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       # taz.de -- Erste Potsdamer Armutskonferenz: Armut auch in der Sanssouci-Stadt
       
       > Potsdam lud zu seiner ersten Armutskonferenz ein. Bis 2027 soll ein
       > Maßnahmenplan stehen.
       
   IMG Bild: Erste Armutskonferenz: Nicht allen in Potsdam geht es gut
       
       Potsdam taz | Villenviertel, Schlösser, historische Gärten – Potsdam
       scheint keine arme Stadt zu sein. Doch eben sie hielt am Dienstag ihre
       erste Armutskonferenz ab. Etwa 200 Teilnehmende, darunter
       unterschiedlichste Träger vom Potsdamer Jugendamt über die Caritas bis hin
       zum Seniorenbeirat, kamen zusammen, um die Armut in der Stadt zu bekämpfen.
       
       „Die wichtigsten Stakeholder der Stadt sind heute da“, freute sich dabei
       Brigitte Meyer. Sie ist Beigeordnete für Ordnung, Sicherheit, Soziales und
       Gesundheit der Stadt. „Armut ist in dieser Stadt nicht sichtbar“, sagt
       Meyer. Wer sie sucht, finde sie aber in den Schlangen vor den Suppenküchen,
       bei Beratungsangeboten und hinter verschlossenen Türen.
       
       Wie groß das Problem ist, war in Potsdam lange unbekannt. 2022 wollte die
       Stadt schließlich Klarheit und gab beim Institut für Institut für
       Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (ISG) einen [1][Armutsbericht] in
       Auftrag. Das Ergebnis: 16 Prozent der Einwohner:innen sind
       armutsgefährdet. Etwas weniger als der Bundesdurchschnitt mit 17 Prozent
       also, aber mehr als in Brandenburg allgemein mit 15 Prozent.
       
       ## Konkrete Maßnahmen 2027
       
       [2][Die Armut verteilt sich dabei ungleichmäßig.] Im nördlichen Bezirk I
       etwa sind nur acht Prozent gefährdet; im südlichen Bezirk VI, also
       Schlaatz, Waldstadt I und II sowie Potsdam Süd, sind es dagegen etwa 23
       Prozent. „Es gibt Stadtbereiche in denen Armut zum Alltag dazu gehört und
       es gibt andere, in denen Armut fast unbekannt ist“, sagt Dietrich Engels
       vom ISG.
       
       Bei bestimmten Gruppen kommt Armut besonders oft vor – in Potsdam wie
       bundesweit. Dazu gehören Arbeitslose, Alleinerziehende Mütter, Menschen mit
       Migrationshintergrund, Senioren und Menschen mit Behinderung. Meist kommen
       sie aus einem familiären Umfeld ohne akademischen Abschluss und haben oft
       selbst weniger Bildung genossen.
       
       Die Schicksale dieser Personen kennen die Beratungsstellen aus ihrer
       Praxis. „Armut erschöpft körperlich und mental“, sagt Franziska Löffler von
       dem Kinderbüro der Potsdamer Arbeiterwohlfahrt (AWO). [3][Das nehme
       besonders Kinder mit.] Um Betroffenen zu helfen, forderte die Liga der
       freien Wohlfahrtsverbände, der auch die AWO angehört, unter anderem mehr
       sozialen Wohnungsbau, vergünstigten öffentlichen Nahverkehr und
       Kulturangebote für Betroffene und kostenlose Unterrichtsmaterialien für
       ihre Kinder.
       
       „So eine Konferenz ist nicht dazu da, um über konkrete Maßnahmen zu
       sprechen“, sagt aber Julia Baumann. Sie betreut als Fachkoordinatorin für
       Armutsprävention das Projekt. Zunächst solle eine Strategie entstehen, was
       Potsdam wie gegen Armut tun möchte. Man müsse unter Behörden und
       Beteiligten eben erst mal zusammenrücken.
       
       Dafür gibt es an diesem Dienstag verschiedene Workshops, die sich an den
       Interessen der Teilnehmer – wie etwa Bildung, Inklusion oder Wohnen –
       orientieren und zum Debattieren einladen. Ergebnisse sind bis
       Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Aber die Teilnehmer:innen haben
       Zeit. Erst 2027 und nach einer zweiten Armutskonferenz soll es um einen
       konkreten Maßnahmenplan gehen.
       
       9 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.potsdam.de/system/files/documents/armutsbericht_potsdam_finale_fassung.pdf
   DIR [2] /Armut-in-Deutschland/!6067280
   DIR [3] /Umfrage-zu-Kinderarmut/!6107867
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Moritz Tübbecke
       
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