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       # taz.de -- Israel und Mathias Döpfner: Bild dir deinen Freund
       
       > Israel verleiht Mathias Döpfner die höchste Ehrenmedaille des Landes. Das
       > dürfte sich mit dem Selbstverständnis des Springer-Chefs decken.
       
   IMG Bild: Mathias Döpfner, hier bei einer Veranstaltung in Finnland im Juni 2025
       
       Berlin taz | Mathias Döpfner, Chef des Springer-Verlags, erhält die höchste
       Auszeichnung des Staates Israel: die Ehrenmedaille des Präsidenten. Nicht
       etwa für herausragende journalistische oder verlegerische Arbeit – nein,
       Isaac Herzog sagt es ganz unverblümt: Döpfner erhält den Preis für „seine
       entschlossene Unterstützung Israels“. Nach dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober
       2023 und im darauf folgenden Gazakrieg habe Döpfner „beispiellose
       öffentliche Schritte unternommen, um Solidarität mit Israel zu zeigen“,
       heißt es in der Pressemitteilung des israelischen Präsidenten.
       
       Das deckt sich mit Döpfners Selbstverständnis. In einem von der [1][Zeit
       geleakten] E-Mail-Verkehr bekannte der Milliardär einst sein Motto:
       „Zionismus über alles!“ Das steht für ihn auch über der journalistischen
       Pflicht, als „vierte Gewalt“ ein Korrektiv staatlicher Macht zu sein – und
       nicht ihr Sprachrohr.
       
       Herzogs Entscheidung ist also vollkommen schlüssig: Kaum jemand hat sich in
       den vergangenen Jahren so effektiv in den Dienst israelischer Propaganda
       gestellt wie Döpfner und sein Verlag. Die Kommunikationsstrategie der
       israelischen Regierung hat nämlich zwei Seiten – und beide unterstützt der
       Verlagschef.
       
       Zum einen geht es Israels Regierung darum, die eigene Sicht zu verbreiten.
       Dazu ist die Bild-Zeitung als reichweitenstärkstes Blatt des Landes bestens
       geeignet. Im September vergangenen Jahres [2][veröffentlichte Bild zum
       Beispiel ein Hamas-Papier], das dem Springer-Verlag aus dem direkten Umfeld
       des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zugespielt wurde.
       
       Obwohl sich – wie das ARD-Politikmagazin „Panorama“ berichtete – aus dem
       Dokument auch hätte ableiten lassen, dass die Hamas an einer Waffenruhe
       interessiert sei, erzeugte die Bild den Eindruck, der Terrorgruppe sei ein
       rasches Ende des Krieges „egal“. Bild suggerierte – ganz im Sinne Benjamin
       Netanjahus –, den Krieg in Gaza fortzuführen, sei alternativlos. Bis heute
       hat sich Springer dafür nicht entschuldigt – und das, obwohl die Causa in
       Israel längst zur Staatsaffäre geworden ist und dort gegen
       Netanjahu-Getreue ermittelt wird.
       
       ## Kritik zu Israel bei Bild immer: „Israelhass“
       
       Überhaupt zitierte die Bild in zwei Jahren Gaza-Berichterstattung
       offizielle israelische Quellen häufiger als alle anderen Stimmen
       zusammengenommen. Das allein reicht aber noch nicht für den höchsten
       israelischen Ehrenpreis. Denn ein ähnliches einseitiges Quellenverhältnis
       findet sich auch bei „Tagesschau“, Zeit und Spiegel – so viele Preise kann
       Israel ja gar nicht gleichzeitig vergeben.
       
       So richtig hervorgetan haben sich Döpfner und sein Verlag auf andere Weise:
       Jedes Mal, wenn sich ein deutscher Politiker oder sonst jemand kritisch zu
       Israel äußert, erscheint bei Bild oder in der Welt meist noch am selben Tag
       ein hetzerischer Artikel mit Titeln, die das Wort „Antisemitismus“ oder
       „Israelhass“ enthalten – oft beide. Und so dienen Döpfner und sein Verlag
       auch dem zweiten Teil der israelischen Propagandastrategie: Gegenstimmen
       kontinuierlich delegitimieren, diffamieren und einschüchtern.
       
       Dass Mathias Döpfner ein enges, gar freundschaftliches Verhältnis zur
       Netanjahu-Regierung pflegt, ist bekannt. [3][Der Springer-Verlag] hat
       allerdings auch ganz konkrete wirtschaftliche Interessen an einer
       Fortsetzung der israelischen Expansionspolitik: Das Kleinanzeigenportal
       Yad2, das bis April diesen Jahres ein Tochterunternehmen des
       Axel-Springer-Konzerns war, vermittelt den Verkauf von Wohnungen in den
       [4][völkerrechtswidrig erbauten Siedlungen im israelisch besetzten
       Westjordanland]. Heute halten Mathias Döpfner und Friede Springer noch
       einen Minderheitsanteil von zehn Prozent an der Plattform. Wenn Döpfner so
       weitermacht, könnte der Springer-Verlag vielleicht bald schon an
       Luxusstrandvillen in Gaza mitverdienen.
       
       Hinweis: In einer früheren Version des Textes hieß es, das
       Immobilienverkaufsportal Yad2 des Axel-Springer-Konzerns verkaufe Wohnungen
       in völkerrechtswidrig erbauten Siedlungen im Westjordanland. Richtig ist:
       Yad2 verkauft nicht direkt Wohnungen, sondern vermittelt als
       Kleinanzeigenportal nur den Verkauf von Wohnungen. Ende April 2025 haben
       die US-Investmentfirma KKR und Kanadas CPP das Anzeigengeschäft des
       Springerkonzerns inklusive Yad2, übernommen. Die deutschen
       Springer-Eigentümer Mathias Döpfner und Friede Springer haben einen
       Minderheitsanteil behalten.
       
       1 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.zeit.de/2023/16/mathias-doepfner-axel-springer-interne-dokumente/komplettansicht
   DIR [2] /Bericht-ueber-Hamas-Papier/!6036292
   DIR [3] /Zwei-rechte-Zeitungen/!6021095
   DIR [4] https://theintercept.com/2024/02/05/axel-springer-israel-settlement-profit/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Pauline Jäckels
       
       ## TAGS
       
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