# taz.de -- Männer-Bundesligaauftakt: Esprit mit Sandro Wagner
> Der FC Augsburg war bislang auch eher so ein egaler Verein wie viele.
> Jetzt ist alles anders, denn mit Sandro Wagner gibt es einen
> Spannungsbogen.
IMG Bild: Ob er Augsburg erfolgreicher macht, weiß man nicht, aber zumindest interessanter: Sandro Wagner
Von allen komplett egalen Vereinen der an komplett egalen nicht gerade
armen Bundesliga ist vermutlich der egalste von allen [1][der FC Augsburg].
Die anderen haben noch irgendetwas, woran sich allgemeine Verachtung
entzünden kann: fragwürdige Mäzene, im Hauptberuf Werbeträger für das
Produkt eines Rechtsradikalen zu sein, solche Dinge. Aber bei Augsburg ist
da: nichts. Augsburg ist die Halbrandbrille der Liga: sieht scheiße aus,
ist aber nicht schlimm.
Dieses Schulterzucken hat sich der ruhmlose FCA redlich verdient: Mit
bärbeißiger Hartnäckigkeit haben sich seine Mannschaften ins sogenannte
Niemandsland der Tabelle eingegraben, die Platzierungen der letzten zehn
Jahre lagen alle zwischen 11 und 15. In Augsburg wird der Fußball vor sich
hin geschaftelt, mit [2][durchaus beeindruckender Konstanz zwar], aber ohne
Glanz und ohne Glorie. In der „Gesellschaft der Singularitäten“ (Andreas
Reckwitz) hat sich der FCA für eine graumausige Kleinbürgertums-Existenz
entschieden, was durch den Spielstil unterstrichen wird: Zweikampf,
Zweikampf, langer Ball. Und auch in der Offensive verfolgen sie einen
bemerkenswert simplen Plan: Ball nach außen, Flanke, dann mal gucken. Die
Identität des Augsburger Spiels ist geradezu karikaturesk schwäbisch:
Schaffe, schaffe, Bude mache.
Aber jetzt könnte alles anders werden, weil: [3][Sandro Wagner]. Der ist
neuer Trainer in Augsburg, und eines kann man sicher sagen: für einen
biederen, einfallslosen Spielstil steht „dr Sandro“ nicht. Bisher zumindest
sah das, was er spielen ließ, ziemlich anspruchsvoll und offensiv aus,
bisweilen sogar überfordernd; vor allem aber kann Wagner sehr gut mit
jungen Spielern umgehen. Obendrein ist er persönlich ziemlich geradeheraus,
auch in der Öffentlichkeit: alles drei Dinge, die man über den FC Augsburg
nicht wird behaupten können.
## Gegensätze können befruchtend sein
Aber gerade solche Gegensätze können extrem befruchtend sein, und das macht
das Experiment in Augsburg äußerst interessant. Vor allem auch, weil es im
Kader keine nennenswerten Veränderungen gab: Entsprechend ist der
Spannungsbogen, ob Wagner dieser Rumpeltruppe tatsächlich einen Hauch
Esprit aus den Felgen schlagen kann. In der Vorbereitung ist das noch nicht
gelungen: gegen Mannschaften wie RW Essen, Crystal Palace und Sunderland
gab es Niederlagen, und die waren durchaus verdient. Wagner hat
angekündigt, dass es ein Übergangsjahr braucht, um Augsburg auf Fußball zu
eichen (so hat er es nicht gesagt, aber sicher gemeint): Es wäre freilich
lustig, wenn der FCA beim Verlernen seines Zweitligaspielstils absteigt.
Aber immerhin: Augsburg hat einen Spannungsbogen!
Immerhin war das neue Trikot schon nach zwei Tagen vergriffen. Es wird als
„Römertrikot“ vermarktet und, so heißt es rätselhafterweise auf der
Webseite, „begibt sich damit auf die Spuren der Vergangenheit“. Na dann
begeben wir uns mit: Augsburg wurde 15 v. Chr. durch die Römer gegründet,
und dieser Gründung ging die Seeschlacht auf dem Bodensee voraus; eine
Schlacht, die derart unbedeutend war, dass sie vielleicht nicht einmal
stattgefunden hat. Keine guten Vorzeichen.
22 Aug 2025
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## AUTOREN
DIR Frédéric Valin
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