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       # taz.de -- Krieg in Nahost: Zwischen Diplomatie und Terror
       
       > US-Präsident Trump drängt auf ein Ende des Krieges im Gazastreifen – doch
       > die Hürden sind groß. Derweil sterben bei einem Anschlag in Jerusalem
       > sechs Israelis.
       
   IMG Bild: Trump behauptet, bei Freilassung aller Geiseln, werde er für ein Ende des Kriegs sorgen. Protest von Angehörigen in Jerusalem
       
       Tel Aviv taz | US-Präsident Donald Trump hat sich erneut in die
       Verhandlungen um ein Ende des Krieges im Gazastreifen eingeschaltet und
       dabei für Hoffnung wie Irritation gesorgt. Für die Hamas sei der jüngste
       US-Vorschlag die „letzte Warnung“, schrieb Trump am Sonntag auf seinem
       Online-Netzwerk Truth Social. „Die Israelis haben meine Bedingungen bereits
       akzeptiert.“ Welchen Bedingungen Israel zugestimmt haben soll, ließ er
       allerdings offen.
       
       Der jüngste Vorstoß geht laut dem US-Nachrichtenportal Axios auf eine
       Golfpartie zwischen Trump und seinem Sondergesandten für den Nahen Osten,
       Steve Witkoff, vor einer Woche zurück. Dabei soll der US-Präsident seinen
       Sondergesandten beauftragt haben, erneut auf ein Abkommen für ein Ende des
       Krieges und die Freilassung aller Geiseln hinzuarbeiten. Witkoff soll
       daraufhin – an Katar und Ägypten vorbei – über einen US-palästinensischen
       Unternehmer und einen israelischen Friedensaktivisten an die Hamas
       übermittelt haben, dass Trump bei sofortiger Freilassung aller Geiseln
       persönlich für ein Ende des Krieges sorgen werde.
       
       Im Januar war zuletzt eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas im
       Gazastreifen in Kraft getreten, in deren Rahmen wurden etwa zwei Dutzend
       Geiseln aus Gaza zurück nach Israel gebracht. Israel beendete diese Phase
       jedoch nach etwa zwei Monaten, der Krieg begann erneut. Seither scheitern
       [1][die Vermittler Katar], Ägypten und USA stets an denselben Hürden:
       Israel fordert die Freilassung aller Geiseln sowie die Kapitulation und
       Entwaffnung der Hamas. Die radikalislamische Gruppe fordert hingegen ein
       endgültiges Ende des Krieges und einen Abzug Israels aus dem Gazastreifen.
       Dafür ist sie wohl bereit, die politische Kontrolle abzugeben, nicht aber
       sich entwaffnen zu lassen.
       
       ## Diskrepanzen bei den Angaben zu den Geiseln
       
       Trump zeigte sich am Sonntag dennoch optimistisch: „Ich denke, wir werden
       bald einen Deal in Gaza haben.“ Mit Blick auf die Zahl der noch lebenden
       Geiseln in der Gewalt der Hamas erklärte er: „Es könnten etwas weniger als
       20 sein, weil sie dazu neigen zu sterben.“ Trump sprach zudem von „20
       Menschen und 38 Leichen, ich denke, wir werden sie alle rausholen.“
       Israelischen Angaben zufolge befinden sich noch 48 lebende und tote Geiseln
       im Gazastreifen.
       
       Die Hamas beharrt aber weiter auf ihren Forderungen. Versprechungen des
       US-Präsidenten dürfte sie zudem misstrauisch gegenüberstehen. Denn die
       Freilassung der [2][US-israelischen Geisel Edan Alexander] hatte im Mai
       nicht zu verstärktem Druck aus Washington für ein Kriegsende geführt. Zudem
       sieht sie [3][in der zunehmenden Isolation Israels] wegen seines brutalen
       Vorgehens in Gaza auf Kosten der palästinensischen Zivilbevölkerung einen
       Erfolg.
       
       ## Tödlicher Terroranschlag in Jerusalem
       
       Vor Ort stehen die Zeichen auf Eskalation: Am Montagmorgen eröffneten zwei
       palästinensische Terroristen aus dem besetzten Westjordanland das Feuer in
       einem Linienbus in Jerusalem und töteten dabei mindestens sechs Menschen,
       weitere wurden schwer verletzt. Die Angreifer wurden erschossen. Die Hamas
       begrüßte den Anschlag.
       
       Es ist einer der schwersten Terrorangriffe [4][seit dem Hamas-Überfall am
       7. Oktober 2023]. Er weckt außerdem böse Erinnerungen an die zweite
       Intifada in den frühen 2000er Jahren, damals starben Hunderte Israelis bei
       Anschlägen, die oft auch Bussen galten.
       
       [5][Der rechtsextreme Siedler und Finanzminister Bezalel Smotrich] forderte
       daraufhin, die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) zu zerschlagen und
       die Dörfer, aus denen die Angreifer stammen, zu zerstören. Experten hatten
       immer wieder gewarnt, dass eine Schwächung der PA eine Stärkung Radikaler
       im Westjordanland bedeuten könnte.
       
       Die Palästinensische Autonomiebehörde erklärte in einem Statement: Man
       bekräftige die „unmissverständliche Ablehnung und Verurteilung der Angriffe
       auf Zivilisten – sowohl palästinensische als auch israelische – sowie ihre
       Ablehnung aller Formen von Gewalt und Terrorismus, unabhängig von deren
       Herkunft“.
       
       8 Sep 2025
       
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