# taz.de -- Israels Krieg in Gaza: Forscher sehen einen Genozid
> Führende Experten sehen Kriterien für einen Völkermord in Gaza erfüllt.
> Die israelische Regierung reagiert scharf auf die Resolution.
IMG Bild: Gaza-Stadt: Menschen, die durch israelische Militärschläge oder beim Versuch, Hilfslastwagen zu erreichen, getötet wurden
Berlin taz | Das israelische Außenministerium antwortete hart. Es warf den
renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vor, auf eine
„Lügenkampagne der Hamas“ hereingefallen zu sein, und sprach von einer
„Schande“ und einer „Blamage“. Ihr Verband habe damit „einen historischen
Präzedenzfall geschaffen“, erklärte das Außenministerium: Zum ersten Mal
hätten Völkermordforscher das Opfer eines Völkermords beschuldigt, selbst
einen zu verüben. Das Ministerium meint den Angriff der Hamas vom [1][7.
Oktober 2023], den es einen „versuchten Völkermord“ nennt.
Was ist geschehen? Die weltweit führende Vereinigung von
Völkermordforschern sieht die rechtlichen Kriterien für einen Genozid durch
Israel im Gazastreifen als erfüllt an. In einer am Montag verabschiedeten
Resolution heißt es, Israels Politik und Vorgehen in Gaza erfüllten die
rechtliche Definition von Völkermord [2][gemäß der UN-Konvention von 1948].
Die Resolution sei mit einer Mehrheit von 86 Prozent der abstimmenden
Mitglieder verabschiedet worden, teilte die Präsidentin der International
Association of Genocide Scholars (IAGS), Melanie O’Brien, mit. Die IAGS ist
die weltweit größte Fachvereinigung von Völkermordforschern und umfasst
eine Reihe von Holocaust-Experten. Von ihren 500 Mitgliedern nahmen
allerdings nur 28 Prozent an der Abstimmung teil.
Völkerrechtsprofessorin O’Brien betonte gegenüber der Nachrichtenagentur
Reuters dennoch: „Es ist eine endgültige Aussage von Experten auf dem
Gebiet der Völkermordforschung, dass das, was vor Ort in Gaza geschieht,
Völkermord ist.“ In der Resolution erklärt die Vereinigung zudem, dass auch
der Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ein Kriegsverbrechen
darstelle. Die UN-Völkermordkonvention von 1948 definiert Völkermord als
Verbrechen, die „in der Absicht begangen werden, eine nationale, ethnische,
rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu
zerstören“.
Laut [3][Washington Post] plant die US-Regierung, den Gazastreifen zu
übernehmen und die Bevölkerung zu vertreiben. Wie die Zeitung schreibt,
wollen die USA den Gazastreifen für mindestens zehn Jahre unter eine von
ihnen verwaltete Treuhandgesellschaft stellen. Die 2 Millionen Menschen,
die dort leben, sollen entweder mit Geld (die Rede ist von je 5.000
US-Dollar) zur Ausreise in ein anderes Land bewogen oder in abgesperrten
Zonen innerhalb des Küstenstreifens konzentriert werden.
2 Sep 2025
## LINKS
DIR [1] /Aufnahmen-vom-Hamas-Angriff-am-710/!6107134
DIR [2] /Voelkermord-Prozess-in-Den-Haag/!5985198
DIR [3] https://www.washingtonpost.com/national-security/2025/08/31/trump-gaza-plan-riviera-relocation/?itid=sf_israel-hamas-war_toptable_1_0
## AUTOREN
DIR Daniel Bax
## TAGS
DIR Israel
DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
DIR Völkermord
DIR Gaza
DIR Social-Auswahl
DIR Reden wir darüber
DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
DIR Israel
DIR Belgien
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Mahnwache vor einer Synagoge in Berlin: Langer Atem gegen Antisemitismus
Seit knapp zwei Jahren versammeln sich jeden Freitag solidarische Menschen
vor der Synagoge in Kreuzberg. Sie wollen damit die Gemeinde unterstützen.
DIR Rüstungshandel mit Israel: Geben und noch mehr nehmen
In der Diskussion um Deutschlands Israel-Politik ging es oft um
Waffenlieferungen. Was untergeht: Es kauft auch viele Rüstungsgüter von
dort.
DIR Belgische Sanktionen gegen Israel: Der Druck hat gewirkt
Belgien hat endlich Sanktionen gegen Israel beschlossen – weil Premier De
Wever keine Wahl mehr hatte. Jetzt ist Deutschland an der Reihe.
DIR Israel-Resolution von Genozidforschern: Es ist ein Völkermord. Wo bleibt der zivile Ungehorsam?
Israels Auslöschung von Gaza muss Konsequenzen haben, sagen
Genozidforscher. Nicht nur Staaten müssen handeln, sondern auch die
Zivilgesellschaft.
DIR Bei nächster UN-Vollversammlung: Auch Belgien will Palästina anerkennen
Die belgische Regierung will Palästina als Staat anerkennen – und neue
Sanktionen verhängen. Deutschland ist mit seiner Haltung zunehmend
isoliert.