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       # taz.de -- Jean-Pascal Hohm soll AfD-Jugend führen: Radikal diszipliniert
       
       > Der Brandenburger Abgeordnete Jean-Pascal Hohm soll Chef der neuen
       > AfD-Jugend werden. Er gilt als Bindeglied zum rechtsextremen Vorfeld der
       > Partei.
       
   IMG Bild: Rechtsextremer Wiedergänger: Jean-Pascal Hohm spricht in Cottbus im Sommer 2024
       
       Berlin taz | Für den AfD-Bundesvorstand ist er wohl der ideale Mann für den
       Posten: Jean-Pascal Hohm, Brandenburger Landtagsabgeordneter und
       Vorsitzender der AfD Cottbus, soll Chef der neuen AfD-Jugendorganisation
       werden, die Ende November bei einem Parteitag in Gießen gegründet werden
       soll. Das haben Hohm und die Parteispitze nach Medienberichten mittlerweile
       bestätigt.
       
       Hohm, der bereits als 17-jähriger Schüler im Jahr 2014
       Gründungsvorsitzender der mittlerweile aufgelösten Jungen Alternative (JA)
       in Brandenburg war, macht seit Jahren genau das, was sich die AfD auch von
       ihrer künftigen Nachwuchsorganisation erhofft: Er pflegt enge Kontakte ins
       rechtsextreme Vorfeld der Partei, ist anschlussfähig für junge Menschen
       insbesondere durch seine Aktivitäten in der Fanszene von Energie Cottbus,
       achtet als karriereorientierter Nachwuchspolitiker aber mittlerweile auch
       darauf, eine gewisse Disziplin gegenüber der Parteispitze zu wahren.
       
       Anfang des Jahres hatte sich die AfD [1][von ihrer bisherigen Parteijugend
       getrennt], die sich kurz darauf [2][selbst abschaffte]. Hintergrund ist die
       Furcht vor einem Parteiverbot. Die JA spielte eine Schlüsselrolle bei der
       Einstufung der Gesamtpartei als „gesichert rechtsextrem“. Immer wieder
       sorgte der Parteinachwuchs für Schlagzeilen, etwa als im Herbst 2024
       JA-Mitglieder [3][als Teil der mutmaßlichen Terrorgruppe „Sächsische
       Separatisten“ festgenommen wurden].
       
       Weil die JA als Verein organisiert war, hatte die Mutterpartei wenig
       Kontrolle über den eigenen Nachwuchs. Zudem wäre die JA über ein
       Vereinsverbot wesentlich leichter zu verbieten gewesen als eine
       Parteistruktur. Beides soll sich mit der Neugründung nach dem Vorbild
       anderer Parteijugendorganisationen ändern. Künftig soll jedes Mitglied der
       Jugendorganisation auch Parteimitglied sein und deshalb den gleichen
       Aufnahmeprozess durchlaufen. Zugleich sollen alle AfD-Mitglieder im Alter
       von 16 bis 35 automatisch Mitglieder der Parteijugend sein.
       
       ## Es geht um Kontrolle, nicht um Mäßigung
       
       An der ideologischen Ausrichtung des AfD-Nachwuchses dürfte die Neugründung
       jedoch wenig ändern. Viele stramm rechte (Ex-)Mitglieder der JA sind
       ohnehin schon in der AfD und besetzen dort wichtige Posten. Wie eben
       Jean-Pascal Hohm.
       
       Seit der [4][Landtagswahl 2024] sitzt er als direkt gewählter Abgeordneter
       im Parlament in Potsdam. Dort ist er einer von mittlerweile sechs
       AfD-Abgeordneten, die das Landesamt für Verfassungsschutz als rechtsextrem
       einstuft. Vergangene Woche war bekannt geworden, dass die Behörde nun auch
       [5][die Abgeordnete Lena Kotré] dazuzählt.
       
       Auch den gesamten Landesverband hat der Verfassungsschutz vor Kurzem
       [6][zur „gesichert rechtsextremistischen Bestrebung“ hochgestuft]. In der
       Begründung, einem [7][140-seitigen Gutachten], wird Hohm mehrfach
       namentlich genannt.
       
       Unter anderem heißt es dort über ihn: „Aufstrebende Jungpolitiker wie
       Jean-Pascal Hohm sind in Brandenburger Hochburgen des Rechtsextremismus
       politisch sozialisiert worden, sind dort persönlich vernetzt und nehmen
       persönlich und privat Anteil an einer rechtsextremen Subkultur, welche die
       Partei zunehmend in sich aufzunehmen bereit ist.“ Darüber hinaus dienen
       völkische, rassistische und verschwörungsideologische Aussagen Hohms
       wiederholt als Belege für die Radikalisierung der Partei.
       
       ## Hohm verkörpert die Radikalisierung der AfD
       
       Noch vor wenigen Jahren haben namentliche Nennungen wie diese Hohms
       Parteikarriere zumindest kurzzeitig geschadet. 2019 etwa kündigte er seine
       Stelle beim Bundestagsabgeordneten und heutigen Brandenburger AfD-Chef René
       Springer, weil er mehrfach in einem Gutachten des Bundesamts für
       Verfassungsschutz zur Einstufung der Bundes-AfD als „rechtsextremistischer
       Prüffall“ aufgetaucht war.
       
       Bereits 2017 hatte Hohm einen Job bei der AfD-Landtagsfraktion wegen allzu
       offensichtlicher Kontakte in die rechtsextreme Szene aufgeben müssen.
       Damals hatte er ein Fußballspiel von Energie Cottbus beim Potsdamer Verein
       Babelsberg 03 mit dem damaligen Anführer der „[8][Identitären Bewegung]“
       besucht. Aufnahmen zeigen ihn am Rand einer Gruppe vermummter Cottbuser
       Hooligans. Es kam zu massiven Ausschreitungen, Cottbuser Fans stimmten
       antisemitische Sprechchöre an.
       
       Zudem machte er in dieser Zeit ein Praktikum bei der rechtsextremen
       Initiative „Ein Prozent“ und traf in Italien Kontaktleute der
       neofaschistischen Organisation „Casa Pound“
       
       ## An der Spitze des vermummten Neonazi-Blocks
       
       Doch Hohm kam stets zurück. Während der Coronapandemie setzte er sich in
       Cottbus an die Spitze der rechtsoffenen Proteste gegen die Schutzmaßnahmen,
       an denen teils mehrere tausend Menschen teilnahmen. Cottbuser
       Antifaschist*innen ist dabei ein Auftritt im Dezember 2021 besonders
       im Gedächtnis geblieben. Damals lief Hohm vor dem Frontblock der Demo, der
       aus vermummten Neonazis bestand, und rief als Einpeitscher Parolen in sein
       Megafon, etwa: „Deutsch und frei wollen wir sein!“
       
       Geschadet hat es ihm nicht, im Gegenteil. Er rückte an die Spitze des
       Cottbuser AfD-Kreisverbands und zog in den Landtag ein. Hohm passe sein
       Auftreten geschickt dem jeweiligen Publikum an, berichten
       Beobachter*innen aus Cottbus der taz. Vor Ort nutzt er weiter sein
       Image als nahbarer Fußballfan, lässt sich „Kalli“ rufen. Erst vor wenigen
       Wochen organisierte er ein Fußballturnier im Süden von Cottbus. Fotos in
       den sozialen Netzwerken zeigen Teams mit Namen wie „Bierpatrioten“. Auch
       der rechtsextreme Cottbuser Bundestagsabgeordnete Lars Schieske nahm teil.
       
       Mit der Übernahme der Führung der künftigen AfD-Jugendorganisation dürfte
       ihm der nächste Karriereschritt gelingen – der Sprung auf Bundesebene.
       Andere Kandidaturen für die Position stehen noch nicht fest, aber es dürfte
       weitere Interessent*innen geben. Die Entscheidung wird im November in
       Hessen fallen. Dann soll auch der Name der Organisation festgelegt werden.
       
       19 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Hanno Fleckenstein
       
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