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       # taz.de -- Elch über Urlaube und Grenzen: „Ich bin auch nur ein Elch“
       
       > Emil wandert seit Monaten durch das östliche Europa. Seit einigen Wochen
       > hält er Österreich in Atem. Fans fordern sein Bleiberecht.
       
   IMG Bild: Fürs Fotoalbum: Elch Emil am 6. September in St. Pölten
       
       taz: Herr Emil, Sie sind derzeit auf Sightseeingtour in Österreich. Wo
       kommen Sie ursprünglich her? 
       
       Elch Emil: Von weiter nördlich
       
       taz: Wo wollen Sie hin? 
       
       Elch Emil: Wo mein Herz mich hinführt.
       
       taz: Sie haben viele Fans in Österreich, die [1][Facebook]- und
       [2][Sichtungsseiten] für Sie eingerichtet haben. Zu viel Aufmerksamkeit? 
       
       Elch Emil: Ich kann darin kein Problem erkennen.
       
       taz: Österreich ist nicht gerade eine Topdestination für Elche. Was hat Sie
       gerade dorthin geführt? 
       
       Elch Emil: Mir scheint, hier ist das Paradies: Letzte Woche hab ich in
       einem Garten in Maria Jeutendorf Äpfel von einem Baum genascht. [3][Sogar
       die Krone hat berichtet.]
       
       taz: Ist Ihnen dort im Süden nicht zu warm? 
       
       Elch Emil: Och, ich mag ja lieber Temperaturen um die 14 Grad. Aber ich hab
       mich zwischendurch im Strandbad Klosterneuburg abgekühlt.
       
       taz: Wo Sie von [4][Paparazzi] fotografiert wurden. Sie scheinen den
       Presserummel zu genießen 
       
       Elch Emil: Ich bin einfach nur in die Donau gesprungen und auf die andere
       Seite geschwommen.
       
       taz: Dieser Tage wird in Deutschland und Österreich viel über den
       Flüchtlingssommer vor zehn Jahren gesprochen. Dass Sie ausgerechnet jetzt
       hier ankommen, ist Zufall? 
       
       Elch Emil: Würd’ ich so nicht sagen.
       
       taz: Hatten Sie irgendwelche Probleme bei Ihren Grenzübertritten?
       Push-Back-Versuche? 
       
       Elch Emil: Nein, da gab es keine besonderen Vorkommnisse. Aber ich bin auch
       nur ein Elch.
       
       taz: Anders als den Problembär Bruno will Sie derzeit niemand abschieben
       oder abschießen. Wird beim Bleiberecht mit zweierlei Maß gemessen? 
       
       Elch Emil: Kein Kommentar.
       
       taz: Üblicherweise wandern Elche aus dem westlichen Polen nach Brandenburg
       und Mecklenburg-Vorpommern. Sie sollen von Polen aus die Richtung
       Tschechien eingeschlagen haben. Wollten Sie den Grenzkontrollen der
       deutschen Regierung entgehen?
       
       Elch Emil: Sie stellen Fragen. Wahrscheinlich bin ich Ostpole.
       
       taz: Alle fragen sich jedenfalls, was Sie vorhaben? 
       
       Elch Emil: Ach wissen Sie, ich bin noch recht jung und will mir die Welt
       anschauen, solang das noch geht.
       
       taz: Es heißt, Sie seien womöglich auf Brautschau? Von einer gewissen
       Emilia ist die Rede. 
       
       Elch Emil: Ich glaub, mich knutscht ein Elch.
       
       taz: Medien berichten intensiv über Ihre Migrationsroute und Standorte,
       fühlen Sie sich überwacht? 
       
       Elch Emil: Nö, ich guck ganz gerne in die Kamera.
       
       taz: Gleichzeitig warnen Tierschutzvereine davor, Ihnen zu nahe zu kommen,
       weil Sie das stressen könnte. 
       
       Elch Emil: Wirke ich gestresst auf Sie?
       
       taz: Nicht die Bohne. 
       
       Elch Emil: Klar, manchmal wird’s mir etwas zu bunt, wenn ich durch
       Wohngebiete komme oder an einer Ampelkreuzung lande und die Signale nicht
       verstehe. Aber ich fühle mich exzellent begleitet von der Polizei.
       
       taz: Am Wochenende informierte die österreichische Bahn ihre Passagiere
       über eine Streckensperrung in St. Pölten mit der Begründung: „Tiere im
       Gleisbereich (Emil)“. Was wollten Sie mit Ihrer Protestaktion erreichen? 
       
       Elch Emil: Damit hatte ich nichts zu tun. Ich lief ganz normal neben der
       Bahn her, aber offenbar gab es Gerüchte, ich wolle die Gleise blockieren.
       
       taz: Es kursierten auch Gerüchte, Sie wollen in Wien einmarschieren. 
       
       Elch Emil: Ich hatte das ursprünglich für Samstag geplant, mich dann aber
       kurzfristig dagegen entschieden.
       
       taz: Wieso?
       
       Elch Emil: Verrat ich nicht.
       
       taz: Fliehen Sie vor dem Klimawandel? 
       
       Elch Emil: Ich würde mich jetzt nicht als Klimaflüchtling bezeichnen, aber
       Schweden ist schon ein Sehnsuchtsort.
       
       taz: Dann laufen Sie aber in die falsche Richtung. 
       
       Elch Emil: Ach was.
       
       taz: Die große Elchwanderung ist ein schwedisches TV-Format, das zwei
       Wochen lang 24 Stunden Elche live bei ihrer Wanderung begleitet. Würden Sie
       bei einem solchen Format mitmachen? 
       
       Elch Emil: Sofort.
       
       taz: Bei der Premiere der Sendung 2019 sahen die Zuschauer*innen 30
       Stunden lang nur Eisschollen durchs Bild treiben. Auf die Beschwerde der
       Chefs entschuldigte sich Formaterfinder Johan Erhag mit: „Moment, ich ruf
       die Elche kurz an, vielleicht stecken sie noch in einer Konferenz.“ Hätte
       Slow-TV mit Elchen auch im deutschsprachigen Raum eine Chance? 
       
       Elch Emil: Definitiv. Mir hat nur leider noch niemand ein Angebot gemacht.
       Ich hab gehört, dass es zu viele Talkshows im Fernsehen geben soll. Eine
       Elchshow wäre eine echte Alternative.
       
       8 Sep 2025
       
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   DIR [1] https://web.facebook.com/groups/2489156088129848/?locale=de_DE&_rdc=1&_rdr
   DIR [2] https://elch-emil.at/
   DIR [3] https://www.krone.at/3888604
   DIR [4] https://www.heute.at/s/elch-alarm-in-wien-emil-schwimmt-in-der-donau-120126606%5D
       
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