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       # taz.de -- Ausbeutung auf Rinderfarm: VW in Brasilien wegen Sklavenarbeit verurteilt
       
       > Ein Gericht verhängt eine Millionenstrafe gegen den Autokonzern für
       > Taten von 1974 bis 1986. Das Unternehmen will Berufung einlegen.
       
   IMG Bild: VW-Produktion in Brasilien 1976: Ein Arbeiter mit Schutzbrille sitzt in einer Werkshalle vor der Karosserie eines VW-Käfers
       
       Berlin taz | Für Richter Otavio Bruno da Silva Ferreira besteht kein
       Zweifel: Volkswagen do Brasil habe „direkt von der rechtswidrigen
       Ausbeutung der Arbeitskraft“ profitiert. Das erklärte der Vorsitzende eines
       Arbeitsgerichts im brasilianischen Bundesstaat Pará am Freitag. Das Gericht
       verurteilte VW zur Schadenersatz in Höhe von umgerechnet 26 Millionen Euro.
       
       Es geht um Vorfälle von 1974 bis 1986 auf der Rinderfarm „Vale do
       Cristalino“ am Rande des Amazonasbeckens, die von einer VW-Tochterfirma
       betrieben wurde. Arbeiter seien geschlagen, erniedrigt, eingesperrt und
       misshandelt worden, es soll sogar Tote gegeben haben. Der Vorstand von
       Volkswagen do Brasil soll über die systematischen Verstöße in Hunderten
       Fällen informiert gewesen sein.
       
       Die Konzernleitung pflegte enge Verbindungen zur damaligen
       rechtsgerichteten Militärdiktatur, deren wirtschafts- und innenpolitische
       Ziele sie teilte. Erst 1986 – ein Jahr nach der Rückkehr zur Demokratie –
       stieg der Konzern aus dem Rindfleischgeschäft in Brasilien aus.
       
       Richter Ferreira stellte in seinem Urteil fest, dass das Produktionsmodell
       „Praktiken wie Schuldknechtschaft, Gewalt und entwürdigende
       Arbeitsbedingungen“ umfasst habe. Dies seien Elemente, die den Kern
       moderner Sklavenarbeit bildeten.
       
       ## „Schritt zur Wiedergutmachung“
       
       „Die jüngste Entscheidung war notwendig, sie ist ein Schritt zur
       Wiedergutmachung“, sagt der katholische Priester Ricardo Rezende Figueira,
       der Beweise zusammengetragen hatte, der taz. Unmittelbar nach der
       Urteilsverkündung habe er mit vier überlebenden Arbeitern gesprochen, die
       gegen den Konzern geklagt hatten. „Sie waren über die Verurteilung erfreut,
       trauern jedoch um jene, die gestorben sind und von dem Gerichtsurteil nicht
       mehr erfahren können.“
       
       Eine außergerichtliche Einigung war zuvor gescheitert. Die nun verhängte
       Geldstrafe ist die höchste, die jemals in Brasilien für Fälle von
       Sklavenarbeit ausgesprochen wurde. Das Urteil verpflichtet Volkswagen, sich
       öffentlich zu entschuldigen.
       
       Der deutsche Autokonzern erklärte in brasilianischen Medien, seine
       Tochtergesellschaft bekenne sich „konsequent zu den Prinzipien der
       Menschenwürde und halte sich strikt an alle geltenden arbeitsrechtlichen
       Gesetze“. Der Konzern werde sich „vor höheren Gerichtsinstanzen“
       verteidigen. Heißt: Es ist damit zu rechnen, dass Volkswagen do Brasil
       Berufung gegen das Urteil einlegt. Pater Figueira, der als Professor für
       Menschenrechte an der Föderalen Universität von Rio de Janeiro lehrt, sieht
       das kritisch. „Es zeigt, dass das VW weiterhin vor seiner Verantwortung
       flieht.“
       
       31 Aug 2025
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Niklas Franzen
       
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