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       # taz.de -- Klimabewegung beim System Change Camp: Solidarität lernen in Zeiten der Klimakrise
       
       > Beim System Change Camp in Frankfurt diskutiert die Bewegung über ihre
       > Geschichte und Zukunft. Gleichzeitig ist der Gaza-Konflikt präsent.
       
   IMG Bild: Der Gaza-Konflikt: Thema beim Klimacamp in Frankfurt
       
       Frankfurt am main taz | Am Ende ging es in vielen Medienberichten kaum noch
       ums Klima, sondern vor allem um den Gaza-Konflikt. Im Grünenburgpark in
       Frankfurt am Main haben sich seit dem 16. August über tausend
       Klimaaktivist*innen zum diesjährigen [1][„System Change Camp“]
       getroffen. Auf dem Gelände verteilt stehen bunte Zelte, in denen Workshops
       und Vernetzungstreffen stattfinden und gemeinsam gekocht wird. Aber es gab
       auch Proteste gegen das Camp – wegen unterschiedlicher Positionen im
       Nahost-Konflikt.
       
       Dabei wurden am Freitag jüdische Gegendemonstranten mit roten Farbbeuteln
       attackiert. Die Polizei bestätigte, dass es sich bei den Angegriffenen um
       Mitglieder der jüdischen Gemeinde handelt. Die [2][FAZ schrieb vom „Camp
       der Schande“]. Schon im Laufe der Woche hatte es
       [3][Antisemitismus-Vorwürfe] gegeben. Gegner des Camps hatten an den Zäunen
       Bilder der von der Hamas entführten israelischen Geiseln aufgehängt, die
       von den Camp-Teilnehmern wieder entfernt wurden.
       
       Für die meisten Aktivist*innen ist das Camp jedoch ein Ort, an dem sie
       sich vernetzen, neue Impulse sammeln und voneinander lernen. „In meinem
       aktivistischen Alltag habe ich oft das Gefühl, wir stecken fest. Unsere
       Strategien sind überholt und die Welt zieht weiter,“ sagt Tim Mühlhaus, der
       sich bei Fridays for Future Münster engagiert.
       
       Klimapolitik steht nicht mehr im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit.
       Im letzten Jahr hatte man für das Camp den thematischen Fokus deshalb
       bereits angepasst. Das Motto: Antifaschismus. In diesem Jahr wollte die
       Bewegung mit dem Slogan: „Geschichte ist machbar – System Change auch“ aus
       den Erfahrungen sozialer Bewegungen Strategien für die Zukunft ableiten.
       
       ## 300 Vorträge und Diskussionen
       
       In 18 Zelten fanden über 300 Vorträge und Diskussionen statt – mit einem
       breiten Themenspektrum: von einer global gerechten Energiewende über lokale
       Kämpfe gegen Umweltzerstörung bis hin zu Umverteilung und
       Vergesellschaftung oder Strategien für einen achtsamen Aktivismus. Auch
       zentrale Herausforderungen der Klimabewegung wurden diskutiert, etwa, wie
       sie sich in einem kollabierenden System positionieren kann und wie es
       gelingt, wieder mehr Menschen zu erreichen.
       
       „Das erneute Aufblühen einer Bewegung können wir nicht erzwingen. Durch
       Organizing, also das kontinuierliche Vernetzen und Unterstützen von
       Menschen in ihren alltäglichen Struggles, schaffen wir aber resiliente
       Strukturen und bereiten uns auf Krisen vor“, sagt Liliane Aschner nach
       einem Workshop zu historischen Arbeiter*innenbewegungen. Mit der Verbindung
       von sozialen- und klimapolitischen Themen, so ihre Hoffnung, könne man
       faschistischen Tendenzen vorbeugen.
       
       [4][Aber auch die Frage, wie man sich auf den Klimakollaps vorbereiten
       kann, wird eifrig diskutiert.] Dabei will die Bewegung bereit sein,
       gesellschaftliche Umbrüche mitzugestalten und solidarische Strukturen
       aufzubauen. Aktionen zur Blockade von fossilen Projekten wird es weiter
       geben, heißt es aus Aktivist*innenkreisen.
       
       Am Samstagabend schallen schließlich Bässe aus dem großen Zirkuszelt in der
       Mitte des Camps. Die Leichtigkeit beim Tanzen steht im scheinbaren Kontrast
       zu den harten Themen, die tagsüber diskutiert wurden. Doch das Camp soll
       auch ein Ort der Gemeinschaft darstellen, an dem das gute Leben für alle
       erprobt wird.
       
       25 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.system-change-camp.org/en/
   DIR [2] https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/system-change-camp-in-frankfurt-das-camp-der-schande-110651580.html
   DIR [3] /Klimabewegung-und-Antisemitismus/!5876248
   DIR [4] /Klimacamp-in-Brandenburg/!6108707
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Charlotte Kranenberg
       
       ## TAGS
       
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