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       # taz.de -- Wohnungsnot in Berlin: Wechseln statt Tauschen
       
       > Mit einem neuen Programm soll Schwung in den lahmenden Wohnungstausch der
       > Landeseigenen gebracht werden. Ob es funktioniert, ist fraglich.
       
   IMG Bild: Neue Wohnung, höhere Miete: Auch das bleibt beim neuen Wechselprogramm nicht aus
       
       Berlin taz | Die zu groß gewordene Wohnung nach Auszug der Kinder oder
       einer Trennung einfach gegen eine kleinere tauschen, ohne eine höhere Miete
       zahlen zu müssen: [1][Die Idee des Wohnungstausches] geistert seit Jahren
       durch die Berliner Wohnungspolitik. So richtig in Gang kam sie jedoch nie.
       Nun wollen die landeseigenen Wohnungsunternehmen mit einem neuen
       Wechselprogramm Mieter:innen bewegen, zu große Wohnungen zu tauschen.
       
       Konkret können Hauptmieter:innen aller landeseigenen
       Wohnungsbaugesellschaften, die ihre Wohnung verkleinern möchten, ab sofort
       an dem Programm teilnehmen. Die jeweilige Wohnungsgesellschaft bietet den
       Mieter:innen innerhalb eines Jahres bis zu drei Angebote an. Allerdings
       zunächst nur innerhalb ihrer eigenen Wohnungsbaugesellschaft. Die alte
       Nettokaltmiete übernehmen die Mieter:innen nicht. Verlangt wird
       stattdessen die ortsübliche Vergleichsmiete, lediglich der übliche
       Neuvermietungsaufschlag von 10 Prozent entfällt.
       
       Die Landeseigenen sehen das Angebot als Ergänzung [2][zum bereits 2018
       eingeführten Wohnungstauschportal]. Der große Vorteil ist, dass es eben
       kein Tausch ist, bei dem beide Parteien zustimmen müssen, sondern dass die
       Wohnung aus dem Bestand der Unternehmen angeboten wird.
       
       Eine Revolution ist das neue Wechselprogramm nicht. Die Möglichkeit, nach
       Anfrage innerhalb der eigenen Wohnungsbaugesellschaft eine neue Wohnung zu
       beziehen, gab es schon vorher. „Es ist eine Praxis, die wir seit jeher an
       den Tag gelegt haben“, sagt David Eberhart, Sprecher des Verbands der
       Berlin-Brandenburgischen Wohnungsunternehmen (BBU). Doch nun gäbe es einen
       „festen Prozess, geklärte Bedingungen und Ansprechpartner“.
       
       ## Kleiner Fortschritt
       
       Der Berliner Mieterverein begrüßt das Programm aufgrund der verbesserten
       Konditionen als Fortschritt. Ein großer Vorteil sei zudem, dass der
       Wohnungswechsel im Gegensatz zum Tauschportal auch analog möglich sein, ein
       Anruf bei der Kundenbetreuung genügt. „Viele Senioren wünschen sich mehr
       analoge Betreuung“, sagt Geschäftsführerin Ulrike Hamann-Onnertz. Gerade
       bei der Hauptzielgruppe der alleinlebenden Rentner:innen sei das ein
       wichtiger Aspekt.
       
       Doch der Erfolg wird vor allem davon abhängen, ob es genug Wohnungen gibt.
       Auch bei den Landeseigenen ist die Leerstandsquote mit 1,4 Prozent extrem
       niedrig. „Es wird nicht so sein, dass immer drei Angebote kommen“, gibt
       Eberhart zu.
       
       Aufgrund der vielen Einschränkungen und der unvermeidbaren Mieterhöhung
       kritisiert die grüne Mietenpolitikerin Katrin Schmidberger das neue Modell
       als „Phantomlösung“. Stattdessen solle der Senat [3][das bisherige
       Wohnungstauschmodell weiter ausbauen]: durch Einbeziehung privater
       Wohnungsunternehmen, einer Zustimmungspflicht für Tauschanfragen und einem
       Mieterhöhungsverbot nach einem Tausch.
       
       „Schwarz-Rot bleibt damit erneut unter den Möglichkeiten, die der
       Wohnungstausch bieten könnte“, kritisiert Schmidberger.
       
       2 Sep 2025
       
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