellner. Der führende
       Kader aus dem Netzwerk der rechtsextremen Identitären Bewegung sprach im
       Februar dieses Jahres über die „Bewahrung unserer Identität“ als
       „zukunftsbestimmendes Thema“. Diese Beschäftigung sei auch „uns eine
       Herzensangelegenheit“, heißt es aus dem befreundeten Burschenschaftsumfeld
       auf Instagram. Und bietet zugleich an: „Wer ebenfalls keine Lust auf
       Denkverbote und linken Mief“ habe, könne sich „gerne“ melden.
       
       Sellner, der 2024 mit einem Vortrag zu seinen Überlegungen zur
       „Remigration“ breite Kritik auslöste, war nicht der einzige Referent aus
       rechtsextremen Netzwerken. Der wissenschaftliche Leiter des mittlerweile
       umbenannten Instituts für Staatspolitik, Erik Lehnert, soll im Januar 2019
       über „Revolutionäre Realpolitik von rechts“ gesprochen haben. Diese
       Kontakte fielen antifaschistischen Initiativen auf.
       
       Eine Pressesprecherin des Landesverfassungsschutzes sagte der taz:
       „Aktivitäten, die den Verdacht von extremistischen Bestrebungen bilden,
       sind auch bei einigen Burschenschaften in Mecklenburg-Vorpommern
       feststellbar“. Zu der Markomannia wolle sie aber solche Aktivitäten „weder
       bestätigen noch verneinen“, teilte sie mit.
       
       ## Amthor respektiert „Lebensgestaltung“ seines Mitarbeiters
       
       Die Greifswalder Burschenschaft ist bis heute Mitglied der Deutschen
       Burschenschaft. 2011 hatten viele moderatere Studentenverbindungen den
       Dachverband verlassen, nachdem dort ein Streit darüber eskaliert war, wie
       „deutsch“ ein Burschenschafter sein muss. Die extrem Rechten setzten sich
       durch.
       
       All diesen Vorkommnissen zum Trotz will [2][Philipp Amthor] die
       „persönliche Lebensgestaltung“ seines Mitarbeiters nicht kommentieren und
       verweist auf „Persönlichkeitsrechte“ und den „Schutz“ von
       Mitarbeiter*innen. Sandro M. würde zudem selbst nicht in der
       Öffentlichkeit stehen. Für die CDU tritt er allerdings offen auf, ist ihr
       Mitgliederbeauftragter in Vorpommern-Greifswald. Die taz lässt er auf
       Anfrage wissen, dass er „sich nicht an Ihrer Berichterstattung beteiligen
       wird“.
       
       Transparenzhinweis: In einer früheren Version wurde angegeben, dass Paul
       Fingerhut Mitglied der Greifswalder Ortsteilvertretung Innenstadt sei.
       Tatsächlich war er nur von Anfang Oktober bis Anfang Dezember 2024 als
       stellvertretendes Mitglied geführt.
       
       18 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
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       Reißleine.